Kennzahlenprojekt Kommunalverwaltungen

Hier gehören Themen rein die nirgends anderswo reinpassen.

Moderator: Moderatoren

Antworten
Matthias
Beiträge: 2
Registriert: 20. Mär 2012, 08:02
Behörde:

Kennzahlenprojekt Kommunalverwaltungen

Beitrag von Matthias »

Hallo,
ich habe Ende 2010 damit begonnen, ein Projekt zu entwickeln, das die Ziel- und Kennzahlenbildung im neuen Rechnungswesen der Kommunen deutlich vereinfachen soll (sowohl verwaltungsintern, als auch für den Haushaltsplan oder die Jahresrechnung). Da ich nur in meiner Freizeit an dem Projekt arbeiten kann, zieht sich die Weiterentwicklung entsprechend in die Länge. Kurzum habe ich deutlich mehr Ideen als Zeit. Daher hoffe ich, auf diesem Wege Mitstreiter zu finden, die Interesse haben, sich in einem solchen Projekt zu engagieren.

Aktuell befindet sich das Ganze in einer Art Beta-Phase und ist bisher auf NRW-Recht zugeschnitten. Geplant ist, die Leistung später bundesweit für Kommunen anzubieten. Ich habe bereits Angebote für eine kommerzielle Vermarktung erhalten, möchte die Nutzung jedoch kostenlos halten. Ggf. könnten Sonderleistungen zur Deckung von Unkosten später kostenpflichtig sein, grundsätzlich ist das aber nicht vorgesehen. Die Chancen auf das große Geld stehen also eher schlecht :wink:

Wer dennoch Interesse hat, sich an dem Projekt zu beteiligen und zumindest über Grundkenntnisse in den Bereichen Haushaltswesen / Controlling und / oder Excel verfügt, ist herzlich eingeladen, mir eine kurze Mail an kennzahlenprojekt@gmx-topmail.de zu schicken. Ich werde dann nähere Details zum bisherigen Stand und den weiteren Planungen mitteilen und hoffe, dass im Anschluss ein gutes Projektteam entsteht.

Teil des Projektes ist auch eine mit PHP erstellte Webseite und eine MySQL-Datenbank; Kenntnisse in diesem Bereich wären hilfreich, sind aber nicht nötig.

Viele Grüße
Matthias
Benutzeravatar
Bundesfreiwild
Beiträge: 1946
Registriert: 17. Jan 2011, 08:48
Behörde:
Kontaktdaten:

Re: Kennzahlenprojekt Kommunalverwaltungen

Beitrag von Bundesfreiwild »

?
Was erfinden die Kommunen da jetzt eigentlich NEU?
Bzw: Welches System wollen die denn grundsätzlich benutzen?

Die meisten Zahlen kommen in der Regel aus einem SAP-System.
Wahrscheinlich liefert eine DATEV-gestützte Buchhaltung ebenfalls verschiedene Zahlen (weiss ich aber nicht, da ich mit Datev nie gearbeitet habe).
Was nicht aus SAP/DATEV kommt, kommt aus Auswertungen, die meist über "handbefütterte" Excel-Systeme gewonnen werden.

Okay... die gigantischen Reporttapeten sind dann auch wieder oft Excel-gestützt, weil die für Ziele wichtigen Zahlen oft nicht in DER Zusammenstellung geliefert werden, wie die Herren CEO und COO, etc. sie haben wollen.
Matthias
Beiträge: 2
Registriert: 20. Mär 2012, 08:02
Behörde:

Re: Kennzahlenprojekt Kommunalverwaltungen

Beitrag von Matthias »

"Neu" erfunden wurde eine Variation der kaufmännischen doppelten Buchhaltung ;-) In fast allen Bundesländern ist für die Kommunen der Umstieg der Kameralistik auf die Doppik mit unterschiedlichen Fristen vorgeschrieben. Neben der reinen Umstellung des Rechnungswesens führt dies auch zu einer Verdichtung der Informationen für politische Entscheidungsträger. Zumindest in NRW sind in diesem Zuge die Ziel- und Kennzahlenbildung zur Planung, Steuerung und Kontrolle gesetzlich verankert worden (allerdings auch nicht verbindlich). Die Veröffentlichung und Ermittlung dieser bislang (nur in Teilen vorhandenen) internen Daten hat zu viel Arbeit und Verwirrung geführt, nicht zuletzt dadurch, dass es bei vielen kommunalen Leistungen schwer ist, sie mess- und vor allem auch vergleichbar zu machen.

