Entlassung Beamter auf Widerruf

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asnty
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Entlassung Beamter auf Widerruf

Beitrag von asnty »

Guten Abend liebe Beamtentalk Gemeinde.

Ohne vorher groß rumzuschwafeln fang ich lieber gleich mal an.

Ich bin seit 09/2013 Anwärter in der Finanzverwaltung in Sachsen-Anhalt im Mittleren Dienst.
Ich bin seit nun genau 6 Jahren auf den Tag Diabetiker und hatte somit bis dato einen Grad der Behinderung (GdB) von 40%.
Seit 11/2013 wurde ich nun 'endlich' mit einem Schwerbehindertenausweis und den 50% GdB ausgestattet.

Am Anfang war noch alles okay. Job machte Spaß, ich freute mich jedes mal darauf, pipapo.
Nun kamen dann die ersten Prüfungen die ich durschnittlich bis gut absolvierte.
Dennoch kam durch den Diabetes immer wieder Fehltage, worauf mich auch schon meine Ausbildungsleiterin darauf ansprach.
Ich musste mich also nun erklären weshalb ich immer wieder kurzzeitig ( 1-3 Tage ) fehle. Ich beantwortete die Frage einfach damit,
dass wenn ich einen hohen Blutzucker nachts habe, mich am nächsten Morgen unwohl fühle und mich desöfteren Übergeben muss und mich
somit nicht in der Lage fühle auf Arbeit zu erscheinen. Was noch zu erwähnen ist, das sie hierbei den Personalrat hinzuzog der, wie zu erwartend, natürlich
voll und ganz auf ihrer Seite stand. wortwörtlich: 'Ich solle doch eher desöfteren meinen Diabetologen aufsuchen und das sehr schnell in Griff bekommen.'
Nun gut, war Ihre Meinung aber ich finde wie ich mit meinem Arzt zusammenarbeite und in welchen Abstände ich ihn aufsuche, das ist immernoch meine Sache.
Bis dato hatte ich um die 37 Fehltage im Jahr 2014. Ich sprach mit meinem damaligen Sachgebietsleiter (SGL) schon darüber, wie es aussieht mit der Verlängerung
der Ausbildung. Er gab mir dazu keinen Kommentar und 2 Wochen später kam meine Ausbildungsleiterin auf mich zu und unterhielt sich mit mir über dieses Thema.
Wir hatten damals alle so eine Art Leitfaden bekommen, welche Aufgaben wir in welchem Bereich zu erfüllen hatten und das mit Steuernummern kommentieren mussten.
Den Bereich um den es ging hatte ich zu 99% erledigt wodurch sie meinte das hier kein Grund bestände darüber nachzudenken, da in der Bewertungsstelle eh nicht viel los ist
und man problemlos dort 2 Wochen 'abzwacken' konnte.

Mir ging es ungefähr seit Ende Somme nicht mehr ganz gut. Ständige Depressionen, Hass und Aggressionen die ich nicht nur im Beruf hatte.
Ich habe mich immer hilfloser gefühlt und konnte bald nicht mehr. Ende September musste ich wegen den Noten zur Zwischenprüfung zu meiner Vorsteherin.
Diese Noten fielen diesmal nicht so gut aus. Durchschnitt ~ 4,7 Pkt. (Mindestsoll 8 Pkt). In diesem Gespräch bemerkte sie auch, dass sie einen Bericht an die Oberfinanzdirektion
senden muss, ob ich die Ausbildung schaffe oder nicht. (wegen der Noten) Wenn sie hineinschreibt das ich es schaffe passiert nichts und wenn sie sagt ich schaff es nicht, dann werde ich entlassen. Und ob ich mir diesen Beruf gut ausgesucht habe und ob es das Richtige für mich ist.
Ich sollte es ihr nicht beantworten sondern selbst drüber nachdenken.

