Sind Beamte bestechlich ???

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

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Steinbock
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Steinbock »

Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungsverfahren ein
1. Folgemitteilung 2055 UJs 36395/13-
Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat heute nach Prüfung verschiedener, teilweise anonym eingegangener Strafanzeigen sowie nach Auswertung von der DEBEKA – Gruppe freiwillig zur Verfügung gestellten Unterlagen ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Mitarbeiter der DEBEKA – Gruppe wegen des Verdachts der Bestechung und Anstiftung zur Verletzung des Dienstgeheimnisses sowie gegen unbekannte Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung wegen Verdachts der Bestechlichkeit und Verletzung des Dienstgeheimnisses eingeleitet.
Es besteht der Verdacht, dass Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung, insbesondere der Personalverwaltungen Versicherungsvertretern der DEBEKA - Gruppe gegen Entgelt die Anschrift und weitere persönliche Daten den zur Einstellung in den öffentlichen Dienst vorgesehenen Bewerber mitgeteilt haben. Diese Daten sollen von den Versicherungsvertretern dazu benutzt worden sein, den zur Einstellung in den öffentlichen Dienst vorgesehenen Bewerbern den Abschluss einer Krankenversicherung und sonstigen Versicherungen anzutragen.
Herausgeber Staatsanwaltschaft Koblenz - 11.11.2013
schäferhund
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von schäferhund »

Franke hat geschrieben:Der Debeka-Vertreter und künftige Kollege hat sich schon Monate vor Beginn meiner Beschäftigung bei mir gemeldet.

Und das war vor über 26 Jahren.

Sollte daran etwas nicht in Ordnung gewesen sein, dann wurde lange geschlafen bei Justiz und Medien.
Bei mir war es ähnlich. Debeka-Leute standen plötzlich unangemeldet vor der Haustüre u. wollten mir ihre Versicherungsprodukte vorstellen. Auf meinen Einwand hin, dass ich ja noch nicht wisse, ob ich überhaupt in den Staatsdienst übernommen werde, kramte der Vertreter in irgendwelchen Listen herum und meinte, dass ich am 01.09.19... in XY-Stadt meine Ausbildung beginnen könne.
Erst eine Woche später erhielt ich dann tatsächlich die schriftliche Mitteilung des Ministeriums, dass meine Bewerbung / Einstellungsprüfung erfolgreich war und ich mich am 1. September in der Personalabteilung meiner künftigen Behörde melden solle.

Das war vor fast 40 Jahren.

Allerdings sollte man auch nicht den Zeitgeist der 70er Jahre vergessen. Datenschutz war damals ein Fremdwort. :?
Steinbock
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Steinbock »

schäferhund hat geschrieben: Bei mir war es ähnlich. Debeka-Leute standen plötzlich unangemeldet vor der Haustüre u. wollten mir ihre Versicherungsprodukte vorstellen. Auf meinen Einwand hin, dass ich ja noch nicht wisse, ob ich überhaupt in den Staatsdienst übernommen werde, kramte der Vertreter in irgendwelchen Listen herum und meinte, dass ich am 01.09.19... in XY-Stadt meine Ausbildung beginnen könne.
Erst eine Woche später erhielt ich dann tatsächlich die schriftliche Mitteilung des Ministeriums, dass meine Bewerbung / Einstellungsprüfung erfolgreich war und ich mich am 1. September in der Personalabteilung meiner künftigen Behörde melden solle.

Das war vor fast 40 Jahren.

Allerdings sollte man auch nicht den Zeitgeist der 70er Jahre vergessen. Datenschutz war damals ein Fremdwort. :?
Wie kommt man nur auf solch eine Vermutung ?

Das Bundesdatenschutzgesetz kam auf Grund der Einführung der elektronischen Datenverarbeitung Anfang der 70er Jahre.
Allerdings war es auch davor nicht erlaubt, persönliche Daten von Personen weiterzugeben, bzw. zu verkaufen.
Dieses Verbot konnte man damals, wie auch heute noch in vielen Gesetzen wiederfinden.

