Erfahrungsberichte Zoll

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Tobiflanderson
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Erfahrungsberichte Zoll

Beitrag von Tobiflanderson »

Moin, ich bin auf der Suche nach Erfahrungsberichten für die Arbeit im gehobenen Dienst beim Zoll, da ich sowohl beim Zoll, als auch beim Finanzamt für ein duales Studium genommen wurde. Diese Berichte dienen dann mit, als Evaluationsbasis für mich um mich für eines zu entscheiden. Wie gefällt dir die Arbeit? Wie kann ich mir konkret deine Arbeit vorstellen? Wie sieht es mit den Beförderungsmöglichkeiten aus? Würdest du es empfehlen? Wie war dein Studium? Generelle Tipps?
deerhunter
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Re: Erfahrungsberichte Zoll

Beitrag von deerhunter »

Hi,
die Arbeit ist je nach Einsatzgebiet interessant bis langweilig! Ist man sportlich und schafft den Waffenlehrgang und findet eine Stelle im Außendienst kann es interessant und abwechselnd sein.
Beförderungsmöglichkeiten eher dünn....A9 - A10 geht noch recht zügig (4 - 6 Jahre nach Studium), A10 - A11 dann nochmal 4 - 8 Jahre, dann wird es zähflüssig und man muss die entsprechende Stelle finden! A13 errreichen längst nicht alle

Würde ich meine Kinder zum Zoll schicken? NEIN
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Aufsteiger85
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Re: Erfahrungsberichte Zoll

Beitrag von Aufsteiger85 »

Tobiflanderson hat geschrieben: 8. Mär 2025, 19:56 Wie gefällt dir die Arbeit?
Mir hat die Arbeit beim Zoll sehr gut gefallen, sei es in der Abfertigung oder im Hauptzollamt. Sofern man die Thematik (Einfuhrabgaben, Bundessteuern, Schwarzarbeit und weitere) interessant findet und gerne juristische Sachbearbeitung macht, ist man in allen Bereichen gut aufgehoben.
Tobiflanderson hat geschrieben: 8. Mär 2025, 19:56 Wie kann ich mir konkret deine Arbeit vorstellen?
Ich kann aus dem Zollamt (Postabfertigung) und dem Hauptzollamt (Nacherhebung, Erstattung, Erlass - kurz NEE) berichten - also beides hatte mit Zöllen und Einfuhrabgaben zu tun.

Postabfertigung hat den Vorteil, dass es "Tagwerk" ist, d.h. man ist nach einem Arbeitstag auch durch mit der Arbeit und hat nichts bzw. selten etwas, das man mit nach Hause nimmt (gedanklich) oder was einen wochenlang beschäftigt. Auch ist es immer wieder spannend, was Leute bestellen und wie viele ganz überrascht sind, dass sie überhaupt ein Paket aus dem Ausland bekommen (ziehen dann aber doch irgendwann die Rechnung raus, weil sie ja doch was bestellt haben :D).

Im Hauptzollamt (NEE) steigt man deutlich tiefer in die Materie ein, weil alles, was nicht direkt im Zollamt gelöst werden kann, auf dem Schreibtisch landet. Man beauftragt Einreihungsgutachten, kümmert sich um Erstattungen und Nacherhebungen, wertet Prüfungsberichte aus usw. Man kann (und muss) sich deutlich besser selbst organisieren, kann dafür aber auch sehr gut eigenverantwortlich arbeiten und das auch zu einem großen Teil im Home Office.
Tobiflanderson hat geschrieben: 8. Mär 2025, 19:56 Wie sieht es mit den Beförderungsmöglichkeiten aus?
Gibt es innerhalb der Laufbahngruppe. Bis A11 sollte für jeden drin sein, der sich nicht komplett doof anstellt (Dienstposten sind in der Regel gebündelt A9-A11). Nach A11 muss man sich auf höher bewertete Stellen bewerben, A12 und gerade A13 sind aber wesentlich weniger vorhanden als darunter.

