Protest gegen die Tarifeinigung und diesen Abschluss

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

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Wie bewertet ihr nach Schulnoten das ausgehandelte Tarifergebnis mit Blick auf eine mögliche Übertragung in den Beamtenbereich?

1 - sehr gut
1
5%
2 - gut
0
Keine Stimmen
3 - befriedigend
5
26%
4 - ausreichend
4
21%
5 - mangelhaft
2
11%
6 - ungenügend
7
37%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 19

B...

Protest gegen die Tarifeinigung und diesen Abschluss

Beitrag von B... »

Tarifeinigung perfekt: > http://www.tagesschau.de/wirtschaft/tar ... ikt24.html
http://www.dbb.de/dbb-beamtenbund-2006/ ... chluss.pdf

Ich jedenfalls bin enttäuscht und werde heute noch folgendes unten aufgeführtes Schreiben per eMail an den dbb und den BDZ (meiner Gewerkschaft) schicken.

Kontaktdaten dbb: > http://www.dbb.de/dbb-beamtenbund-2006/3139.php
Kontaktdaten BDZ: > post@bdz.dbb.de

Am Liebsten würde ich denen die Postfächer zumailen, bis die Server glühen. :twisted:
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Sehr geehrte Damen und Herren

Zu dem am 31. März 2008 ausgehandelten und von Gewerkschaftsseite, also auch Ihnen, zugestimmten Tarifabschluss Bund / Kommunen 2008 möchte ich meinen Protest ausdrücken. Mit diesem Abschluss bin ich ganz und gar nicht einverstanden. Das Ergebnis entspricht in keinster Weise meinen Erwartungen. Wie kann man 8% aber mindestens 200 Euro im Monat für ein Jahr fordern und dann so einem Abschluss zustimmen.

Angesicht dessen, dass die Abschlüsse im Tarifbereich des öD das Maximum dessen ist, was hinterher per Gesetz auf die Beamten übertragen wird, ist das Ergebnis eine absolute Enttäuschung. Dem hier zugestimmten Abschluss gebe ich eine glatte 5. Eine 4 entspräche einem Ausreichend. Dieser Abschluss ist nicht ausreichend. Wie kann man angesichts solch eines Abschlusses dies noch als großen Erfolg der Gewerkschaften bezeichnen? Dieser Abschluss verdient nicht meinen Respekt, nein überhaupt nicht. Dieses Ergebnis beinhaltet gerade mal den Ausgleich für die in diesem und nächsten Jahr zu erwartende Inflation.

Und kommen Sie mir jetzt nicht mit dem Argument angesichts der gespannten Haushaltslage der öffentlichen Kassen wollte man die Arbeitgeberseite nicht überfordern. Die Haushaltslage von Bund und Kommunen ist immer desolat. Das war vor 30 Jahren schon so, ist heute so und wird in 100 Jahren immer noch so sein.

Das beim Zeitpunkt der Erhöhung in Ost und West schon wieder Unterschiede gemacht werden, ist eine Ohrfeige für die Beschäftigten im Osten. Wie konnte ver.di dem zustimmen? Wie konnte der dbb dem zustimmen? Das empfinde ich als schändlich und ich werfe der Gewerkschaftsseite diesbezüglich glattes versagen vor. Die geplante Erhöhung der Arbeitszeit im Westen ist hinsichtlich der ausgehandelten Lohnerhöhungen (5,1 und 2,8 %) nicht hinnehmbar.

Warum hat man nicht einmal den Versuch eines Streiks zu einem besseren Ergebnis unternommen. Traut sich ver.di diesen nicht zu?

Das gefundene Ergebnis lässt bereits wieder Schlimmes für den Beamtenbereich befürchten.
Wird erst wieder mit Verzögerung von mehreren Monaten das Ergebnis übertragen? Bekanntlich werden im Beamtenbereich außerdem von jeder Besoldungserhöhung auch noch 0,2% für die Versorgungsrücklage abgezogen. Sollte sich bei der Übertragung des Ergebnisses auf den Beamtenbereich auch wieder eine verzögerte Erhöhung Ost gegenüber West ergeben, oder die Arbeitszeit im Beamtenbereich wegen dem Tarifergebnis weiter erhöht werden, wäre das mit Recht ein weiterer Grund für massenhafte Austritte aus den Gewerkschaften. Damit kann kein Mitglied und schon gar kein Nichtmitglied zufrieden sein.

