Hallo,
ich bin Beamter auf Lebenszeit im nichttechnischen Verwaltungsdienst. Ich habe seit ca. 10 Jahren mit psychischen Problemen zu kämpfen. Ich habe deshalb 2 ambulante Therapien gemacht, die mich zwischenzeitlich stabilisiert haben. Des Weiteren war ich immer mal wieder beim Psychiater, um mir ein gewisses Medikament (Antipsychotikum in der geringsten Dosis) verschreiben zu lassen. Trotz der psychischen Probleme hatte ich es lange geschafft, meinen Dienst zu verrichten. Vor 2 Jahren habe ich allerdings die Behörde gewechselt (großer Fehler). Bei dieser Behörde herrschen Zustände (Mobbing, Missgunst, Intrigen etc.), die in Verbindung mit meinen psychischen Problemen dazu geführt haben, dass ich es nicht mehr gepackt habe. Ich bin jetzt krankgeschrieben und werde wohl in eine psychosomatische Klinik gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, danach wieder bei dieser Behörde anzufangen (habe einen Horror davor). Es ist jedoch fraglich, ob mich bei meiner langen Ausfallzeit eine andere Behörde nimmt, auch wenn ich erkläre, dass die Situation bei der Behörde dazu geführt hat, dass ich krank wurde.
Abgesehen davon habe ich in den letzten Jahren gemerkt, dass mir die Tätigkeit im nichttechnischen Verwaltungsdienst ohnehin nicht so zusagt, ich mich aber für IT interessiere. Deshalb hatte ich die Idee, mich nach dem Klinikaufenthalt aus dem Beamtenverhältnis entlassen zu lassen und für ein Studium zum Verwaltungsinformatiker bei einem anderen Dienstherrn zu bewerben (die PKV würde ich in der Zwischenzeit ruhen lassen). Allerdings muss ich davor ja wieder amtsärzlich in Hinblick auf die Eignung für die Lebenszeit-Verbeamtung untersucht werden. Ich würde dem Amtsarzt dann sagen, dass sich mein Gesundheitszustand durch die Klinik stabilisert hat und ich in einem anderen Umfeld (weg von der o.g. Behörde) funktioniere. Glaubt ihr, dass das funktionieren könnte oder ist das eine Schnapsidee, da mich der Amtsarzt bei meiner langjährigen Krankheitsgeschichte im psychischen Bereich ohnehin nicht als geeignet für die Verbeamtung auf Lebenszeit befinden wird?
Für ein paar Einschätzungen wäre ich dankbar.
Entlassung und dann neue Ernennung - realistisch?
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Re: Entlassung und dann neue Ernennung - realistisch?
Hallo Supermario,
vorab wünsche ich dir viel Kraft. Das hört sich nach einer verzwickten Lage an. Bei mir selbst war es auch so, dass ich von einer anderen Behörde bei einem Wechselwunsch aufgrund krankheitsbedingter Fehlzeiten in den letzten 3 Kalenderjahren abgelehnt wurde. Leider ist mir meine Tätigkeit mit meiner Erkrankung (ebenfalls psychischer Natur) nicht leicht gefallen.
Nach einem internen Stellenwechsel läuft es nun etwas besser, doch ich arbeite ebenfalls noch mit einem anstehenden Fachkrankenhausaufenthalt und danach folgender ambulanten Therapie.
Daher mein Vorschlag für dich: gibt es vielleicht in deiner Behörde auch eine Abteilung in die du wechseln könntest, die nicht so schlimm wie deine jetzige ist? Du hast geschrieben, dass die ganze Behörde so ist - vielleicht gibt es ja eine Abteilung, mit der du nicht so viel mit "internem" Kollegium zutun hast?
Deine Idee mit der Entlassung und neuer Verbeamtung hat ein großes Risiko: Wie sieht der Amtsarzt deine gesundheitliche Situation? Bei deiner langen Leidensgeschichte, der Medikation und das du weiterhin "kämpfst" könnte das eine Schwierigkeit werden. Und wenn du dich vorher entlassen lassen hast, dann stehst du bei Punkt 0. Wenn du das machen willst, würde ich mich bewerben, jedoch das bestehende Beamtenverhältnis nicht vor der amtsärztlichen Untersuchung kündigen (um Entlassung bitten).
Hat dein Dienstherr schon signalisiert, dass man dich zum Amtsarzt schicken möchte, oder ist da noch nichts angekündigt?