Technisch gesehen funktioniert es natürlich wie von dir beschrieben, allerdings gibt es auch hier interkommunale Unterschiede durch verschiedene Buchhaltungsprogramme und Kontenpläne. Insgesamt sehe ich hier allerdings noch deutliches Optimierungspotential in der gesamten Abwicklung.
Benutzeravatar
Bundesfreiwild
Beiträge: 1946
Registriert: 17. Jan 2011, 08:48
Behörde:
Kontaktdaten:

Re: Kennzahlenprojekt Kommunalverwaltungen

Beitrag von Bundesfreiwild »

:mrgreen:
Mal wieder das Spielchen, dass jede Region was eigenes stricken will. Förderalismus ist oft lästig.
Vor allem lassen sich in der IT-Welt unterschiedliche Kontierungs- und buchhalterische Programmierungskonzepte am Ende der Fahnenstange ganz schlecht wieder auf einen gemeinsamen Nenner - sprich aussagefähige und vergleichbare Zahlen - bringen. Wenn z.B. die Kommunen unterschiedliche Kennzahlen sehen wollen- gar noch auf unterschiedlicher Erhebungsbasis-, wird der Vergleich miteinander auch deshalb schwierig, weil unterschiedliche Erhebung und Auswertung nachher nicht zur Deckung gebracht werden können. Vor allem nicht auf einer höheren Ebene, vielleicht dem Land. Man soll ja nicht aus dem Auge verlieren, dass die Ämter, Gerichte, Argen auch mal zusammengelegt werden können- z.B. aus Gründen der Kostenersparnis. Die Diskussion hatten wir ja gerade mit dem OLandesGericht in Koblenz/Saarbrücken.
Nicht auszuschließen ist auch, dass z.B. bisherige Behörden ÜBERHAUPT privatisiert werden oder Teile an Privatunternehmen ausgegliedert werden könnten, wenn eine unternehmerisches Buchhaltungs- und Bilanzwesen installiert ist. Die Postbeamten haben auch vieles für nicht möglich gehalten, was in Sachen Privatisierung und Outsourcing bis heute tatsächlich geschehen ist und noch wird.

Ich kann dazu nur sagen: Die Umstellung von der Titelwirtschaft auf die normale Unternehmensbuchführung hatte bei den ollen Telekombeamten - vor allem in der Führungsebene - zu sehr viel und massiven Unverständnis geführt. Ich kann das behaupten, weil ich ab 1987 genau dort eingestiegen bin, in dem Ressort, dass erstmals eine Inventur und Bewertung sämtlicher irgendwie bilanzrelevanter Anlagen und Güter und natürlich die Dateneingabe - damals noch SAP R1 - durchzog. Sämtliche technischen Anlagen mussten, getrennt nach Anlageklassen und mit Kostenstelle neu erfasst werden - auf Basis von Papierakten. Alle Dienstfahrzeuge, alle Immobilien, Antennenmasten und deren Technik, sämtliche Büroausstattung, Stromverbraucher zugeordnet, Mietverträge gelistet, Personal den Kostenstellen zugeordnet werden.
Da gingen schon paar Jahre über Land - nämlich so ca. 7 - bis am Ende eine Bilanz erstellt werden konnte, mit der man den Laden dann 1995 privatisiert hat.

Da die meisten Herrschaften in der Ressortführung 1. Ingenieure waren und 2. von Buchhhaltung aber auch absolut NULL Plan hatten, war es manchmal einfach nur noch komisch.
DA sass ein A13 aus dem Haushaltsbereich und meinte noch jahrelang, dass man wieder zur Titelwirtschaft zurückkehren würde, nutzte neue Formaulare mit Feld für die Kostenstelle nicht - was zu langen Fehlkontierungslisten führte. War auch ein etwas längerer Lernprozess für das Personal, dass für alles und jedes eine Kostenstelle mit anzugeben war. Und dass durch die Kostenstellenauswertungen auch die Personalleistung eines Ressorts plötzlich mit einem anderen in Deutschland vergleichbar war.

Und das klappt auch nur, wenn sich alle im System an eine Kennzahlenorganisation halten.
Antworten