Reaktivierung nach einstweiliger Ruhestandsversetzung?

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

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crashtest_dummy
Beiträge: 6
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Reaktivierung nach einstweiliger Ruhestandsversetzung?

Beitrag von crashtest_dummy »

Hallo Forum!
Ich bin Landesbeamtin, 44 Jahre alt und derzeit bis 31.8.2011 einstweilig pensioniert aufgrund eines ziemlich fürchterlichen Verkehrsunfalls im Jahr 2008. In nächster Zeit steht eine amtsärztliche Nachuntersuchung an und ich fürchte, wieder für dienstfähig erklärt und reaktiviert zu werden.
Wie gesagt erfolgte die Pensionierung nur aufgrund des Unfalls und der daraus resultierenden Unfallfolgen. Diese sind aktuell diagnostiziert eine Wirbelfehlstellung mit OP-Indikation, Posttraumatische Belastungsstörung und mittelschwere depressive Episode.
Ich fühle mich absolut nicht arbeitsfähig, zumal auch noch demnächst die Wirbel-OP ansteht.
Da aber die Pensionierung nur aufgrund des Unfalls erfolgte, meinen nun Amtsarzt und Dienstherr, mir einen großen Gefallen zu tun, indem sie mir immer wieder die Chance bieten, in den Dienst zurückzukehren. Die Pensionierung wurde endlos hinausgezogen und erst ausgesprochen, nach über 2-jährigem Krankenstand, diversester REHA-Maßnahmen und mehrfacher amtsärztlicher Untersuchung sowie Einholung eines psychiatrischen Obergutachtens. Ich fürchte nun, dass mir diese ganze aufreibende Prozedur wieder bevorsteht bzw. dass ich einfach entgegen der vorliegenden ärztlichen Befundberichte wieder für dienstfähig erklärt werde.
Tatsache ist, dass ich vermutlich auch ohne den Unfall aufgrund massiver Mobbing- und Überlastungsprobleme wegen Burn-Outs ausgefallen wäre. Da ich aber ein perfekt funktionierender Arbeitsesel war und als solcher von meinen Vorgesetzten immer hoch geschätzt und bestens beurteilt worden war und niemandem etwas von meinen Problemen bekannt war, glauben nun alle, zu mir stehen zu müssen und mir helfen zu können, indem ich reaktiviert werde.
Die Vorstellung wieder zu arbeiten ist für mich Horror...
Was glaubt ihr, blüht mir nun? Der Amtsarzt hat sich ja schon damals über die Befunde meiner Ärzte hinweggesetzt... Was kann ich tun? Welche gesetztlichen Vorschriften gibt es? Hat jemand Empfehlungen?

Danke für's Lesen. Ich hoffe auf Tipps und Zuspruch.

Es grüßt das
crashtest-dummy
schäferhund
Beiträge: 346
Registriert: 28. Sep 2010, 12:54
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Beitrag von schäferhund »

Hallo crashtest-dummy,

zunächst mal herzlich willkommen im Forum. Ich bedauere sehr, was dir da vor 3 Jahren geschehen ist und hoffe, dass du bald wieder gesund wirst.

Normalerweise sind Behörden über jeden Beamten(in) froh, den sie irgendwie loswerden können (wobei ich aber dies nicht grundsätzlich verallgemeinern möchte). Also in Deinem Fall scheint man aber offenbar tatsächlich noch Interesse an Deiner Mitarbeit zu haben, wie man unschwer herauslesen kann.

Es ist allgemein bekannt, dass die Chancen beruflicher Wiiedereingliederung mit der Dauer der Abwesenheit vom Arbeitsplatz sinken und bereits schon nach 6 Monaten (!) in der Regel nur noch gering sind, kommt es doch zu einer Verfestigung u. Verstetigung pathologischer Prozesse. (siehe hierzu Bericht des Sozialmedizinischen Dienstes der Hansestadt Bremen, "Amtsärztl. Begutachtung der Dienstfähigkeit und der Dienstunfähigkeit 2006 - 2009" , Stand Mai 2010, Seite 14 , Abschn. 9)

Nun, ich bin seit den 1970er Jahren im Staatsdienst tätig und habe bislang noch keinen einzigen Kollegen bzw. Kollegin gesehen der mit Erfolg reaktiviert worden ist. Wichtig ist, dass Du einen erfahrenen Facharzt (Psychater, Neurologe) an Deiner Seite hast der Dich auf den Weg in die vorzeitige Pensionierung begleitet und auch für die notwendigen Krankschreibungen sorgt (dürfte bei Deiner Krankengeschichte kein Problem sein). Die Krankschreibungen dürfen dabei nicht unterbrochen werden. In der Regel schließen sich Amtsärzte dann der Meinung der behandelnden Privatärzte an. Angebote des Dienstherrn (z. Bsp. Teilzeit) nicht annehmen. Erfahrungsgemäß wird dann auf eine Reaktivierung verzichtet.

.....und das wars dann !


Viel Glück und alles Gute !

Gruß
Schäferhund
crashtest_dummy
Beiträge: 6
Registriert: 21. Jun 2011, 12:50
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Beitrag von crashtest_dummy »

Hallo Schäferhund,
vielen Dank für deine sehr hilfreiche Antwort. Ich hatte eigentlich mit dem Gedanken gespielt, im Notfall erst einmal wieder den Dienst anzutreten und mich dann gegebenenfalls erneut krank schreiben zu lassen. Oder vielleicht auf die Angebote Teilzeit und Heimarbeitsplatz einzugehen. Das alles würde mich zwar immer noch hoffnungslos überfordern, aber ich hätte wahrscheinlich wie üblich dem Druck der Vorgesetzten und des Dienstherren nachgegeben. Das werde ich aber jetzt lieber vermeiden.
Danke nochmal und auch dir die besten Wünsche
crashtest_dummy
crashtest_dummy
Beiträge: 6
Registriert: 21. Jun 2011, 12:50
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Beitrag von crashtest_dummy »

hallo!
die nachuntersuchung beim amtsarzt ist überstanden. ich hatte alle aktuellen ärztlichen befundberichte dabei. der termin dauerte keine viertelstunde. ergebnis: ich werde nicht reaktiviert, vorschlag zur nachuntersuchung in 2 - 3 jahren an den dienstherrn.
ich bin erleichtert.
danke nochmal dir schäferhund, du hattest recht - meine befürchtungen hinsichtlich einer reaktivierung gegen meinen willen, waren unbegründet.
vg
chrashy
schäferhund
Beiträge: 346
Registriert: 28. Sep 2010, 12:54
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Beitrag von schäferhund »

Danke dir, craschtest-dummy,

freut mich, dass es für dich so gut ausgegangen ist. Nutze bitte die Zeit, von diesem schreckichen Ereignis loszukommen um möglichst bald wieder gesund zu werden.

Die besten Wünsche, alles Gute für deine weitere Zukunft !

Gruß
Schäferhund
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