Sofern du noch vorhast, einen Master zu machen und perspektivisch in den h.D. aufzusteigen, ist der Zoll höchstens als Übergangslösung empfehlenswert, da für den höheren Dienst ausschließlich Volljuristgen und eine kleine Zahl handverlesener Absolventen des HSBund Masters of Public Administration genommen wird.
Tobiflanderson hat geschrieben: 8. Mär 2025, 19:56 Würdest du es empfehlen?
Wenn der weitere Aufstieg (h.D.) keine Rolle spielt, kann ich den Zoll empfehlen.
Tobiflanderson hat geschrieben: 8. Mär 2025, 19:56 Wie war dein Studium?
Dazu kann ich selbst nichts sagen, da ich eine andere Fachrichtung studiert habe.
Tobiflanderson hat geschrieben: 8. Mär 2025, 19:56 Generelle Tipps?
Richte dich darauf ein, während der Anwärter- und Probezeit Spielball der Ausbildungsleitung und der Personalstelle zu sein. Wenn die sagen, du gehst irgendwohin, dann ist das so. Flexibilität wird nur von dir erwartet. Wenn du weder familien- noch ortsgebunden bist, ist das super, da du als Zoll- und somit Bundesbeamter auch bundesweit versetzbar bist. Inzwischen bleibt man aber oft bei dem Hauptzollamt (bzw. dessen Bereich), bei dem man Ausbildung/Studium gemacht hat, da die einzelnen HZÄ ja ihre Bedarfe planen und keiner gerne Leute abgibt.
Tobiflanderson
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Re: Erfahrungsberichte Zoll

Beitrag von Tobiflanderson »

Aufsteiger85 hat geschrieben: 10. Mär 2025, 09:10

Vielen Dank für die ausführliche Antwort, wie du die Arbeit in der Abfertigung beschreibst, klingt das fast schon ziemlich spannend :). Das ganze klingt bestärkender als von manch einem anderen. In den höheren Dienst treibt es mich nicht, aber A12/13 wäre schon nett (perspektivisch). Das ganze klingt bestärkender als von manch einem anderen. Kann man theoretisch mit dem Bachelor vom Zoll noch regulär weiter studieren an einer Uni?
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Aufsteiger85
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Re: Erfahrungsberichte Zoll

Beitrag von Aufsteiger85 »

Tobiflanderson hat geschrieben: 11. Mär 2025, 18:04 In den höheren Dienst treibt es mich nicht, aber A12/13 wäre schon nett (perspektivisch).
A12/A13 gibt es in den Zolämtern in der Regel nur eine Handvoll stellen (Leiter, Vertreter und oft einen Leiter der Einfuhr und einen Leiter der Ausfuhr. Im HZA gibt es außer den Fachgebietsleitern (Achtung: NICHT Sachgebietsleiter!) auch sonst einige A13 und noch mehr A12-Stellen. Wenn man später Familie hat, ist die Arbeit ohne Schichtdienst und ggf. im Home Office auch etwas wichtiger, so dass dann die "Coolness" der Abfertigung etwas in den Hintergrund tritt ;)
Tobiflanderson hat geschrieben: 11. Mär 2025, 18:04 Kann man theoretisch mit dem Bachelor vom Zoll noch regulär weiter studieren an einer Uni?
Ja. Die Bachelor- und Diplom-Studiengänge von der HS Bund sind ein "erster berufsqualifizierender Hochschulabschluss" und in Richtung Verwaltung/Recht/Personal, ggf. auch Wirtschaftswissenschaften steht dir fast alles offen.
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Re: Erfahrungsberichte Zoll

Beitrag von Tobiflanderson »