Gruß vom Steinbock
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Mikesch
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Mikesch »

Na und? Das ändert nichts an der Tatsache, dass Datenschutz ein Fremdwort war. Das interessierte keine Sau...
Wenn Du damals irgendwem mit Datenschutz gekommen bist, wurdest Du ausgelacht. Erst, als Leute ihre Anwälte gescheucht hatten, trat langsam eine Veränderung ein.
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Steinbock
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Steinbock »

Hallo Mikesch,
Mikesch hat geschrieben:Na und? Das ändert nichts an der Tatsache, dass Datenschutz ein Fremdwort war. Das interessierte keine Sau...
Wenn Du damals irgendwem mit Datenschutz gekommen bist, wurdest Du ausgelacht. Erst, als Leute ihre Anwälte gescheucht hatten, trat langsam eine Veränderung ein.
Mit Sicherheit nicht. Ich war in den 70er Jahren Datenschutzbeauftragter in der Kommunalverwaltung.
Ich habe keinen Kollegen gekannt für den der Begriff Datenschutz ein Fremdwort war, denn jeder der mit elektronischen Daten arbeitete (sprich Zugriff auf einen Computer hatte) musste eine Datenschutzerklärung unterschreiben und dies waren durchgängig alle Beamte und ca. 60 % der Angestellten.

Gruß vom Steinbock
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Mikesch
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Mikesch »

Dann lebtet ihr auf einer Insel der Glückseligkeit ;-)

Wie sind dann all die persönlichen Daten bei den Unternehmen gelandet? Die wurden durch die oberen Behörden weiter gegeben. Das war normal, egal, ob bei Zoll, Post, Polizei...

Wollte ich Daten von irgendwem haben, habe ich die auch bekommen. Mein Chef hat damals meine Bankdaten so einfach bekommen, der wusste von jeder Knolle, die ich erhalten hatte, bevor ich bei unserem Verein angefangen hatte.
Ne, das Wort Datenschutz gab es damals noch nicht, außer vielleicht auf eurer Insel ;-)
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Steinbock
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Steinbock »

Mikesch hat geschrieben:Dann lebtet ihr auf einer Insel der Glückseligkeit ;-)
Wow... ich habe Rheinland-Pfalz noch nie als Insel betrachtet...

Dat muss ik mir merken. :P
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Blue Ice Ultra »

dibedupp hat geschrieben: Es geht ja auch nicht darum, dass Debeka-Mitarbeiter bestochen wurden, sondern dass die Debeka-Mitarbeiter Beamte in Behörden bestochen haben sollen, damit die den Debeka-Leuten die Adressen von angehenden Beamten geben.
Die staatsanwaltlichen Ermittlungen unterscheiden nicht nach Beamten und tariflich Beschäftigten.
KollegeKarl
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von KollegeKarl »

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Bundesfreiwild
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Bundesfreiwild »

Als ich damals 1978 bei der Deutschen Bundespost anfing (und noch IM Bewerbungsverfahren war), kam doch tatsächlich der Chef der Personalstelle höchst himself bei mir zu Hause vorbei, um mir einen Vertrag zu unterbreiten. Ich weiss nicht mehr, welcher Art der Vertrag war. Ich meine es war irgendein Sparvertrag. Meine Mutter (die damals bei der DBP Beamtin war) riet mir vor lauter Panik, dass ich nicht genommen würde, falls ich diesem Personalleiter nicht seine Abschlussprämie verschaffe dazu, den Vertrag zu unterzeichnen.
Das war eindeutig ein Datenschutzverstoss, sogar ein doppelter, weil der Personalleiter seine Kenntnisse der Daten zu seinem EIGENEN finanziellen Vorteil ausnutzte. Und nicht nur bei mir. Da kommt sogar noch der Tatbestand einer flächendeckenden Nötigung dazu, weil der ja selbst über die Einstellungen zu entscheiden hatte.

