SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

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Scheh
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SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von Scheh »

Hallo zusammen,

bereits vor einem Jahr konnte man in den Medien lesen, dass Hubertus Heil (SPD) plant das Pensionssystem für Beamte abzuschaffen und und diese in die Rentenversicherung zu integrieren. Nun treibt die SPD das Thema erneut voran. (s. z.B.: http://www.merkur.de/politik/spd-rente-vorschlag-selbststaendige-beamte-reform-riester-altersvorsorge-zr-13241424.amp.html )

Was ist eure Meinung dazu - persönlich, realistisch, rechtlich?

Ich persönlich muss mich da wirklich zusammenreißen. Ich bin erst kürzlich aus der freien Wirtschaft ins Beamtentum gewechselt gerade weil ich mehr Verlässlichkeit (junger Familienvater) wollte. Finanziell war der Wechsel für mich eine Verschlechterung, wobei gerade die Pension einer der +Punkte waren.

(Falls es das Thema bereits gab, einfach löschen - konnte nichts in der Richtung finden.)
AndyO
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von AndyO »

Das Beamte Sonderopfer bringen sollen, ist ja nix Neues. Das Rentensystem wird es nicht retten, weil wer einzahlt auch Ansprüche erwirbt. Das Problem liegt in der Transformation Richtung Mindestlohn, denen man ja nun eine Einheitsrente zugestehen will (Ausnahme Minijob). Da kommt dann ein Millionenheer nicht Beschäftigter dazu, die als Privatier oder Sozialhilfeempfänger oder Eins nach dem Anderen enden. Private Besitzstände sollen belastet werden. Hier melden sich SPD&Grüne&Linke zu Wort. Die Agenda ist ein schönes Beispiel dafür. Ein Uli wird mit seiner Sippe ein paar hundert Jahre Privatier durchhalten. Leidtragend ist wieder mal die Mitte der Gesellschaft. Und dazu gibt es von SPD&Grüne&Linke keine Antwort, außer das man die Mitte als Melkkuh sieht...
AndyO
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von AndyO »

Herodot hat geschrieben: 25. Nov 2019, 08:06 Viele Quereinsteiger würden zudem wegbleiben, da diese (wie du selbst sagtest) später mit einer Rente rechnen müssten, die im Vergleich zur Pension voraussichtlich sehr viel geringer ist.
Die Rente wäre nur dann viel geringer, wenn es keine Betriebsrente gäbe. Diese ist in der Pension inkludiert. D.h. auch hierfür müssen nachträglich Beiträge geleistet oder eine anderweitige Ausgleichszahlung gewährt werden. Das Brutto wird um >10% steigen müssen, was dann 1:1 auf den Steuerzahler durchschlägt. Alles was da reformiert wird, kommt als Bumerang zurück. Das zeigen die Privatisierungen...
Torquemada
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von Torquemada »

Hier gilt es zu beachten, dass der Beamte bisher juristisch gesehen "versorgt" wird. Das bedeutet nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, dass er zumindest in einem "bescheidenen Wohlstand" leben können muss.
Kerberos
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von Kerberos »

Drahtesel hat geschrieben: 25. Nov 2019, 13:21
Eine Änderung des Versorgungsrechts Richtung Rentenbeiträge ist zwar möglich - kann aber ab einer möglichen Gesetzesänderung nur künftige Beamte betreffen.
...oder Beamte, die erst seit kurzer Zeit verbeamtet worden sind, so zumindest die SPD-Pläne. Was immer mit "kurz" gemeint sein soll.
Die SPD-Kommission tritt zudem für die Einbeziehung von Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Diese solle zur „Erwerbstätigenversicherung“ ausgebaut werden. Laufende Pensionen und erworbene Ansprüche sollen unberührt bleiben. „Aber wir wollen Beschäftigte, die neu ins Beamtenverhältnis übernommen werden oder erst seit kurzer Zeit verbeamtet worden sind, in die Rentenversicherung aufnehmen.“
https://www.hna.de/politik/rente-spd-be ... 41424.html
Drahtesel hat geschrieben: 25. Nov 2019, 13:21 --- am Besten erstmal ruhig bleiben. :roll:
Jo! 8-)
Scheh
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von Scheh »

oder erst seit kurzer Zeit verbeamtet worden sind
Toll... :x

Aber vielen Dank für die Antworten. Beruhigt mich schon einmal etwas. Mir kommen bei so etwas schon Zweifel, ob die Entscheidung richtig war bzw. ob ein Absprung doch cleverer wäre. Noch ginge es...in ein paar Jahre nicht mehr.
Silencium
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von Silencium »

Scheh hat geschrieben: 25. Nov 2019, 18:28 in ein paar Jahre nicht mehr.
Der Beamte kann jederzeit einen Antrag auf Entlassung stellen, insofern ist die Verbeamtung zu keinem Zeitpunkt eine zwingende Einbahnstraße.

Zur Sache: Auch ich würde eine Integration der Beamten in das Rentenversicherungssystem - aus gesamtgesellschaftlicher Sicht - begrüßen, wobei hier im Forum naturgemäß die Partikularinteressenlage eine andere sein dürfte. Die hergebrachten Grundsätze des Beamtentums, namentlich das Alimentationsprinzip stehen dieser Idee verfassungsrechtlich auch grundsätzlich nicht im Wege. Die Frage wird vielmehr sein, wie der systemische Wechsel vollzogen werden kann um eine amtsangemessene Alimentation auch im Ruhestand zu gewährleisten. Denkbar wäre beispielsweise ein Rentenbezug in Abhängigkeit der Beitragsjahre wie bei "normalen" AN auch, wobei dieser Bezug dann um eine indivuelle "amtsangemessene" Komponente ergänzt werden könnte.