Schade, Chance vertan.

Mit kollegialem Gruß,
ein vom Ergebnis enttäuschtes BDZ-Mitglied.
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leonsucher
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Beitrag von leonsucher »

Und genau deshalb ist es als Beamter untunlich ( welch schönes Beamtendeutsch ), in einer Gewerkschaft organisiert zu sein.

1. Man kann sich nicht einmal durch gewollten Streik gegen gewisse Divergenzen wehren.

2. Eine Gewerkschaft oder ein Verbund, welcher die Interessen der Beamten vertritt und bei Tarifverhandlungen gar kein Mitsprache-, sondern höchstens ein geduldetes Anwesenheitsrecht hat , widerspricht dem Grundgedanken von fairen Verhandlungen zweier gleichberechtigter Partner schon in sich selbst.
Damit meine ich ausdrücklich alle konkurrierenden Gewerkschaften auf Beamtenebene, ob sie nun in der Tarifunion sind oder sich anderweitig im Kompetenzengerangel gegenseitig zerfleischen.

Der Plan der Arbeitgeber ist voll aufgegangen.
Einen kleinen Brocken hingeworfen, der moralisch, mathematisch und vom Gerechtigkeitsempfinden unanehmbar war.
Dieser wurde dann weiter aufgesplittet, so dass es keinen reellen Vergleich zwischen Bezahlung, Arbeitsszeit und Status im öffentlichen Dienst Deutschlands mehr gibt.
Je nach " Branche " und Tätigkeit da mehr arbeiten, dort früher bzw. später mehr verdienen und hier etwas mehr Urlaub.

Im Hinblick zur Übernahme auf die Bundes - und Kommunalbeamten bzw. dessen Diktat darauf wird mir ganz anders.
Es gibt nichts zu verhandeln, war der Tarifabschluss vorher zu teuer, wird hier wieder eingespart.
Die möglichen Mittel sind bekannt, Arbeitszeitverlängerung, Ausgleich unter Inflationsniveau, Benachteiligung von Besoldungsgruppen usw.
Nicht umsonst steht erst das Dienstrechtneuordnungsverfahren im Bundestag an.
Erst danach wird man sehen, was effektiv rumkommt.

Ich tippe auf Kostenneutral............... :roll:
ZHS
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Beitrag von ZHS »

@Bombadil
Du hast es auf den Punkt gebracht. Nur leider wird der Grossteil der Leute diesen Abschluss als Erfolg feiern. Du siehst ja schon in den Posts von "Dies und Das", wie A.S*** theoretisch ein Plus von 5,2 % hat.
Dass:
die Strom- und Gaspreise zum 1.4 wieder einmal steigen,
die Tiefkühlkost um 8,4 % erhöht wird,
der Kraftstoff für den Weg zur Arbeit immer teuer wird,
und
und
und

das sieht sie nicht. Meine Fresse, wie kann man so hirnlos durch die Gegend laufen?
Und wer weiss, was sich Herr Schäuble einfallen lässt, um wieder die Beamten zu schröpfen?
Ich hab sowas von die Faxen dicke. Die Beamten werden vera..... nach Strich und Faden und keiner sagt was.

Der ZHS
Binö
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Titel:

Beitrag von Binö »

@ Meine Vorschreiber

Ein Schelm der "Böses" dabei denkt, daß am heutigen Tag der Abschluß Verkündigt worde...sonst hätte man es glatt für einen "Aprilscherz"halten könne.... :twisted:
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Mikesch
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Beitrag von Mikesch »

Binö hat geschrieben:..sonst hätte man es glatt für einen "Aprilscherz"halten könne.... :twisted:
Der ist gut :wink:

Als ich das heute gehört hatte, konnte ich es kaum glauben. Da kommt ja noch nicht einmal die Inflationsrate bei raus.
Und selbst wenn, ist ja so auch nicht richtig, es gibt ja noch nicht einmal das wieder, was man uns vorher abgenommen hat :twisted:
Unverständlich, wie die Gewerkschaften da so einknicken konnten und das als Sieg feiern können und die Arbeitgeber jammern auch noch!