Heutzutage wäre ich sofort beim Datenschutzbeauftragten/Compliance vor der Tür mit einer massiven Beschwerde, bzw einer strafrechtlichen Anzeige.
Carrington
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Carrington »

Bundesfreiwild hat geschrieben:Als ich damals 1978 bei der Deutschen Bundespost anfing (und noch IM Bewerbungsverfahren war), kam doch tatsächlich der Chef der Personalstelle höchst himself bei mir zu Hause vorbei, um mir einen Vertrag zu unterbreiten. Ich weiss nicht mehr, welcher Art der Vertrag war. Ich meine es war irgendein Sparvertrag. Meine Mutter (die damals bei der DBP Beamtin war) riet mir vor lauter Panik, dass ich nicht genommen würde, falls ich diesem Personalleiter nicht seine Abschlussprämie verschaffe dazu, den Vertrag zu unterzeichnen.
Das war eindeutig ein Datenschutzverstoss, sogar ein doppelter, weil der Personalleiter seine Kenntnisse der Daten zu seinem EIGENEN finanziellen Vorteil ausnutzte. Und nicht nur bei mir. Da kommt sogar noch der Tatbestand einer flächendeckenden Nötigung dazu, weil der ja selbst über die Einstellungen zu entscheiden hatte.

Heutzutage wäre ich sofort beim Datenschutzbeauftragten/Compliance vor der Tür mit einer massiven Beschwerde, bzw einer strafrechtlichen Anzeige.
Und wir regen uns über Griechenland auf. :lol:
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Bundesfreiwild
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Bundesfreiwild »

Und - um nochmal auf die eigentliche Thread-Frage zu kommen: Nicht "Beamte" sind bestechlich, sondern Menschen sind bestechlich.
Insbesondere dann, wenn sie glauben, dass ihre Leistung nicht gewürdigt und vor allem, wenn sie nicht angemessen bezahlt wird.
Natürlich gibt es auch Menschen, für die ist Geld das wichtigste im Leben. Und es gibt weltweit natürlich Situationen, in der dem für irgendetwas zuständigen Menschen sinngemäss oder auch real die Pistole an die Schläfe gesetzt wird, das Geld zu nehmen, die Augen vor bestimmten Dingen zu verschliessen oder sich zu seinen Ahnen zu gesellen.

Ich habe letztens einen Bericht im TV gesehen. In dem ging es darum, wieso Politiker oder andere Entscheidungsträger plötzlich sozusagen die Seiten wechseln, sobald sie in eine gewisse Position kommen. In dem Bericht wurde ganz klar berichtet, dass die Leute in fiesester, erpresserischer Art und Weise unter Druck gesetzt werden, mit Bedrohung des eigenen Lebens oder des Lebens von Familienangehörigen, wenn sie sich nicht auf die Spur der rein kapitalorientierten Unternehmensführung und/oder Politik begeben. Da wird so mancher sich überlegen, ob er weiter den Regenwald in seinem Land schützt oder doch lieber wenigstens Hände und Mund stillhält, wenn es um politische Entscheidungen geht.

In den meisten Ländern westlich der Ägäis war und ist es auch einfach Tradition, für willfährige Hilfe ein Bakschisch zu geben. Je höher die Entscheidung und ausführende Person angesiedelt ist, desto höher fällt auch das Bakschisch aus. Solange die diversen Regierungen SELBST nicht in der Lage sind, sich von dieser Tradition zu verabschieden, wird sich nichts daran ändern, dass der "Reiche" bekommt, was er will und der "Arme" seine Wünsche nicht erfüllt bekommt.

Und - ein Staatswesen sollte seine Beamten eben so bezahlen, dass sie sich über die Finanzierung von Familie, Kinderausbildung und Altersversorgung keine größeren Gedanken machen müssen, dann ist die Gefahr der Vorteilsannahme auch nicht so hoch.

