Besoldung in Bayern zu gering

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Markus7
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Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von Markus7 »

Hallo zusammen,

mit 26 Jahren habe ich mich entschieden, beim Finanzamt in Bayern eine neue Ausbildung zu beginnen. Anfangs klang die Besoldung, vor allem mit der Aussicht auf Kinderzulagen, recht attraktiv. Doch mittlerweile lebe ich in Südbayern, habe ein Kind und bin in der Besoldungsgruppe A7 Stufe 4.

Mit den aktuellen Lebenshaltungskosten, insbesondere den hohen Mietkosten, fühlt es sich ehrlich gesagt an, als würde ich an der Armutsgrenze leben. Südbayern ist extrem teuer, und meine Besoldung steht in keinem Verhältnis dazu. Am Monatsende bleibt kaum etwas übrig, um Rücklagen zu bilden oder meinem Kind das Leben zu bieten, das ich mir eigentlich wünsche. (Ein zweites Kind ist aktuell aufgrund der aktuellen Situation für uns nicht vorstellbar)

Besonders schwierig finde ich, dass ich mich oft schäme, meinen Freunden zu sagen, was ich als Beamter tatsächlich verdiene. Es herrscht der weit verbreitete Irrglaube, dass Beamte grundsätzlich gut bezahlt werden. Die Realität sieht jedoch anders aus: Ich arbeite 40 Stunden pro Woche und verdiene deutlich weniger als Freunde in der freien Wirtschaft, die oft nur 35 Stunden arbeiten. In meiner Umgebung kenne ich sogar Hilfsarbeiter ohne Ausbildung, die in Firmen deutlich mehr verdienen als ich als ausgebildeter Beamter.

Ich habe den Eindruck, dass der Freistaat Bayern zu sehr an der vermeintlichen Sicherheit des Beamtenverhältnisses festhält und dabei die Nachteile übersieht.

Ein weiteres Problem sehe ich in den Regelungen für Familien. Meine Frau, die ebenfalls Beamtin in Bayern ist und aktuell Elterngeld bezieht, muss ihre private Kranken- und Pflegeversicherung selbst zahlen. Das belastet uns finanziell stark, insbesondere aufgrund der aktuellen Erhöhungen der Krankenversicherungen ab dem 01.01.2025 . Zudem werden die Kinderzulagen nur einmal gewährt, obwohl wir beide Beamte sind – ein weiterer Punkt, der die ohnehin geringe Besoldung kaum entlastet.

Von Wohneigentum können wir als Beamte im mittleren Dienst in Südbayern nur träumen – bei den aktuellen Immobilienpreisen ist das schlichtweg nicht realisierbar.

Immer mehr neu ausgebildete Kolleginnen und Kollegen verlassen die Finanzbehörden direkt nach ihrer Ausbildung. Angesichts der aktuellen Versetzungs- und Besoldungspolitik ist das leider verständlich.

Ich frage mich nun: Würdet ihr auf bessere Zeiten warten, in der Hoffnung, dass sich die Bedingungen verbessern? Oder würdet ihr das sinkende Schiff verlassen und in die freie Wirtschaft wechseln? Klar herrscht in der freien Wirtschaft aktuell eine Krise, aber auch dort gibt es einen anhaltenden Fachkräftemangel, der möglicherweise Chancen eröffnet.

Ein weiterer Aspekt, der meiner Meinung nach nicht vernachlässigt werden sollte, ist die Leistungsbereitschaft. Leider wird in den Behörden nach Alter und Stufen besoldet, nicht nach Leistung. Das führt zu einer gewissen Frustration, wenn man sich stärker engagiert, aber die Anerkennung dafür ausbleibt.

Ich selbst überlege aktuell ernsthaft, wieder den Schritt Richtung der freien Wirtschaft zu gehen, insbesondere in den Bereich der Banken, da meine Ausbildung mir dafür eine solide Grundlage bietet. Zuvor war ich in der freien Wirtschaft tätig.

Geht es hier noch jemandem ähnlich? Hat jemand den erneuerten Schritt in die freie Wirtschaft gewagt und kann seine Erfahrungen teilen? Ich freue mich auf eure Meinungen und Ratschläge!

PS: Das BIP pro Kopf in der Stadt in der ich lebe beträgt durchschnittlich mehr als 75.000 Euro.