So kam es dann das ich im Oktober einen völligen Nervenzusammenbruch hatte, ich schloss mich auf Toilette ein und habe nur noch geweint.
So dumm das auch klingt, ich war nervlig total fertig. Ich bin nach über 2 Stunden dann zu einem SGL und habe ihm gesagt, dass ich mich nicht gut
fühle und gern zum Arzt gehen würde. Kein Problem. Ab zum Arzt und dem Arzt die Geschichte erzählt. Erstmal 2 Wochen krank geschrieben mit Verdacht auf Burn-Out.
Ich fühl(t)e mich zwar schon schwach mit meinen Nerven aber sowas wie Burn-Out? Ich? Niemals.
Ich bin ein Mensch der viel einsteckt und viel in sich hinein geht und Dinge hinterfragt. Ich mache lieber erstmal alles mit mir selber aus und schlucke lieber so manche
Worte runter bevor ich mich zu sehr aufrege. Nun kam es dann das ich mich weitere 3 Wochen krank schrieben lies und darin bin ich momentan.

Ich habe mir bis hier viele Gedanken um meine Zukunft gemacht , wie es denn weiter geht. Und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich diesen Beruf nicht ausüben will.
Ich kann mir nicht vorstellen bis zu meiner Pensionierung diesen Beruf auszuüben. Nun habe ich mich also schonmal für nächstes Jahr woanders beworden. Leider kam bis jetzt
noch nichts, was aber auch zu erwarten war.

Nun meine eigl. Frage: Ich will keinen Antrag auf Entlassung stellen, da ich dann einen Teil des Geldes zurückzahlen müsste.
Angenommen ich würde jetzt weiterhin krank geschrieben werden bis Ende des Jahres, was würde auf mich zukommen?
Würden sie mich laut dem Bericht an die OFD dann entlassen und ich müsste keine Bezüge zurückzahlen?
Was für Unterstützung würde ich dann bekommen? Ich mein Arbeitslosengeld kann ich ja knicken, da ich keinen Anspruch darauf habe.

Ich will definitiv nicht mehr dort arbeiten und versuche mein Möglichstes um dort nicht mehr hingehen zu müssen, nur falls es wirklich nötig ist.
Von den Kollegen nur gemobbt, durch die SGL' (mit Ausnahmen) ebenso und die Vorsteherin meinte ebenso dass es eigl. schade um den Ausbildungsplatz ist. (also das ich den bekam)
Den Personalrat und die Schwerbehindertenvertretung im Amt braucht man nichts erzählen. Anstatt sich dem Problem anzunehmen wird eher gleich der Vorsteherin alles erzählt.
Allgemein ist das dort alles sehr.. wie soll man sagen.. schwierig. Man kann kein Vertrauen zu seinen Kollegen aufbauen.

Jetzt will ich wissen: was haltet ihr davon? Was würdet ihr machen und habt ihr irgendeinen Rat?

MfG asnty
Torquemada
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Re: Entlassung Beamter auf Widerruf

Beitrag von Torquemada »

asnty hat geschrieben: Was für Unterstützung würde ich dann bekommen? Ich mein Arbeitslosengeld kann ich ja knicken, da ich keinen Anspruch darauf habe.
ALG2 gem. SGBII
El Pocho
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Re: Entlassung Beamter auf Widerruf

Beitrag von El Pocho »

Hast du nur solche Probleme in der Praxis oder auch in der Theorie (Mobbing, Krankheit etc.)?
Die Theorie dürfte ja in KW stattfinden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es dort ja relativ angenehm ist.

Mein Rat wäre, das Ganze noch zu beenden. Praxis dürfte ja nicht mehr viel sein (bisschen krank, bisschen Urlaub). Nur noch zu den notwendigsten Zeiten da sein. Die Theorie so gut wie möglich bestehen, aber unter 8 P. Dann bist du ab Oktober 15 frei, hast eine abgeschlossene Ausbildung (keine Lücke im Lebenslauf) und musst nichts zurückzahlen. Bis dahin kannst du dich auch neu orientieren und im Anschluss was sinnvolles machen.