Womit ich vor langer Zeit schon zu dem Schluss gekommen bin: Mandatsträger müssen adäquat bezahlt werden, vor allem die Minister und Staatschefs. Würde bedeuten, dass ein bundesdeutscher Kanzler/Kanzlerin eben auch ein echtes Managergehalt im 7-stelligen Bereich bezieht, analog einem Chef der Deutschen Bank oder Siemens, oder, oder. Dass die höchsten Staatsaufgaben mit im Verhältnis lächerlichen Einkommen bezahlt werden, da lachen sich doch die DAX-Konzernvorstände kaputt.

Unter der Maßgabe: Keine Nebentätigkeiten in Vorständen oder Aufsichtsräten, wenn überhaupt, dann nur in eigenen, bereits bestehenden Kanzleien oder ähnlichem.
Nur so könnte eine direkte oder indirekte "Bestechlichkeit", sagen wir mal lieber "Einflussnahme" auf gewisse Entscheidungen vermieden werden. Und nur so könnte sich eine wirkliche Anti-Korruptions-Strategie von oben nach unten durchsetzen.
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Bundesfreiwild
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Bundesfreiwild »

Mal langsam. Ich war ab 1973 in der Lehre bei einem relativ großen und international agierenden Maschinenbauunternehmen der Region.
Die hatten zwar noch Lochkarten-Tipperinnen und Lochkartenleser/-sortiermaschinen, aber auch schon eine Großraum füllende Rechneranlagen. EIN einziges Rechenprogramm (z.B. der Ausdruck der Gehaltslisten) war noch ein Kasten mit den Maßen 50x40x20cm, der dann jeweils in den Rechnerport eingehängt wurde.

Jaaa... was damals in der ganzen EDV-Abteilung an Rechnerkapazität zur Verfügung stand, schafft heute so ziemlich jedes noch so alte Handy. Sind aber auch 40 ! Jahre digitale Entwicklung - fast ein halbes Jahrhundert.

Ja, der Endloslistendrucker brauchte zum Aufstellen gut 4qm, aber der Rechnerraum hatte auch 200.
Die Lochkartenmaschinen von Honeywell Bull waren auch nicht klein und machten einen Mordslärm, weswegen sie in Nebenräumen standen. Das Lochkartentipp-Personal sass nebenan in einem, mit dickem Glas abgetrennten Raum.
Ich halb damals selbst Lochkarten getippt und konnte den Locjcode nachher auch ganz gut lesen. Habe selbst Lochkartenstapel in die Sortiermaschinen gelegt und die Endloslisten nachher von 3-4-fach-Durchschlagspapier trennen dürfen.

Ein ziemlich großes Lager brauchte man für die sichere Datenlagerung auf großen Magnetbändern. Und alle Räume der EDV-Abteilung waren separat im Gebäude untergebracht und nur die dort Beschäftigten Chefs hatten die Schlüssel zu den sensiblen Daten und Räumlichkeiten.

Und ja. Vor allem die Leute, die mit den Daten, vor allem Unternehmens- und Personaldaten im Rechenzentrum direkt zu tun hatten, wurden zur Geheimhaltung/Schweigepflicht/Datenschutz verpflichtet, was z.B. dazu führte, dass nur 1-2 Personen, sowohl in der Personalabteilung, als auch im Rechenzentrum, die Gehaltslisten auch in die Hand nehmen und einen Blick drauf werfen durften, was in etwa den heutigen Rollen- und Zugriffsberechtigungen in den modernen Systemen entspricht.

EDV und Datenschutz gibts schon länger, als den Commodore 64-Anfänger Anfang der 80er vermutet hätte.

Als ich 1978 in der Telegrafie der dBP anfing, gabs auch sofort die Verknackung aufs Fernmeldegeheimnis, was ebenfalls einer heutigen Datenschutzerklärung entspricht. Und die haben auch restlos alle Beschäftigten der der Post- und Fernmeldeämter unterschreiben müssen.

Und: Ich war eine der allerersten SAP-User in Deutschland - und zwar 1988. Meine Kennung fürs SAP R1 war XZ10002, mein Chef hatte die XZ10001. Da liefen noch die BIOS- und DOS-Daten beim Start über den Bildschirm (wahlweise bernsteinfarben oder grün *lach*) und die Eingabenfelder waren optisch nicht aufbereitet.
Es ging auch ohne Windows.

