Unterschiedliche Meinungen zu DDU: Privatärzte - Amtsarzt

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elfe1972

Unterschiedliche Meinungen zu DDU: Privatärzte - Amtsarzt

Beitrag von elfe1972 »

Hallo, ich bin ganz neu hier und hoffe auf ein wenig Hilfe.
Ich bin 39 Jahre und Kommunalbeamtin auf Lebenszeit.
Seit Frühjahr 2010 bin ich wegen mittelgradigen Depressionen krank geschrieben. Nach ca. 6 Wochen habe ich einen freiwilligen Arbeitsversuch unternommen, der 2 Wochen später gescheitert ist. Seit dem bin ich ununterbrochen krank geschrieben. Nach 7 Monaten Krankschreibung war ich erstmals beim Amtsarzt (Arzt für Nervenheilkunde). Der schrieb sinngemäß in sein Gutachten, dass ich voraussichtlich in 6 Monaten wieder arbeitsfähig sein könnte, also im Mai 2011. Er befürwortete auch einen Stellenwechsel, da die Situation auf meiner bisherigen Stelle nicht zu meiner vollständigen Genesung beiträgt.

Mein Hausarzt hat auch die Zulassung zur Durchführung von Psychotherapie und ist Gutachter für die BFA in Fragen zur Verrentung. Ich bin dort seit 26 Jahren Patientin. Er befürwortet die vorläufige, vorzeitige Pensionierung für mindestens 1 Jahr. Auch die behandelnde Psychologien befürwortet das.

Da ich aber auch über Mai 2011 hinaus krank geschrieben wurde, stand nun ein neuer Amtsarzt-Termin an.
Dieser dauerte nicht mal 30 Minuten und verlief etwas unglücklich.
Ich wurde gefragt, warum ich weiter krank geschrieben werde. Antwort: weil es mir noch nicht viel besser geht? Weil ich nicht belastbar bin? Weil ich mich den Anforderungen noch nicht gewachsen fühle??
Danach fragte der Amtarzt die üblichen Symptome einer Depression ab, das ganze war meiner Meinung nach recht oberflächlich.
Ich erwähnte die Ansicht der behandelnden Ärzte (vorzeitige Pensionierung). Daraufhin legte der Amstarzt den Stift aus der Hand, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sagte, das er davon nichts halte.
Je länger ich raus wäre aus der Arbeit, um so schwerer würde mir ein Wiedereinstieg fallen.
Ich erklärte, dass ich von der Idee zunächst auch nicht begeistert war, dass ich aber nach längerem Überlegen erkannt habe, dass mir die vorläufige, vorzeitige Pensionierung Zeit verschaffen würde gesund zu werden. Und es würde mir den Druck nehmen, möglichst schnell wieder gesund zu werden.
Der Amtsarzt meinte, es wäre durchaus möglich mit Depressionen arbeiten zu gehen und es gäbe noch ganz andere Krankheiten, mit denen die Leute auch arbeiten gingen - aha!!
Dennoch will er mit meinem Hausarzt und der Psychologin telefonieren und sich deren Meinung anhören.
Weiter glaubt er, ein ernsthafter Wiedereingliederungsversuch Ende diesen Jahres (also in ca. 6 Monaten) wäre sinnvoll und richtig.
Was ist, wenn ich bis dahin noch nicht so weit bin?
Kann ein Amtsarzt sich über die Meinung von zwei behandelnden Privatärzten hinwegsetzen? Immerhin kennt mich der Hausarzt seit dem ich 13 bin und er ist Gutachter für die BFA in Verrentungs-Fragen.
Zählt seine Meinung nicht? Die behandelnde Psychologin therapiert mich seit 7 Monaten, kennt also auch die Situation. Zählt ihre Meinung auch nicht? Der Amtsarzt hat mich zwei mal für ca. 30 Minuten gesehen, kann er da die Einschätzung der Privatärzte einfach in den Wind schlagen?

Vielleicht hat jemand Erfahrung mit so einer Situation?
Wie geht es weiter, wenn ich Ende diesen Jahres nicht so weit sein sollte, dass ich wieder arbeiten kann?
Kann mich der Amtsarzt oder die Personalabteilung zwingen?