Was für eine Zwischenprüfung meinst du? Eine Zwischenprüfung gibt es eigentlich nur im gD.
DerHagn
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Re: Entlassung Beamter auf Widerruf

Beitrag von DerHagn »

Wieso wurde eig. bei der Einstellungsuntersuchung nicht genauer "hingeschaut?
Wenns wirklich so schlimm ist, dann hör auf.
Aber wieso überlegt man sich vorher nicht, ob die Ausbildung zu einem passt? Leider wurde damit einem anderen Bewerber ein Platz genommen. Muss man meiner Meinung nach so drastisch und deutlich sagen.
Sei ehrlich zu dir selbst, überlege, reflektiere. Auch hinsichtlich (eventueller) zukünftiger Jobs.
Torquemada
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Re: Entlassung Beamter auf Widerruf

Beitrag von Torquemada »

DerHagn hat geschrieben:Wieso wurde eig. bei der Einstellungsuntersuchung nicht genauer "hingeschaut?
Wenns wirklich so schlimm ist, dann hör auf.
Aber wieso überlegt man sich vorher nicht, ob die Ausbildung zu einem passt? Leider wurde damit einem anderen Bewerber ein Platz genommen. Muss man meiner Meinung nach so drastisch und deutlich sagen.
Sei ehrlich zu dir selbst, überlege, reflektiere. Auch hinsichtlich (eventueller) zukünftiger Jobs.
Bitte nicht übertreiben. Ein Diabetiker kann mühelos auch eine Ausbildung im mittleren Dienst absolvieren. Hier scheint mir eher eine Ungeeignetheit für den Beruf vorzuliegen.
DerHagn
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Re: Entlassung Beamter auf Widerruf

Beitrag von DerHagn »

Ich übertreibe keineswegs. Wollte auch damit nicht sagen, dass ein Diabetiker ungeeignet ist.
Warum wird aber bei Personen, die ein paar kg Übergewicht haben ein riesen Fass seitens der Amtsärzte (nicht alle, klar) aufgemacht?
Kenne so einen Fall, wo seitens der Behörde bereits eine Zusage bestand, jedoch der Amtsarzt wegen Adipositas ankündigte auf "nicht tauglich" zu plädieren. Wieso sollten diese Personen ungeeignet für den mD sein?
El Pocho
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Re: Entlassung Beamter auf Widerruf

Beitrag von El Pocho »

Wird jetzt langsam off topic hier...
Fakt ist, dass alle Einstellungsvoraussetzungen gegeben waren und die Ausbildung begonnen wurde. Gerade bei der Ausbildung zum Finanzwirt weiß man nicht, was einen erwartet. Wer eine Ausbildung zum Bäcker macht, weiß, dass er Brötchen backen muss und das früh am Tag.

Als junger Mensch (ab 16 kann es ja losgehen) ist man evtl schnell überfordert, allein mit der Materia Steuerrecht. Dazu kommt dann wie hier eine Erkrankung, die einen einschränkt und dann noch ein SGL, der das ganze noch erschwert. Das Ergebnis ist der Threadersteller.

Daher sollten hier vielleicht sinnvolle Vorschläge kommen und keine weiteren Anfeindungen, dass er den Ausbildungsplatz besetzt. Gewollt war es mit Sicherheit nicht.
asnty
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Re: Entlassung Beamter auf Widerruf

Beitrag von asnty »

Erstmal vielen Dank für die Antworten.
In KW war bisher alles in Ordnung. Kollegen aus anderen Finanzämtern waren auch alle freundlich & co. Dort hat man sich halt verstanden.
Geht ja weiter mit meinen Anwärterkollegen im Amt, welche sich immer wieder das Maul zerfetzen und anderen Kollegen irgendwelche Geschichten erzählen,
sodass diese bereits voreingenommen sind, was mich tierisch aufregt.

Ich hab für mich jetzt entschlossen wenigstens die Theorie abzuschließen, zumindestens versuch ich mein Bestes.
Dann werd' ich am Freitag mal ein Termin mit meiner Vorsteherin machen.
Da sie aber die Andeutung machte, dass sie mich ja bereits vorher los haben will, werde ich mal sehen ob ich überhaupt zur Theorie die letzten Monate dann darf.
Geht ja Januar wieder los.

