Antrag auf Versetzung in den Ruhestand

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Bundesfreiwild
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Re: Antrag auf Versetzung in den Ruhestand

Beitrag von Bundesfreiwild »

Ich war mal in meiner letzten Kur (wegen Asthma und kaputtem Knie) bei der Klinikpsychologin und hab mit ihr mal ne Stunde geplaudert.
Ich bin ja auch immer gefährdet, als Mitarbeiterin mit chronischen Arbeitsplatzkonflikten aufzufallen, und zwar in der Hinsicht, dass ich nicht schweigend spure und meine Kritik an schlechten Prozessen oder auch unter vier Augen Kritik am Vorgesetzten übe.
Tja, manche Charaktereigenschaften passen halt nicht zum ora-et-labora-Vorschrift der Jesuiten, die man auch gerne im Beamtentum sieht: lebe und arbeite (und das am besten schweigend).

Ich habe ihr mal die Situation bei der Telekom geschildet - und da war die noch nichtmal so grundübel wie heute. Was glaubt ihr, was die mir sagte:
"Also - ich denke - da wäre eher die Telekom und ihre Führungskräfte behandlungsbedürftig."

War in der HInsicht eine Hilfe, dass man die "Schuld" für seine grundsätzlichen Probleme auch mal nicht bei sich selbst, sondern auch tatsächlich bei anderen suchen darf.

Hilft einem aber nur bedingt weiter, wenn der Dienstherr die Situation genau so gestalten WILL, dass die Menschen mit Rückgrat, mit eigenen Vorstellungen oder auch solche, die in anderer Hinsicht nicht den Vorstellungen des ARbeitgebers entsprechen, eben bossen WILL, DAMIT sie in ausweglose Lebenssituationen geraten.

Im Endeffekt hilft da nur noch, dem ganzen entweder mit Rechtsmitteln zu begegenen, was auch aufs Nervenkostüm geht oder den Weg nach draußen - zu mehr oder weniger eigenen Bedingungen zu suchen.
egyptwoman
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Re: Antrag auf Versetzung in den Ruhestand

Beitrag von egyptwoman »

Also irgendwie hast du mir grad aus dem Herzen gesprochen @ bundeswild, wenn du bei den Vorgesetzten ein Dorn im Auge bist, weil du nicht so spurst wie die das gerne hätten, bist halt zum "Abschuss" freigegeben. Leider verstehen die nicht, das für ein gutes Arbeitsklima und gute Arbeitsleistungen sicher nicht förderlich ist, die Kollegen gegeneinander auszuspielen (leider ist das bei uns das lieblingsspiel der Vorgesetzten). Durch solch Verhalten fördert man die Unlust am Job und darunter leidet die Arbeitsleistung, also eine Spirale Ende. Solange es aber Kollegen gibt das mit sich machen lassen und als willenlose Geschöpfe ihren Dienst verrichten und sich vom Chef als "Zuträger" missbrauchen lassen um anderen Kollegen eins reinzuwürgen wird sich das nicht ändern.
Bei mir wurde es auch schon versucht und ich wurde vom Vorgesetzten über Kollegen ausgefragt. Dacht ich bin im falschen Film. Hab dem dann gesagt, wenn er was über den Kollegen wissen will soll er mit dem Kollegen selbst klären, danach wurde ich zum Bossing-Opfer und es wurden Kollegen auf mich angesetzt. Habe mich aber jahrelang nicht unterkriegen lassen, nur wurde es halt immer schlimmer, mit Unterstellungen etc.
Noch schlimmer ist es wenn du denkst du hast nen Kollegen dem du ein bisschen Vertrauen kannst und der auch irgendwie immer derselben Meinung war wie man selbst und dann feststellen musste, das er auf einen angesetzt wurde.

egyptwoman
Blue Ice Ultra
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Re: Antrag auf Versetzung in den Ruhestand

Beitrag von Blue Ice Ultra »

Ich verstehe euer Problem nicht. Ihr habt offensichtlich die einfachsten Grundsätze des Berufslebens nicht verstanden und beschwert euch nun über gar nichts. Kritik macht nur Sinn, wenn man sie in der richtigen Art und Weise, zum richtigen Zeitpunkt, bei der richtigen Person anbringt. Es ist also Diplomatie gefragt. Eine Fähigkeit die mancher sich erst erarbeiten muss.
egyptwoman
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Re: Antrag auf Versetzung in den Ruhestand

Beitrag von egyptwoman »

Also ich habe die Grundsätze dieses Berufslebens schon verstanden und auch meine Kritik schon an den "richtige" Stellen angebracht, aber es ist doch so, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Vor allem wenn es um Kritik im allgemeinen geht und man allein auf weiter Flur steht und keinerlei Unterstützung bekommt, und wenn du dich dann noch über nen Vorgesetzten beschwerst, weil persönliche Gespräche um die Probleme aus der Welt zu schaffen keinen Erfolg haben, dann bist du unten durch und wirst erst recht zur Zielscheibe.
So nachdem ich heute mal mit nem Ex-Kollegen gesprochen habe, habe ich erfahren, das nachdem man mich soweit hatte das ich in Ruhestand bin, jetzt der nächste Kollege dran ist, den man fertigmachen will, die Gründe hierfür möcht ich nicht nennen, aber so läuft das schon seit 10 Jahren, seit ich in dieser Dienststelle bin. Mittlerweile sind da schon 4 Kollegen wegen psychischer Krankheit in Ruhestand gegangen oder versetzt worden. Weitere Kollegen sind zur Zeit in Psychotherapeutischer Behandlung, das sagt doch wohl alles. Aber das ist halt nicht nur in meiner alten Dienststelle so, nur vermehrt sich das in dieser Stelle zunehmend und es wird wohl auch so bleiben, da jeder der sich darüber beschwert, zum Einzelkämpfer gegen Windmühlen wird.
Ich für meinen Teil bin jetzt froh im Ruhestand zu sein und nicht mehr diesen immensen Druck ausgesetzt zu werden. Ich habe es mir nicht ausgesucht, aber ich kann endlich mal wieder durchatmen und nicht alles verdrängen und irgendwann zusammenbrechen.