Grundsätzlich finde ich es begrüßenswert, dieses systemische Ungleichgewicht auch aus gesetzgeberischer Sicht anzugehen, wobei hier natürlich vor Schnellschüssen zu warnen ist.
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AndyO
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von AndyO »

Herodot hat geschrieben: 25. Nov 2019, 10:29 @Andy:

Betriebsrente? Meinst du VBL? Das wäre für Quereinsteiger ebenso nicht oder kaum vergleichbar. Ich bin selbst erst mit 30 in den öD eingetreten. Bekomme als Beamter nach 5 Jahren die Mindestpension (in Berlin mehr als 1400 €/Monat -brutto-). Ohne Verbeamtung gibt es bei einem Berufseinstieg (für Menschen mit gebrochener Biografie) dagegen später nur ca 600-700 €/Monat Rente (wie ich von einem Bekannten weiß). Ich glaube nicht, dass die Betriebsrente die Differenz ausgleichen kann.
Ich rede hier nicht von gebrochenen Biographien sondern von 45 Jahre Vollbeschäftigung als Angestellter im öffentlichen Dienst wie beispielsweise meine Frau, die auch noch 50 Jahre erreichen könnte. Da liegt die Betriebsrente bei einem guten Drittel der regulären Rente. So werden dann aus 1000 > 1350 Euro. Dass, was in Betrieben mit hoher Beschäftigtenanzahl halt üblich ist. Ist eine der Vergleichslügen, wenn man hierzu auch Mindestlöhner heranzieht...
Posttussi
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von Posttussi »

Silencium hat geschrieben: 25. Nov 2019, 20:20
Grundsätzlich finde ich es begrüßenswert, dieses systemische Ungleichgewicht auch aus gesetzgeberischer Sicht anzugehen, wobei hier natürlich vor Schnellschüssen zu warnen ist.
und dass es dann auch wirklich den Rentnern zugute kommt und nicht das passiert:

Rentenkasse: Politiker bedienen sich und lassen andere die ...
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zeerookah
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von zeerookah »

Posttussi hat geschrieben: 26. Nov 2019, 08:36
Silencium hat geschrieben: 25. Nov 2019, 20:20 Grundsätzlich finde ich es begrüßenswert, dieses systemische Ungleichgewicht auch aus gesetzgeberischer Sicht anzugehen, wobei hier natürlich vor Schnellschüssen zu warnen ist.
und dass es dann auch wirklich den Rentnern zugute kommt und nicht das passiert:
Es geht doch nicht darum den Rentnern was zugute kommen zu lassen. Sondern den Anspruchinhabern aus den anderen Systemen etwas wegzunehmen.
Und dadurch das Ganze etwas anzugleichen.
Alle sollen mehr Eigenvorsorge treffen. Der erste Schritt zur Einheitsrente (Grundrente) ist doch getan.
Wer will denn vorhersagen das es nicht in 30-40 Jahren heißt, dass System ist Pleite, es ist kein Geld mehr da und jeder bekommt 1.500 € im Monat und das wars :!:
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Baumschubser
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von Baumschubser »

Genau darauf laufen solche sozialistischen Ideen hinaus.
AndyO
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von AndyO »

Baumschubser hat geschrieben: 26. Nov 2019, 19:02 Genau darauf laufen solche sozialistischen Ideen hinaus.
Die steigende Versteuerung der Renten (Kürzung der Versorgungsfreibeträge gegen Null), beginnend unterhalb des pfändungsrechtlichen Existenzminimums, ebnen schleichend den weg dahin. Keiner kann was pfänden, aber das Finanzamt Steuern erheben. Das sagt alles...
Silencium
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von Silencium »

Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod...😉
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mangoline1
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von mangoline1 »

Wenn sie auch nicht komplett abgeschafft werden wird - meinereiner wird in ca 27 Jahren eine im Vergleich zu heute sinkende Pension zu erwarten haben, da bin ich mir ganz sicher.

Warum ist Deutschland angeblich ein reiches Land und den Rentnern und Pensionären geht es immer schlechter?....war nur eine rhetorische Frage und die Antwort kenne ich, aber als Beamter hat man ja in politischen Meinungsäußerungen Zurückhaltung zu üben
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Re: SPD Vorschlag zur Abschaffung der Beamtenpensionen

Beitrag von Ozymandias »

Eine Abschaffung ist rechtlich schwierig und bei Vergleichen sollte man auch immer beachten, dass die Pension eine Mischung aus 1. und 2. Säule ist. Also in Vergleichsberechnungen die Betriebliche Altersvorsorge einbezogen werden sollte.

Generell denke ich, dass wenn die Politik die Pensionslasten verringern will, dies am einfachsten passieren wird, in dem man Berufe und Bereiche aus dem Beamtentum entlöst.

Insbesondere bei Lehrern die teilweise schon angestellt sind, hier ist auch die Frage wie hoheitlich die jeweiligen Tätigkeiten sind. Der Rettungsdienst wird von Angestellten erbracht (Notarzt+Sani), die Feuerwehr ist teilweise verbeamtet.

Richter sind ja beispielsweise auch keine Beamten.

Lehrer stellen so ziemlich den größten Block der Landesbeamten und man kann darüber streiten wie hoheitlich die Tätigkeit ist. Die Unbeliebtheit von Einsparreformen ist wohl der Hauptgrund, warum bislang nicht groß daran gerüttelt wird.
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