Vielen lieben Dank vorab für Eure Antworten.

Mich zieht das derart runter, dass ich heute richtig kämpfen muss, nicht gänzlich abzusacken.
Conny
Beiträge: 290
Registriert: 5. Jul 2010, 15:39
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Beitrag von Conny »

Ich bin kein Fachmann auf dem Gebiet.

Fakt ist wohl, dass der Amtsarzt entscheidet. Er darf dies nicht willkürlich tun, sondern muss seine Entscheidung begründen. Wenn er nicht Spezialist auf dem Gebiet ist, wird er Entscheidungen über Ergebnisse anderer Fachmediziner nicht einfach so beiseite schieben können.
Dennoch will er mit meinem Hausarzt und der Psychologin telefonieren und sich deren Meinung anhören.
Daran erkenne ich schon, dass er nicht einfach so entscheiden möchte.
Weiter glaubt er, ein ernsthafter Wiedereingliederungsversuch Ende diesen Jahres (also in ca. 6 Monaten) wäre sinnvoll und richtig.
Was ist, wenn ich bis dahin noch nicht so weit bin?
Was soll dann sein? Wenn Dich ein Facharzt krank schreibt, dann bist Du krank geschrieben. Das kann kein Amtsarzt aufheben.
Kann ein Amtsarzt sich über die Meinung von zwei behandelnden Privatärzten hinwegsetzen?


Ganz klar JA.
Immerhin kennt mich der Hausarzt seit dem ich 13 bin und er ist Gutachter für die BFA in Verrentungs-Fragen.
Da er ja vom Amtsarzt gehört wird, werden die beiden schon darüber reden.
Zählt seine Meinung nicht?
Mir scheint eher, dass Du nur dieses eine Ergebnis hören möchtest und die Sachlage etwas verzerrt siehst. Warte doch mal ab, was nach dem Gespräch raus kommt. Vielleicht machst Du Dir einfach die falschen Gedanken.
Die behandelnde Psychologin therapiert mich seit 7 Monaten, kennt also auch die Situation. Zählt ihre Meinung auch nicht?


s.o.
Der Amtsarzt hat mich zwei mal für ca. 30 Minuten gesehen, kann er da die Einschätzung der Privatärzte einfach in den Wind schlagen?
s.o.
Wie geht es weiter, wenn ich Ende diesen Jahres nicht so weit sein sollte, dass ich wieder arbeiten kann?
Kann mich der Amtsarzt oder die Personalabteilung zwingen?
Nein, s.o.
Mich zieht das derart runter, dass ich heute richtig kämpfen muss, nicht gänzlich abzusacken.


Ehrlich? Du ziehst Dich selbst runter. Wahrscheinlich gehört das zum Krankheitsbild dazu, so dass ich gut reden habe.
Aber für Außenstehende ohne dieses Disposition hört sich das erstmal nicht wirklich dramatisch an.

Viel Glück und einen positiven Verlauf
wünsch ich Dir.
schäferhund
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Beitrag von schäferhund »

Hallo elfe1972,

du bist eine noch recht junge Beamtin (39) und da wird natürlich auch ein Amtsarzt nicht so schnell an eine Frühpensionierung denken. Wie Conny völlig richtig geschrieben hat, kann auch ein Amtsarzt nicht so einfach die Meinung anderer Kollegen übergehen. Häufig ist es so, dass sich die Amtsärzte schon auf die Ausführungen der Privatärzte einlassen, sofern diese den medizinischen Sachverhalt fachgerecht und überzeugend übermitteln können. Im Zweifelsfalle ist aber ein Zweitgutachten erforderlich.
An deiner Stelle würde ich jetzt erst mal bis zum Jahresende abwarten und nichts überstürzen. Wichtig ist, dass du einfach wieder gesund wirst - und das wünsche ich dir.