egyptwoman
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Bundesfreiwild
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Re: Antrag auf Versetzung in den Ruhestand

Beitrag von Bundesfreiwild »

Was ich immer sage: Nur gemeinsam ist man stark.
Wenn sich die Kollegen, die natürlich auch von der dienstlichen Situation oft nicht begeistert sind - und dies auch im Kollegenkreis sagen - bei der Gelegenheit sofort verpissen, wenn es darum geht, den Kritiker mal wenigstens durch Nicken zu unterstützen, dann ändert sich auch nichts.

Wie ich in meinem Beamtenleben festgestellt habe (und das gilt wohl nicht nur fürs Beamtenleben), sind 95% aller Menschen gandenlose Verpisser und Feiglinge.
Lieber dauerhaft unter einer Situation leiden, als auch nur EIN Mal das Maul aufzumachen oder dem Maulaufmacher wenigstens gemeinschaftliche Rückendeckung zu geben.

Ich bin mittlerweile der Meinung, dass so einige 1000 Jahre herrschaftlicher und religiöser Gewaltherrschaft und Aussiebens der Rebellengene durch die jeweiligen Henker, den "Widerstands-Gen-Pool" weitgehend ausgedünnt haben.

Die meisten Menschen sind halt Schafe, die ihrem Hirten blind folgen, auch wenns über die nächste Klippe runter geht.
egyptwoman
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Re: Antrag auf Versetzung in den Ruhestand

Beitrag von egyptwoman »

Gut gesagt "Freiwild" aber es ist nun mal so: jeder ist sich selbst der nächste und wozu mir Stress machen wenn ein anderer Probleme hat die eigentlich alle angehen. Wird sich wohl nie ändern und deswegen werden und sind auch viele so unzufrieden mit ihrem Job. Wie gesagt ich bin auch schon zu lange dabei als das ich jetzt sagen würde: Ich kündige und habe dann später massive Einbußen bei der Rente, abgesehen davon das ich in der freien Wirtschaft in meinem Alter auch nicht so leicht nen Job finden würde, zumal ich in meinem erlernten Job zu lange raus bin.

egyptwoman
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Bundesfreiwild
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Re: Antrag auf Versetzung in den Ruhestand

Beitrag von Bundesfreiwild »

Ich sehe es mittlerweile auch etwas lockerer. Pension per DDU und per 55-er habe ich mir ausrechnen lassen und nach KKasse und Steuer kommt da nur ein Unterschied von 47 Euro netto 'rum. Also werde ich die 55-er nicht beantragen, sondern zocken. Jeden Monat 590 Euro netto mehr im aktiven Dienst... Und wenn es dann nachher doch die DDU werden muss... dann isses halt so. Auf die 46 Euro kommts dann auch nciht mehr an.

Auf jeden Fall wird die Möglichkeit des Durckausübens aus Richtung Arbeitgeber dadurch geringer, weil man innerlich schon beschlossen hat zu gehen, wenn sie sich wieder mal was "Tolles" einfallen lassen. Und die direkten Kollegen können einem dann auch etwas glatter am Buckel runter rutschen.

Ansonsten ist noch kein Beamter pensioniert worden wegen geringer Leistungsfähigkeit - solange er keine Kranktage sammelt. Und wenn man - wie ich - sowieso gezwungenermaßen zu Hause rumgammelt, bis die T sich mal entschliesst, meine erfolgreiche Klage auf Dienstposten und Tätigkeit zu erfüllen, dann ist der Druck sowieso eher gering und hängt "nur" als dauernde Drohung über einem, wieder mit Widerspruch und Klageverfahren antreten zu müssen, um einen gaaaaanz tollen Einsatz zu verhindern, der gegen die gesundheitlichen, betriebsärztlich festgestellen, Einsatzparameter verstößt.

Naja, was heisst schon beschäftigungslos, wenn man sich in zwei Beamtenforen "herumtreibt" und die Kollegen und Kolleginnen mit etwas Wissen (vor allem im Telekombereich) dopen möchte und regelmäßig Info-Abende macht, wo sich die Leute dann auch direkt untereinander austauschen können, was ihnen so passiert und was man (erfolgreich) dagegen machen kann.
sumsum
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Re: Antrag auf Versetzung in den Ruhestand

Beitrag von sumsum »

Was in den 90ern mit dummen Sprüchen wie: "Du bist 50, jetzt geh mal in die Rente" begann, hat sich zu einer Denkweise entwickelt, die systematische Altersdiskriminierung als selbstverständlich und gottgegeben hinnimmt.

Ob im Olympischen Kommittee heftig daran gearbeitet wird, alle Sportarten, in denen über Vierzigjährige erfolgreich sind (Reiten, Segeln) in den Olympischen Spielen zu eliminieren oder in Behörden und Betrieben über 50-Jährige durch Druck attackiert werden, damit sie psychisch erkranken und ausscheiden, hat alles den gleichen Grund.

Es spielt keine Rolle, was jemand individuell kann oder wie fit er ist, oder ob es überhaupt künftig genug von den Jungen für diese Arbeiten gibt, es ist eine gesellschaftliches Phänomen und wird sich so schnell nicht in Luft auflösen. Wichtig ist für jeden Betroffenen, sich klarzumachen, dass es nicht an ihm persönlich liegt. Es trifft ihn einfach, weil er älter ist.
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