Viele Grüße

Markus
caleb
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Re: Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von caleb »

Hallo Markus,

ich würde mich an deiner Stelle und an Stelle deiner Frau nach Nordbayern versetzen lassen. Die Chancen versetzt zu werden stehen nicht schlecht, weil ihr ja auch ein Kind habt. Zusätzlich solltet ihr unbedingt einen Antrag auf eine Staatsbedienstetenwohnung stellen, das hat den Vorteil, dass die Miete günstig ist.

Ich muss dir aus eigener Erfahrung sagen, dass du schon überdurchschnittlich verdienst. Man sollte sich nämlich nicht immer mit Leuten aus Konzernen wie Siemens, Bosch, INA Schaeffler etc. vergleichen. Diese haben zwar formell eine 35 Stunden Woche, tatsächlich wird dort aber auch oft über 40 Stunden gearbeitet. Viele gut ausgebildete Angestellte, die zum Beispiel beim Steuerberater arbeiten, verdienen deutlich weniger und müssen mehr leisten.

Ein Wechsel in die freie Wirtschaft macht keinen Sinn, weil du dort den Druck hast entlassen werden zu können. Das wird dir aber erst bewusst, wenn du dort arbeiten würdest.
Was ich dir raten würde ist, wie bereits geschrieben sich nach Nordbayern versetzen zu lassen und dann in der ZAG zu arbeiten, da hast du keine eigene Stelle und kannst dich voll auf das Bearbeiten von Steuererklärungen konzentrieren. Somit weniger Druck und Stress ;)

Viele Grüße

Caleb
AndyO
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Re: Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von AndyO »

caleb hat geschrieben: 1. Dez 2024, 21:13 Hallo Markus,

ich würde mich an deiner Stelle und an Stelle deiner Frau nach Nordbayern versetzen lassen. Die Chancen versetzt zu werden stehen nicht schlecht, weil ihr ja auch ein Kind habt. Zusätzlich solltet ihr unbedingt einen Antrag auf eine Staatsbedienstetenwohnung stellen, das hat den Vorteil, dass die Miete günstig ist.
Jo, ein Dienstposten auf dem Land entspricht in etwa einer Beförderung. Da gibt's Leute die warten Jahrzehnte drauf heimatnah nach Oberbayern versetzt zu werden. Das Glück einer Frau Josefa Schmid nach Deggendorf strafversetzt zu werden bleibt für viele ein Traum...
caleb
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Re: Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von caleb »

Nicht nur eine Versetzung aufs Land, auch zum Beispiel nach Nürnberg mit Staatsbedienstetenwohnung bringt viel Ersparnis. Mit Glück bekommt man auch in dem bisherigen Ort eine Stadiwohnung. Dann hast du auch gewonnen.
Ratsuchender
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Re: Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von Ratsuchender »

Also ich würde den Freunden erzählen, was du verdienst.
Damit hört der Irrglaube, dass Beamte gut versorgt sind und hohe Spareinlagen bilden können, irgendwann vielleicht mal auf.
Das Gerücht, dass du überbezahlt bist, wird sich zudem sonst weiter halten.
omega5
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Re: Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von omega5 »

Was du auf jeden Fall machen solltest, ist Widerspruch gegen die zu niedrige Alimentation einlegen, und zwar bis Ende des Jahres für das Jahr 2024, denn deine Besoldung ist tatsächlich zu niedrig, und zwar um rd. 10.000 € netto im Jahr, und die deiner Frau auch. Das gilt für alle BesGr. wie aus dieser Stellungnahme des Bayer. Richtervereins hervorgeht https://www.bayrv.de/positionen/stellun ... nahme/1894. Schade, dass du das nicht schon 2022 gemacht hast. Damals war noch ein Widerspruch rückwirkend bis 2020 möglich, jetzt ist nur noch eine zeitnahe Geltendmachung im jeweiligen Haushaltsjahr möglich. Leider ist mir für Bayern kein Musterwiderspruch bekannt (Schweinerei des Bayer. Beamtenbunds). Hier kannst du dich ein wenig einarbeiten, am besten in der Dienstzeit, ist schließlich eine dienstl. Angelegenheit https://forum.oeffentlicher-dienst.info ... board=16.0 und hier https://forum.oeffentlicher-dienst.info ... ,14.0.html.
Markus7
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Re: Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von Markus7 »

Danke für die Antworten. Eine Versetzung nach Oberbayern, München oder Nürnberg ist für uns keine Option, da Freunde und Familie in unserer Nähe wohnen.