Ich gehöre ja eher zu den Verstehern unseres Dienstherrn und predige Zufriedenheit und vertrete den Standpunkt, dass Etliche ganz gut Leben können und eine Auszeit verdauen könnten ;-)

Was ich schon seit vielen Jahren (nahezu 20 Jahre) vermisse, ist eine deutliche soziale Komponente der Abschlüsse.
Warum bekommen die unteren Lohngruppen nicht endlich mal deutlich mehr?
Krankenkasse, Lebenshaltungskosten usw. sind für alle gleich, aber es macht einen Unterschied, ob ich dann vielleicht noch 200 Euronen übrig habe oder 1000!
Die Schere geht immer weiter auseinander!
Jeder der mich kennt weiß, dass ich eher der Antisozi bin ;-)
Aber viele der gut verdienenen sollen mir nicht damit kommen, dass sie es auch verdient hätten. Etliche Kollegen machen die gleiche Arbeit, bloß, der Eine verdient 1000 Euronen mehr.

Gewerkschaften? Für mich sind die schon seit Langem eine Nullnummer.

Und ob oder wieviel die Beamten von dem Abschluss was abbekommen, sei noch dahingestellt. Das wäre in meiner Erinnerung seit 1972 das erste Mal, dass ein Abschluss voll übernommen werden würde.

Aber schreibt euch mal richtig den Frust von der Seele, das tut gut :D
Aber wer soll was ändern?

cu,
Mikesch

P.S.
Zur Erinnerung an 1972
Das war zu einer Zeit, als es noch Gewerkschaften gab, also solche, die das Interesse ihrer Beitragszahler vertraten und noch wussten, wie man das Wort Solidarität schreibt. Auch die Arbeitnehmer wussten damals mit diesem Wort noch etwas anzufangen.
Zuerst setzten Angestellte und Arbeiter des öffentlichen Dienstes Ihre Forderung durch, hier ging es damals um gut 10%. Dieser Abschluss sollte natürlich nicht für die Beamten gelten, die damals fast am Hungertuch nagten.
So war es denn in einer Zeit der Eintracht, dass die Angestellten und Arbeiter für die Beamten auf die Strasse gingen und streikten, auf dass der Abschluss auch für die verarmten Beamten gelten solle.
So kamen dann damals auch die Beamten aus dem Tal des Jammers heraus.
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B...

Beitrag von B... »

Vom dbb habe ich heute bereits ein Antwortschreiben auf meine Protestmail von gestern erhalten, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
---------------------
vielen Dank für Ihre Mail vom gestrigen Tag. Sie setzen sich darin mit dem Tarifkompromiss auseinander und werfen weiterhin die Frage auf, warum nicht für ein besseres Ergebnis gestreikt worden sei. Darauf will ich Ihnen gerne antworten.

Das Ergebnis bringt den Beschäftigten bis zu 8,7 Prozent mehr EInkommen, zählt man lineare Erhöhung, Sockel und Einmalzahlung zusammen. Das ist ein ordentlicher Wert. Dies wird von vielen anderen Kolleginnen und Kollegen auch so gesehen. Auch im Vergleich mit anderen Branchen ist dieser Abschluss absolut vorzeigbar. Natürlich stellt das Ergebnis einen Kompromiss dar und setzt nicht einfach unsere Forderungen um. Die verzögerte Anpassung im Osten ist Teil dieses Kompromisses, den wir akzeptieren mussten. Aus Sicht der dbb tarifunion ist es ebenfalls so, dass das gewonnene Geld für die Kommunen im Osten nicht aufwiegen sollte, was an Enttäuschung bei den Beschäftigten zurück bleibt. Gleichwohl gehören, wie bereits gesagt, auch diese Teile zum Gesamtpaket. Hier war für einen sich immer weiter ausdifferenzierenden Öffentlichen Dienst zu verhandeln, der in großen Teilen unter Konkurrenzdruck mit der Privatwirtschaft steht. Auch dies ist bei der Gesamtbewertung zu berücksichtigen.

