Besoldung in Bayern zu gering
Verfasst: 22. Nov 2024, 23:38
Hallo zusammen,
mit 26 Jahren habe ich mich entschieden, beim Finanzamt in Bayern eine neue Ausbildung zu beginnen. Anfangs klang die Besoldung, vor allem mit der Aussicht auf Kinderzulagen, recht attraktiv. Doch mittlerweile lebe ich in Südbayern, habe ein Kind und bin in der Besoldungsgruppe A7 Stufe 4.
Mit den aktuellen Lebenshaltungskosten, insbesondere den hohen Mietkosten, fühlt es sich ehrlich gesagt an, als würde ich an der Armutsgrenze leben. Südbayern ist extrem teuer, und meine Besoldung steht in keinem Verhältnis dazu. Am Monatsende bleibt kaum etwas übrig, um Rücklagen zu bilden oder meinem Kind das Leben zu bieten, das ich mir eigentlich wünsche. (Ein zweites Kind ist aktuell aufgrund der aktuellen Situation für uns nicht vorstellbar)
Besonders schwierig finde ich, dass ich mich oft schäme, meinen Freunden zu sagen, was ich als Beamter tatsächlich verdiene. Es herrscht der weit verbreitete Irrglaube, dass Beamte grundsätzlich gut bezahlt werden. Die Realität sieht jedoch anders aus: Ich arbeite 40 Stunden pro Woche und verdiene deutlich weniger als Freunde in der freien Wirtschaft, die oft nur 35 Stunden arbeiten. In meiner Umgebung kenne ich sogar Hilfsarbeiter ohne Ausbildung, die in Firmen deutlich mehr verdienen als ich als ausgebildeter Beamter.
Ich habe den Eindruck, dass der Freistaat Bayern zu sehr an der vermeintlichen Sicherheit des Beamtenverhältnisses festhält und dabei die Nachteile übersieht.
Ein weiteres Problem sehe ich in den Regelungen für Familien. Meine Frau, die ebenfalls Beamtin in Bayern ist und aktuell Elterngeld bezieht, muss ihre private Kranken- und Pflegeversicherung selbst zahlen. Das belastet uns finanziell stark, insbesondere aufgrund der aktuellen Erhöhungen der Krankenversicherungen ab dem 01.01.2025 . Zudem werden die Kinderzulagen nur einmal gewährt, obwohl wir beide Beamte sind – ein weiterer Punkt, der die ohnehin geringe Besoldung kaum entlastet.
Von Wohneigentum können wir als Beamte im mittleren Dienst in Südbayern nur träumen – bei den aktuellen Immobilienpreisen ist das schlichtweg nicht realisierbar.
Immer mehr neu ausgebildete Kolleginnen und Kollegen verlassen die Finanzbehörden direkt nach ihrer Ausbildung. Angesichts der aktuellen Versetzungs- und Besoldungspolitik ist das leider verständlich.
Ich frage mich nun: Würdet ihr auf bessere Zeiten warten, in der Hoffnung, dass sich die Bedingungen verbessern? Oder würdet ihr das sinkende Schiff verlassen und in die freie Wirtschaft wechseln? Klar herrscht in der freien Wirtschaft aktuell eine Krise, aber auch dort gibt es einen anhaltenden Fachkräftemangel, der möglicherweise Chancen eröffnet.
Ein weiterer Aspekt, der meiner Meinung nach nicht vernachlässigt werden sollte, ist die Leistungsbereitschaft. Leider wird in den Behörden nach Alter und Stufen besoldet, nicht nach Leistung. Das führt zu einer gewissen Frustration, wenn man sich stärker engagiert, aber die Anerkennung dafür ausbleibt.
Ich selbst überlege aktuell ernsthaft, wieder den Schritt Richtung der freien Wirtschaft zu gehen, insbesondere in den Bereich der Banken, da meine Ausbildung mir dafür eine solide Grundlage bietet. Zuvor war ich in der freien Wirtschaft tätig.
Geht es hier noch jemandem ähnlich? Hat jemand den erneuerten Schritt in die freie Wirtschaft gewagt und kann seine Erfahrungen teilen? Ich freue mich auf eure Meinungen und Ratschläge!
PS: Das BIP pro Kopf in der Stadt in der ich lebe beträgt durchschnittlich mehr als 75.000 Euro.