Omega5, danke für deinen Hinweis, ich werde mich auf jeden Fall darüber informieren.

Seit meinem Beitrag habe ich mich bereits in der freien Wirtschaft beworben und auch attraktive Stellenangebote bekommen. Da ich jedoch nicht vorschnell eine Entscheidung treffen möchte, habe ich mir eine Bedenkzeit gegeben.

Die Vorteile der freien Wirtschaft wären für uns als Beamtenehepaar das höhere Gehalt, der Entfall der privaten Krankenversicherung und damit das Reinrutschen meiner Ehefrau und des Kindes in die gesetzliche Krankenversicherung, was weit niedrigere Kosten für die Krankenversicherungen zur Folge hätte (Familienversicherung).

Nachteil wäre der Verzicht auf die Beamtenrechte, Verlust der Pensionsansprüche und die gesetzliche Krankenversicherung. Das Risiko eines Arbeitsplatzverlustes kann ich hinnehmen, da der demografische Wandel sich in den nächsten Jahren verstärken wird und immer weniger Personen arbeiten. Ich persönlich habe keine Ängste, in einer solchen Situation einen neuen Job zu finden. Zudem könnte bei dem höheren Gehalt eine private Rentenversicherung zur Absicherung abgeschlossen werden.
AndyO
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Re: Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von AndyO »

Also wenn du durch Leistung glänzt kommt auch ein A8er. In 2 Jahren geht's ne Erfahrungsstufe hoch. Beschäftigungsgarantie hast de auch. Den Beamten hinzuwerfen ist gewagt. Viele wären froh wen se den Status hätten. Und was für tolle Gehälter hat dir die Privatwirtschaft denn geboten? Was bleibt Netto übrig?
Markus7
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Re: Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von Markus7 »

Das angebotene Einstiegsgehalt beträgt etwa 53.700 Euro nach IG-Metall.

Dies führt zu einer Differenz von etwa 500 Euro netto im Monat im Vergleich zum Beamtenverhältnis (unter Berücksichtigung der privaten Krankenversicherung).

Den Kinderzuschuss habe ich nicht in die Rechnung einbezogen, da dieser im Falle einer Entlassung aus dem Beamtenverhältnis zu 100 Prozent auf meine Ehefrau übergeht.

Der Arbeitgeber bietet einige Vorzüge, 35-Stunden-Woche, Fitnessmitgliedschaft, Jobticket, vergünstigte Verpflegung in der Kantine.

@AndyO: Deine Bedenken kann ich vollkommen nachvollziehen. Wie bereits erwähnt, bin ich mir der Nachteile einer Entlassung aus dem Beamtenverhältnis voll bewusst. Ich war vor meiner Zeit bei der Finanzverwaltung eine kurze Zeit in der freien Wirtschaft tätig und kenne die Risiken.

Sollte ich mich entschieden haben, werde ich euch meine Entscheidung und die Gründe natürlich mitteilen.

Die Entscheidung für die Ausbildung bei der Finanzverwaltung bereue ich nicht. Für die berufliche und persönliche Entwicklung ist diese Ausbildung sehr zu empfehlen.
AndyO
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Re: Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von AndyO »

Also hast du studiert und bist in der falschen Laufbahn? 60.000 sind das Einstiegsgehalt eines Ingenieurs. Ein BWL'er ohne einschlägige Berufserfahrung liegt irgendwo bei 55.000. Wenn dem so ist, ist der Weg zum Laufbahnwechsel in der Behörde ein weiter. Schwierige Entscheidung.
Markus7
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Re: Besoldung in Bayern zu gering

Beitrag von Markus7 »

Ich habe kein Studium absolviert, jedoch eine Zweitausbildung abgeschlossen. Die Entgeltstufen der Metall- oder Chemieindustrie sind mit denen des öffentlichen Dienstes kaum vergleichbar.

Laut IG Metall Bayern entsprechen EG 7 oder EG 8 den üblichen Gehältern/Löhne für Ausbildungsberufe. Hinzu kommen eine Leistungszulage von 14 % auf das Grundgehalt, Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld.

Tariftabelle 2025: https://bayern.igmetall.de/aktuell/meta ... oindustrie



Es ist nicht zwingend erforderlich, ein Studium zu absolvieren, um in der Metall- oder Elektroindustrie oder Chemieindustrie ein gutes Einkommen zu erzielen. Mit einem Ausbildungsberuf kann man durchaus in Richtung 60.000 Euro brutto jährlich kommen.
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