Gruß
Schäferhund
petra73

Beitrag von petra73 »

Leider ist auch die Art der Krankheit hierzulande immernoch nicht anerkannt, und daher sind viele Ärzte voreingenommen.
Ich bin auch viel rumgerannt, und habe gerade deinen Beitrag entdeckt.
Ich musste laut Amtsarzt arbiten gehen, mit dem Ergebniss, dass ich nach drei Monaten in einem gewissen Spital gelandet bin....
Also, ich drücke dir die daumen!
Cevorion
Beiträge: 37
Registriert: 26. Jan 2010, 21:12
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Beitrag von Cevorion »

Eins hilft Dir vielleicht weiter:
Wenn Dein Amtsarzt glaubt, Du kannst arbeiten gehen und Dich praktisch "gesund schreibt" - dann stehst Du halt am nächsten Tag bei DEINEM Doc wieder auf der Matte und läßt Dich wieder krankschreiben.

Eine Kollegin hat das JAHRElang mitgemacht - unglaublich -


Ich hatte einen Amtsarzt vor mir, bei dem haben die Gespräche max. 3 Minuten gedauert und er hat mich immer vertröstet: lassen Sie uns noch mal drei Monate warten.
Dann war ich beim Gutachter gelandet.
Und ich hatte wohl auch Glück, da er sich mit den Worten: Drehen Sie dem Verein den Rücken zu, das ist das beste, was Ihnen passieren kann-
verabschiedet hat.

Ich drücke Dir die Daumen und schicke Dir Nervennahrung!
Zwingen kann Dich nun wirklich keiner.

Warst Du schon mal in KUR?
btw, ich kenne da eine klasse Klinik! Sehr zu empfehlen!
Tippfehler sind Fehler, die man im Radio nicht hört
elfe1972

Beitrag von elfe1972 »

Cevorion hat geschrieben:Eins hilft Dir vielleicht weiter:
Wenn Dein Amtsarzt glaubt, Du kannst arbeiten gehen und Dich praktisch "gesund schreibt" - dann stehst Du halt am nächsten Tag bei DEINEM Doc wieder auf der Matte und läßt Dich wieder krankschreiben.

Eine Kollegin hat das JAHRElang mitgemacht - unglaublich -
Genau deshalb würde ich nicht gerne "Spielchen" spielen wollen...
Also arbeiten gehen und dann kurz danach einfach wieder krank sein.
Das verschärft die Situation, meiner Meinung nach.

Ich wünsche mir einfach nur Zeit und Ruhe um möglichst wieder in die Spur zu kommen. Ich will ja nicht ewig zu Hause bleiben - nur momentan bin ich einfach nicht belastbar bzw. arbeitsfähig.
Meine einzige Priorität liegt in der Versorgung meiner Tochter und meines Mannes, der zu 100% schwerbehindert ist. Auch um meinen alten Vater muss ich mich kümmern. Daher ist die Idee mit der Kur zwar gut, aber nicht wirklich durchführbar - jedenfalls im Moment nicht.
Ich war nach dem Amtsarzt-Termin so durch den Wind, dass ich mir hier erst mal Luft machen musste.
Inzwischen denke ich mir: mach doch was Du willst, Amtsarzt! Ich simuliere nicht und ich wäre auch lieber gesund und fröhlich. Ich warte das Gutachten und die Gespräche des Amtsarztes mit meinen behandelnden Ärzten ab (hoffentlich gelingt mir das ) und wenn ich dann am Jahresende immer noch nicht gesund bin, dann werde ich wohl nochmal zum Amtsarzt dürfen. Sollte es dann wieder so unangenehm ablaufen, werde ich dazu doch mal was sagen. Ich wollte da nicht so auftrumpfen, weil ich dachte, der Amtsarzt meint dann: - na wenn sie sich behaupten kann, dann kann sie auch arbeiten. (?) -

Mich stört nur sehr, dass mit 4-5 Standartfragen zu Gewicht, Schlafstörungen, körperlichen Beschwerden, Ehe und Familie die Sache fast erledigt war. Sie hielt ja dann nur noch einen Monolog, warum ich bald wieder arbeiten solle. Ich hätte ihr gerne noch mehr zu meinen manchmal fast unüberwindlichen Morgentiefs erzählt, zu der starken Konzentrationtionsschwäche (ich kann nicht mal 3 Positionen auf einem Kassenbon addieren), starke Vergesslichkeit, Selbstvorwürfen, dauerndes Gefühl der Unzulänglichkeit, Grübelzwang, usw. erzählt. Aber dazu kam es ja dann nicht mehr.
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