Im Endeffekt wusste man ja was auf einen zu kommt. Wahrscheinlich hab ich einfach nur nicht gut genug überlegt, grade als junger Mensch geht man dann eher in die Richtung wo es das meiste Geld gibt. Aber ich das hier nicht als Rückschlag, sondern wenn dann eher als Erfahrung.

Wie gesagt, gesucht wird erstmal der beste Weg um dort rauszukommen, denn dort werd' ich definitiv nicht mehr arbeiten. Ich will noch was von meinem Leben haben und nicht am Ende
dann mit kuriosen Gedanken auf Arbeit rumgeistern.
Anwaerter
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Re: Entlassung Beamter auf Widerruf

Beitrag von Anwaerter »

Hallo asnty, :)

erst mal ich kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Mir ist es am Finanzamt ähnlich ergangen.
Das nur, damit es nicht so hart klingt was ich schreibe, ich will dich nicht einschüchtern, ich schreibe nur wie es ist.


asnty hat geschrieben:Diese Noten fielen diesmal nicht so gut aus. Durchschnitt ~ 4,7 Pkt. (Mindestsoll 8 Pkt). In diesem Gespräch bemerkte sie auch, dass sie einen Bericht an die Oberfinanzdirektion
senden muss, ob ich die Ausbildung schaffe oder nicht.
asnty hat geschrieben:Da sie aber die Andeutung machte, dass sie mich ja bereits vorher los haben will, werde ich mal sehen ob ich überhaupt zur Theorie die letzten Monate dann darf.

erst mal das ganz unangenehme

Sie werden schon versuchen auf dich einzureden, dass du freiwillig einen Antrag auf Entlassung stellst.
Es ist ja so, dass Steuergelder sparsam eingesetzt werden sollen. Deshalb versucht man natürlich jemanden, von dem man die Meinung hat, dass er später die Arbeit nicht hin bekommt zu überzeugen frühzeitig zu gehen. Das ist auch in vielen Fällen erfolgreich. Es gibt in der öffentlichen Wahrnehmung eben einfach Menschen, die sehr genau hinschauen, was mit den Steuergeldern geschieht, auch hier im Forum. ...
Vermutlich sind die SGLs und der Ausbildungsleiter auch dazu angehalten, auf solche Anwärter einzureden.

jetzt das etwas erfreulichere

Soweit ich weiß muss man im mittlerem Dienst in keinem Bundesland die Bezüge zurückzahlen, wenn man selbst einen Antrag auf Entlassung stellt. ;)

Es ist nicht so einfach dich vor Ende der Zeit als Beamter auf Widerruf zu entlassen. Normalerweise würde man versuchen einen Anwärter, der nicht freiwillig geht, zum Amtsarzt zu schicken. Der Amtsarzt stellt dann fest, dass man gesundheitlich nicht als Beamter geeignet ist. Dann wird man aus gesundheitlichen Gründen aus dem Dienst entlassen.
Da du aber einen GdB von 50% hast, darf bei dir nur wesentlich weniger an gesundheitlicher Eignung verlangt werden. Das bedeutet, es ist sehr schwierig dich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Dienst zu entlassen. ;)
Ich vermute, man wird nichts unternehmen, um dich vor Ende der regulären Anwärter Zeit zu entlassen, da dies mit hohem Aufwand verbunden wäre, und sich finanziell dann auch nicht für die Dienststelle rechnen würde.

Fazit


Versuche in deiner Behörde einfach möglichst freundlich zu allen zu sein, nimm die Aussagen von den Kollegen nicht persönlich :D und halte keinen anderen von der Arbeit ab. :D ;)

Das geht vermutlich am leichtesten, wenn du innerlich für dich mit dieser Thematik abschließt.

Versuche in der Zeit, in der du noch am Finanzamt tätig bist, beruflich etwas anderes zu finden, dass dir mehr liegt.


Ich wünsche dir viel Erfolg!!!

gglG (+ auf die Schulter klopf)


Ach so, die Frage nach dem Arbeitslosengeld hast du dir ja selbst schon richtig beantwortet. Es gibt nur ALG II
Es hört sich nicht so schlimm an, wie es ist!
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