Damals gings um die ersten Züge der Verwandlung der DBP in eine Aktiengesellschaft. 7 Jahre lang waren wir als Projekt damit beschäftigt, die Papierdaten des Fernmeldeamtes (und zwar restlos ALLE buchhalterisch und bilanztechnisch relevanten) zu ermitteln, bilanztechnisch zu bewerten und ins SAP reinzukloppen.
In den Jahren habe ich das Fernmeldeamt bis in die untersten Kellerräume, die gesamte analoge- später auch digitale Vermittlungstechnik gesehen, sämtliche Papierkarteien abgetippt und digitalisiert, über komplizierte Bewertungsmodi Zahlen ermittelt, Anlagekonten zugeordnet und eingegeben.

Nachdem das geschafft war, wurde von Titelwirtschaft auf HGB-Buchhaltung umgestellt und SAP R2 und dann dauerte es nicht mehr lange bis zur DTAG-Gründung.
Derweil mutierte das Projekt zum Kostenrechnungsbereich/bzw. Controlling. Wenn ich mich richtig entsinne, kam 2002 SAP R3.

Ich meine, außer der damaligen DBP war es NUR Siemens, die in den 80ern schon mit SAP begonnen haben. Der Rest der Unternehmenslandschaft zuckelte erst in den 90ern hinterher, was aber nicht bedeutet, dass es sie vorher nicht gegeben hätte - samt Datenschutz.
Steinbock
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Steinbock »

freshair hat geschrieben: ...elektronische Daten und Zugriff auf einen Computer in den 70iger Jahren?...wow...was bist du von Beruf?.
ich war in der damaligen Zeit System- und Anwendungsprogrammierer. Die Programme wurden von Schreibkräften mit speziellen Lochkartengeräten in Lochkarten gestanzt und auf IBM-Großanlagen System 360 / 370 verarbeitet.
Die Programme wurden damals in Assembler, PL/I, Fortran oder Cobol geschrieben.

Da wir für unsere Computer-Anlagen riesengroße Räume von ca. 200 qm zur Verfügung hatten, konnten sich auch mehrer Personen darin aufhalten und die Drucker hatten eine spezielle Lärmschutzhaube.
..in die öffentliche Verwaltung zog die EDV erst richtig Anfang der 90iger mit "MS-DOS" ein und wirklich auf sensible Daten zugreifen konnte man damit noch gar nicht...bis dahin war Datenschutz wirklich ein "lästiges" Fremdwort
Was für ein Unsinn - in Westdeutschland wurden in fast allen Bundesländern Kommunale Gebietsrechenzentren eingerichtet die damals zusammen mit den Polizeibehörden (Einwohnermeldeämter) Anfangs der 70iger Jahre ihre Tätigkeit aufnahmen.

Der Begriff "MS-DOS" - Vorgänger von Windows - kommt von Personal-Computern, wie ihn heute fast jeder zu Hause stehen hat, hat allerdings mit Computer-Anlagen der damaligen Zeit nicht das geringst zu tun. Damals gab es auch noch kein Internet, bzw. damals war es BTX, wenn dir dies noch was sagt. In der damaligen Zeit waren Personal-Computer für uns Spielzeuge.

Meine Antwort bezog sich auf Computer-Anlagen mit Vernetzungen von Bildschirmgeräten mit Standleitungen die selbst programmiert wurden. - Ende der 70-er kamen dann die IBM-Anlagen System 34 / System 38 / AS 400 usw.

Gruß vom Steinbock
Carrington
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Re: Sind Beamte bestechlich ???

Beitrag von Carrington »

freshair hat geschrieben: ..in die öffentliche Verwaltung zog die EDV erst richtig Anfang der 90iger mit "MS-DOS" ein und wirklich auf sensible Daten zugreifen konnte man damit noch gar nicht...bis dahin war Datenschutz wirklich ein "lästiges" Fremdwort
In der Steuerverwaltung gab's die schon früher.
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