Viele Grüße
Markus
mit 26 Jahren habe ich mich entschieden, beim Finanzamt in Bayern eine neue Ausbildung zu beginnen. Anfangs klang die Besoldung, vor allem mit der Aussicht auf Kinderzulagen, recht attraktiv. Doch mittlerweile lebe ich in Südbayern, habe ein Kind und bin in der Besoldungsgruppe A7 Stufe 4.
Mit den aktuellen Lebenshaltungskosten, insbesondere den hohen Mietkosten, fühlt es sich ehrlich gesagt an, als würde ich an der Armutsgrenze leben. Südbayern ist extrem teuer, und meine Besoldung steht in keinem Verhältnis dazu. Am Monatsende bleibt kaum etwas übrig, um Rücklagen zu bilden oder meinem Kind das Leben zu bieten, das ich mir eigentlich wünsche. (Ein zweites Kind ist aktuell aufgrund der aktuellen Situation für uns nicht vorstellbar)
Besonders schwierig finde ich, dass ich mich oft schäme, meinen Freunden zu sagen, was ich als Beamter tatsächlich verdiene. Es herrscht der weit verbreitete Irrglaube, dass Beamte grundsätzlich gut bezahlt werden. Die Realität sieht jedoch anders aus: Ich arbeite 40 Stunden pro Woche und verdiene deutlich weniger als Freunde in der freien Wirtschaft, die oft nur 35 Stunden arbeiten. In meiner Umgebung kenne ich sogar Hilfsarbeiter ohne Ausbildung, die in Firmen deutlich mehr verdienen als ich als ausgebildeter Beamter.
Ich habe den Eindruck, dass der Freistaat Bayern zu sehr an der vermeintlichen Sicherheit des Beamtenverhältnisses festhält und dabei die Nachteile übersieht.
Ein weiteres Problem sehe ich in den Regelungen für Familien. Meine Frau, die ebenfalls Beamtin in Bayern ist und aktuell Elterngeld bezieht, muss ihre private Kranken- und Pflegeversicherung selbst zahlen. Das belastet uns finanziell stark, insbesondere aufgrund der aktuellen Erhöhungen der Krankenversicherungen ab dem 01.01.2025 . Zudem werden die Kinderzulagen nur einmal gewährt, obwohl wir beide Beamte sind – ein weiterer Punkt, der die ohnehin geringe Besoldung kaum entlastet.
Von Wohneigentum können wir als Beamte im mittleren Dienst in Südbayern nur träumen – bei den aktuellen Immobilienpreisen ist das schlichtweg nicht realisierbar.
Immer mehr neu ausgebildete Kolleginnen und Kollegen verlassen die Finanzbehörden direkt nach ihrer Ausbildung. Angesichts der aktuellen Versetzungs- und Besoldungspolitik ist das leider verständlich.
Ich frage mich nun: Würdet ihr auf bessere Zeiten warten, in der Hoffnung, dass sich die Bedingungen verbessern? Oder würdet ihr das sinkende Schiff verlassen und in die freie Wirtschaft wechseln? Klar herrscht in der freien Wirtschaft aktuell eine Krise, aber auch dort gibt es einen anhaltenden Fachkräftemangel, der möglicherweise Chancen eröffnet.
Ein weiterer Aspekt, der meiner Meinung nach nicht vernachlässigt werden sollte, ist die Leistungsbereitschaft. Leider wird in den Behörden nach Alter und Stufen besoldet, nicht nach Leistung. Das führt zu einer gewissen Frustration, wenn man sich stärker engagiert, aber die Anerkennung dafür ausbleibt.
Ich selbst überlege aktuell ernsthaft, wieder den Schritt Richtung der freien Wirtschaft zu gehen, insbesondere in den Bereich der Banken, da meine Ausbildung mir dafür eine solide Grundlage bietet. Zuvor war ich in der freien Wirtschaft tätig.
Geht es hier noch jemandem ähnlich? Hat jemand den erneuerten Schritt in die freie Wirtschaft gewagt und kann seine Erfahrungen teilen? Ich freue mich auf eure Meinungen und Ratschläge!
PS: Das BIP pro Kopf in der Stadt in der ich lebe beträgt durchschnittlich mehr als 75.000 Euro.
Viele Grüße
Markus