Aufsteiger85 hat geschrieben: 16. Mär 2025, 14:28
A12/A13 gibt es in den Zolämtern in der Regel nur eine Handvoll stellen (Leiter, Vertreter und oft einen Leiter der Einfuhr und einen Leiter der Ausfuhr. Im HZA gibt es außer den Fachgebietsleitern (Achtung: NICHT Sachgebietsleiter!) auch sonst einige A13 und noch mehr A12-Stellen. Wenn man später Familie hat, ist die Arbeit ohne Schichtdienst und ggf. im Home Office auch etwas wichtiger, so dass dann die "Coolness" der Abfertigung etwas in den Hintergrund tritt ;)
Tobiflanderson hat geschrieben: 11. Mär 2025, 18:04 Kann man theoretisch mit dem Bachelor vom Zoll noch regulär weiter studieren an einer Uni?
Ja. Die Bachelor- und Diplom-Studiengänge von der HS Bund sind ein "erster berufsqualifizierender Hochschulabschluss" und in Richtung Verwaltung/Recht/Personal, ggf. auch Wirtschaftswissenschaften steht dir fast alles offen.
[/quote]

D.h A12/13 zu erreichen ist relativ unrealistisch? Aber wenn ich dich richtig verstanden hab kann man durchaus dann noch "normal" studieren, man hört bei Diplom Finanzwirten immer wieder, das sie den Steuerberater machen, gibt es beim Zoll ähnliches? Btw da mir niemand im FA-Forum antwortet, würdest du eher zum Zoll oder FA in Anbetracht meiner genannten Punkten.
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Aufsteiger85
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Re: Erfahrungsberichte Zoll

Beitrag von Aufsteiger85 »

Tobiflanderson hat geschrieben: 16. Mär 2025, 19:54 D.h A12/13 zu erreichen ist relativ unrealistisch?
Unrealistisch ist das falsche Wort. Man sollte nicht damit rechnen, dass nach A11 auch schnell A12 und dann A13 kommt. Bis A11 geht es, wie gesagt, relativ schnell, danach muss man sich halt bewerben auf höherwertige Stellen und die Konkurrenz ist eben groß, weil der Stellenkegel nach obenhin sehr spitz wird. Und oft spielt das Alter eben auch eine Rolle. Ein Bisschen was ist an dem Satz "es wird nicht der befördert, der es verdient hat, sondern der, der an der Reihe ist" eben doch dran.
Tobiflanderson hat geschrieben: 16. Mär 2025, 19:54 Aber wenn ich dich richtig verstanden hab kann man durchaus dann noch "normal" studieren [...]
Ja klar. Ich habe nach meinem Studium an der HSBund meinen Master an einer öffentlichen Hochschule gemacht.
Tobiflanderson hat geschrieben: 16. Mär 2025, 19:54 [...] man hört bei Diplom Finanzwirten immer wieder, das sie den Steuerberater machen, gibt es beim Zoll ähnliches?
Kann ich dir leider nichts zu sagen. Ich dachte immer, zum Steuerberater wird man durch die Steuerberaterkammer bestellt.
Tobiflanderson hat geschrieben: 16. Mär 2025, 19:54 Btw da mir niemand im FA-Forum antwortet, würdest du eher zum Zoll oder FA in Anbetracht meiner genannten Punkten.
Also wenn dein Ziel ist, Steuerberater zu werden, bist du beim Finanzamt sicher besser aufgehoben. Der Zoll hat fast ausschließlich mit Bundessteuern zu tun. Der Normalbürger aber (abgesehen von Einfuhrumsatz- und KFZ-steuer) in der Regel nicht.

Ansonsten kann ich nur für den Zoll sagen, dass ein schlagendes Argument eben seine Vielseitigkeit ist. Du kannst in die Schwarzarbeitskontrolle, in die Binnen- und Grenzzollämter, an die Flug- oder Seehäfen, in die Vollstreckung, in den Prüfungsdienst, in die Rechtsbehelfsstelle, in die Abgaben(nach)erhebung, in die mobilen Kontrollen, in Querschnittssachgebiete (Personal, Haushalt, etc.) usw.

Ob das beim Finanzamt genauso ist, weiß ich nicht, mein Eindruck (aus Erzählungen von Bekannten) wäre eher nein.
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