Wenn du etwas mehr "Luft" zur Genesung benötigst, könnte auch die Teildienstfähigkeit (Stundenreduzierung zwischen 50% bis 99% der Dienstzeit mit 50% Zuschlag der entgangenen Besoldung - zumindest in Niedersachsen) eine denkbare Alternative sein. So müsstest du nicht so viel Zeit in deinem krankmachenden Umfeld verbringen.
Alternativ könntest du auch von dir aus um ein BEM (Betriebliches Eingliederungsmanagement) Gespräch bitten mit dem Ziel, vielleicht eine interne Wechselmöglichkeit zu erreichen. Das BEM Gespräch muss dir vom Dienstherrn nach mehr als sechs Wochen Fehlzeit sowieso angeboten werden.
Ich hoffe, mein Text ist nicht zu viel und du kannst davon etwas für dich mitnehmen.
Grüße
Grillmeister
vorab wünsche ich dir viel Kraft. Das hört sich nach einer verzwickten Lage an. Bei mir selbst war es auch so, dass ich von einer anderen Behörde bei einem Wechselwunsch aufgrund krankheitsbedingter Fehlzeiten in den letzten 3 Kalenderjahren abgelehnt wurde. Leider ist mir meine Tätigkeit mit meiner Erkrankung (ebenfalls psychischer Natur) nicht leicht gefallen.
Nach einem internen Stellenwechsel läuft es nun etwas besser, doch ich arbeite ebenfalls noch mit einem anstehenden Fachkrankenhausaufenthalt und danach folgender ambulanten Therapie.
Daher mein Vorschlag für dich: gibt es vielleicht in deiner Behörde auch eine Abteilung in die du wechseln könntest, die nicht so schlimm wie deine jetzige ist? Du hast geschrieben, dass die ganze Behörde so ist - vielleicht gibt es ja eine Abteilung, mit der du nicht so viel mit "internem" Kollegium zutun hast?
Deine Idee mit der Entlassung und neuer Verbeamtung hat ein großes Risiko: Wie sieht der Amtsarzt deine gesundheitliche Situation? Bei deiner langen Leidensgeschichte, der Medikation und das du weiterhin "kämpfst" könnte das eine Schwierigkeit werden. Und wenn du dich vorher entlassen lassen hast, dann stehst du bei Punkt 0. Wenn du das machen willst, würde ich mich bewerben, jedoch das bestehende Beamtenverhältnis nicht vor der amtsärztlichen Untersuchung kündigen (um Entlassung bitten).
Hat dein Dienstherr schon signalisiert, dass man dich zum Amtsarzt schicken möchte, oder ist da noch nichts angekündigt?
Wenn du etwas mehr "Luft" zur Genesung benötigst, könnte auch die Teildienstfähigkeit (Stundenreduzierung zwischen 50% bis 99% der Dienstzeit mit 50% Zuschlag der entgangenen Besoldung - zumindest in Niedersachsen) eine denkbare Alternative sein. So müsstest du nicht so viel Zeit in deinem krankmachenden Umfeld verbringen.
Alternativ könntest du auch von dir aus um ein BEM (Betriebliches Eingliederungsmanagement) Gespräch bitten mit dem Ziel, vielleicht eine interne Wechselmöglichkeit zu erreichen. Das BEM Gespräch muss dir vom Dienstherrn nach mehr als sechs Wochen Fehlzeit sowieso angeboten werden.
Ich hoffe, mein Text ist nicht zu viel und du kannst davon etwas für dich mitnehmen.
Grüße
Grillmeister
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Re: Entlassung und dann neue Ernennung - realistisch?
Hallo Grillmeister,
herzlichen Dank für deine hilfreiche Antwort.
Ich habe mich in meinem ersten Post nicht ganz korrekt ausgedrückt. Die beschriebenen Zustände herrschen nur in der Abteilung der Behörde, in der ich bis zu meiner Erkrankung gearbeitet habe. Wie es in den anderen Abteilungen ist, weiß ich nicht. Dein Vorschlag, dem BEM-Beauftragten zu sagen, dass ich in eine andere Abteilung wechseln möchte, ist gut. Ich will der Chefin und gewissen Leuten aus der jetzigen Abteilung ehrlich gesagt gar nicht mehr begegnen. Es gibt eine Abteilung, die in einem anderen Gebäude (ein paar Kilometer entfernt) sitzt. Ich werde dem BEM-Beauftragten sagen, dass ich gerne dort hinwechseln würde. Ich denke, dass ich in 1-2 Wochen Post von ihm erhalten werde. Am liebsten würde ich die Behörde komplett verlassen, auch da die Abteilungen hier untereinander einen engen Draht haben und sehr viel getratscht wird (es ist eine eher kleine Behörde in einer ländlichen Gegend). Aber wenn mich keine andere Behörde nimmt, wäre das halt eine Notlösung. Abgesehen davon werden in der ländlichen Gegend hier nicht so oft Stellen ausgeschrieben.