Warum nicht gestreikt wurde? Ihre Annahmen, dass ver.di und der dbb tarifunion der Mut fehlte, geht an den Tatsachen vorbei. Das haben wir zuletzt 2006 mit einem Streik im Landesbereich bewiesen, den wir über mehr als ein viertel Jahr geführt haben. Schon vor der Einkommensrunde haben wir selbstverständlich die entsprechenden Planungen begonnen und nachdem sich die tarifpolitische Situation verschärft hatte, noch einmal konkretisiert. Die Frage nach der mentalen Streikbereitschaft der Beschäftigten, derem Mut also, ist nicht einheitlich zu beantworten. Hier sind die Unterschiede riesig. Klar ist jedoch, um einen Streik gegebenenfalls monatelang führen zu können, benötigen sie die Unterstützung nahezu des gesamten Öffentlichen Dienstes. Diese Probe vermieden zu haben, ist ken Zeichen von Schwäche, sondern angesichts des guten Ergebnisses nur vernünftig.

In Ihrem Schlußsatz führen Sie aus, dass mit dem Ergebnis kein Mitglied und schon gar kein Nichtmitgleid zufrieden sein könne. Vielleicht ist die große Zahl der Nichtmitglieder, derjenigen also, die nicht bereit sind, mitzutun, ein Grund dafür, dass der Kompromiss Ihren Vorstellungen nicht entspricht?

Mit freundlichen Grüßen

U. H. /edit by Admin
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leonsucher
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Beitrag von leonsucher »

Tja, Bombadil, ich hätte es für meine hauptsächlich vertretene Klientel ( Arbeiter und Angestellte im ö.D. ) auch nicht besser erklären können.......... 8)

Fakt ist, dass die ( sich vertreten gefühlten ) Beamten einen Abschluss weit über den erreichten Ergebnissen bräuchten, um halbwegs angemessen einen gesetzlichen Ausgleich für die jahrelangen Kürzungen von Herrn Schäuble zu erwarten.
Dies ist nicht passiert.

Und deshalb wird munter weitergespart, immerhin gibt es ja einen unverrückbar und langfristig fest eingeplanten Titel im Staatshaushalt, und der heisst Beamtenbesoldung.......... :cry:
Zöllner
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Beitrag von Zöllner »

Wenn man einmal nach der sogenannten Versorgungsrücklage fragt, die uns mit 0,2 % bei jeder Erhöhung abgezogen wird, ist die Antwort verblüffend:
Als der Finanzminister noch Waigel hieß, hat dieser angeordnet, daß der Bund in diese Kasse Schuldscheine hinterlegt, die an Banken vorher verkauft wurden. Das Geld für diese Verkäufe wandert natürlich in den normalen Bundeshaushalt. (Schuldverschreibungen des Bundes)
Damit hat man damals nichts weiter gemacht, als ein neues Schuldenkonto zu eröffnen.

Wieviel Geld in Schuldscheinen in dieser Versorgungsrücklage mittlerweile angesammelt sein soll, ist nicht einmal unseren hochgelobten Gewerkschaftsbossen bekannt. Wahrscheinlich ist von oben ein entsprechender Maulkorb gleich mitgeliefert worden. Denn dass diese Schuldscheine beim Bund jemals eingelöst werden können, dürfte selbst dem berühmten Milchmädchen klar sein.
"Man hat viel Philosophie nötig, um das zu bemerken, was man täglich sieht"
(Jean jacques Rousseau)
Binö
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Beitrag von Binö »

@Zöllner

Kopf hoch...und auf die Zehenspitzen stellen, da steht dann das Wasser nur bis zum Hals und nicht Unterkante Unterlippe... :twisted:

(Sarkasmus)
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