Der Dienstherr hat mir noch nicht signalisiert, dass er mich zum Amtsarzt schicken wird, weil ich noch nicht so lange krankgeschrieben bin.
Eine Teildienstfähigkeit mit einer Stundenreduzierung ist auch eine gute Option, aber wenn, dann nur in der anderen Abteilung. Meine Erkrankung rührte nämlich auch daher, dass meine Vorgesetzte per se von mir forderte, dass ich Überstunden machen soll, weshalb ich mich genötigt sah, abends immer bis 18 Uhr dazubleiben. Dass ich davor kaum Überstunden hatte, sei ein Zeichen von fehlendem Engagement gewesen. Letzteres ist Blödsinn, da ich - obwohl ich kaum Überstunden machte - das Aufgabenpensum gut bewältigen konnte, da ich eine schnelle und effiziente Arbeitsweise habe und dadurch die Defizite, die aus der psychischen Krankheit resultieren, weitestgehend ausgleichen kann. Zudem ist aufgrund meines Krankheitsbildes 2 x wöchentlich HomeOffice wichtig. Dies ist laut der Dienstvereinbarung so auch möglich, die Chefin erlaubt es aber trotzdem nur einmal. Bei der Behörde, bei der ich davor gearbeitet habe, habe ich 2 x pro Woche HO gemacht und die Stunden reduziert und bin so ganz passabel durch den Alltag gekommen. Da waren aber zudem die Kollegen und die Chefin netter.
Viele Grüße
SuperMario
herzlichen Dank für deine hilfreiche Antwort.
Ich habe mich in meinem ersten Post nicht ganz korrekt ausgedrückt. Die beschriebenen Zustände herrschen nur in der Abteilung der Behörde, in der ich bis zu meiner Erkrankung gearbeitet habe. Wie es in den anderen Abteilungen ist, weiß ich nicht. Dein Vorschlag, dem BEM-Beauftragten zu sagen, dass ich in eine andere Abteilung wechseln möchte, ist gut. Ich will der Chefin und gewissen Leuten aus der jetzigen Abteilung ehrlich gesagt gar nicht mehr begegnen. Es gibt eine Abteilung, die in einem anderen Gebäude (ein paar Kilometer entfernt) sitzt. Ich werde dem BEM-Beauftragten sagen, dass ich gerne dort hinwechseln würde. Ich denke, dass ich in 1-2 Wochen Post von ihm erhalten werde. Am liebsten würde ich die Behörde komplett verlassen, auch da die Abteilungen hier untereinander einen engen Draht haben und sehr viel getratscht wird (es ist eine eher kleine Behörde in einer ländlichen Gegend). Aber wenn mich keine andere Behörde nimmt, wäre das halt eine Notlösung. Abgesehen davon werden in der ländlichen Gegend hier nicht so oft Stellen ausgeschrieben.
Der Dienstherr hat mir noch nicht signalisiert, dass er mich zum Amtsarzt schicken wird, weil ich noch nicht so lange krankgeschrieben bin.
Eine Teildienstfähigkeit mit einer Stundenreduzierung ist auch eine gute Option, aber wenn, dann nur in der anderen Abteilung. Meine Erkrankung rührte nämlich auch daher, dass meine Vorgesetzte per se von mir forderte, dass ich Überstunden machen soll, weshalb ich mich genötigt sah, abends immer bis 18 Uhr dazubleiben. Dass ich davor kaum Überstunden hatte, sei ein Zeichen von fehlendem Engagement gewesen. Letzteres ist Blödsinn, da ich - obwohl ich kaum Überstunden machte - das Aufgabenpensum gut bewältigen konnte, da ich eine schnelle und effiziente Arbeitsweise habe und dadurch die Defizite, die aus der psychischen Krankheit resultieren, weitestgehend ausgleichen kann. Zudem ist aufgrund meines Krankheitsbildes 2 x wöchentlich HomeOffice wichtig. Dies ist laut der Dienstvereinbarung so auch möglich, die Chefin erlaubt es aber trotzdem nur einmal. Bei der Behörde, bei der ich davor gearbeitet habe, habe ich 2 x pro Woche HO gemacht und die Stunden reduziert und bin so ganz passabel durch den Alltag gekommen. Da waren aber zudem die Kollegen und die Chefin netter.
Viele Grüße
SuperMario