BY: Das Leben eines Beamten in München.

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Kieler Primus
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BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von Kieler Primus »

Hallo Kollege :-) , ich habe ein Anliegen...

Ein Beamter (Ü30) wird demnächst eine feste Einstellungszusage für den Vorbereitungsdienst 3. QE (Allgemeine Innere Verwaltung AIV) bei der Landeshauptstadt München erhalten und wahrscheinlich auch beginnen. Dennoch hat der Beamtenanwärter Bedenken bezüglich nach dem Studium.

Bedenken bestehen darin, dass die hohen Lebenshaltungskosten in München das Gehalt des Beamten regelrecht "auffressen". Der Beamte ist mit der Stadt München verwurzelt, lebt seit Kindheitstagen in dieser Stadt. Logisch, dass er seine Zukunft dort plant.
Die großen Kostenfaktoren sind Miete und Privatversicherung. Allgemein beschleicht einem das Gefühl, dass man sich mit dem Gehalt kaum etwas leisten kann in dieser Stadt später.

Der Beamte wünscht sich für seine Zukunft vlt. 2-3 ZWhg (oder eine kleine Loft) vlt. am Stadtrand oder Stadt zur MIETE; später 1-3 Kinder; kleines Auto und Geld für gewöhnliche Freizeitaktivitäten. Die Frage ist, ob diese Wünsche erfüllt werden können?

Es ist beispielsweise unfair, dass ein Bundesbeamter z.B. A11 in Regionen wie Sachsen-Anhalt oder Nordfriesland, Bremerhaven wie ein König leben kann, weil dort die Lebenshaltungskosten weit geringer sind als die Beamten in Großstädten wie München, Hamburg oder Stuttgart. Bayern tut zu wenig für die Münchner Beamten. Die Besoldung muss deutlich mehr werden. Und dafür soll der Staat Bayern aufkommen und nicht der Bund. München soll deshalb unattraktiv für Beamte sein. Die LHM (=Landeshauptstadt München) hat große Probleme Personal zu finden und sie längerfristig zu binden, weil viele Beamte oder Angestellte wieder wegwollen da Kosten zu hoch sind.

Es geht darum Teilhabe zu haben in der Gesellschaft und um die Zukunft.

Es wäre allgemein schön einen Austausch darüber zu haben, ob die Bedenken berechtigt sind? Gibt es Beamte, die in München alt werden konnten und diesen bereit haben? Könnte ihr erzählen wie das ist bei der LHM zu arbeiten?

Andernfalls einfach 3.QE beenden und dann zum Bund wechseln 😉
HagenKrause
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von HagenKrause »

Die Stadt München wollte vor ein paar Jahren eine Art "Extra-Besoldungsordnung" für Beamte in München über den Freistaat erwirken. Der Freistaat Bayern hat dies abgelehnt ... War anscheinend nicht notwendig ;-)

Ansonsten kann der Bund da nix bewirken, da dies Ländersache ist. Es ist kein Wille seitens der Bayerischen Staatsregierung vorhanden, Beamten in München eine Zulage von +30% im Verhältnis zu den Beamten anderer bayerischer Beschäftigungsorte zu gewähren.

Leben kann man in München schon, die Frage ist nur, mit welchen Ansprüchen. Je kleiner die Wohnung und je schlechter die Lage, desto günstiger wird es. Brauche ich eine Maß für 15 € auf dem Oktoberfest? Muss ich am WE in der Schickimickibar feiern, wo der Cocktail 15 € kostet? Wenn es ein Münchner ist, dann kennt er ja das Ganze sowieso schon. Es müssen ja auch Beamte der 2. QE von ihrem Gehalt leben können und die 3. QE ist ja doch nochmal etwas mehr Einkommen.

Die Stadt München ist in München auch besser als der Freistaat Bayern, denn während man sich beim Freistaat von Beurteilung zu Beurteilung hungert, hat man bei der Stadt München eine neue höherwertige Stelle inne und wird nach 3 Monaten sofort befördert. Während man beim Freistaat noch in der A10 sitzt, ist man bei der Stadt München durchaus schon in A12. Da hört's dann für gewöhnlich aber aufgrund der begrenzten Stellenanzahl aber auch auf. Prinzipiell lässt sich sagen: Bei der Stadt wird man schneller befördert, dafür erhält man beim Freistaat irgendwann die Endstufe, ohne dass man sich großartig verändern muss. Die Stadt als Dienstherr ist daher hinsichtlich von Gehaltssteigerungen nach dem Studium eine gute Wahl und bietet auch viele Vorzüge nebenher bzgl. softskill-Training, Partys, günstige Bedienstetenwohnung, etc.

Der Bund hat in München leider nicht all zu viel zu bieten ... von demher zum Bund wechseln und in München bleiben wollen, ist eher unrealistisch!

Bezüglich der Bedenken passt wohl hier der Ausdruck "Liebe geht, Hektar besteht" ganz gut. Wenn er das Studium abgeschlossen hat, kann er danach immer noch schauen, was er macht. Ich kenne einige, die sind (obwohl sie schon seit mehr als 40 Jahren in München gelebt haben), aus beziehungstechnischen Gründen nach Santa Nirgendwo gezogen und haben es nicht bereut. Es kommt immer auf die privaten Verflechtungen an, ob man sich enscheidet, in München zu bleiben oder nicht. Hat man die nicht, lässt es sich auch leichter wechseln bzw. stören einen dann die höheren Lebenshaltungskosten dort mehr.
Mainstream1
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von Mainstream1 »

Es kommt halt darauf an, ob die Stadt München ihren Mitarbeitern günstige Wohnungen aus eigenem Bestand anbieten kann. Dann sehe ich da im Prinzip keinen Nachteil. Der Bund hat im Übrigen seine Wohnungen in den 00er-Jahten fast alle verkauft, so dass er auch Probleme hat, Stellen in teuren Städten zu besetzen, da die Miete die Hälfte des Einkommens "" auffrisst". Versuche mal im mittleren Dienst der Bundespolizei mit Dienstort München Flughafen eine Wohnung in und um München zu finanzieren. Wenn du dann noch Familie hast....... einfach ist das nicht.
MS
stuntmanmike
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von stuntmanmike »

jeder beamte, der sich in münchen bewirbt oder einsetzen lässt, ist genau so schuld an diesem system wie die politiker, die keine änderung herbeiwirken.
BuFiPo
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von BuFiPo »

"jeder beamte, der sich in münchen bewirbt oder einsetzen lässt, ist genau so schuld an diesem system wie die politiker, die keine änderung herbeiwirken"

Ich glaube nicht jeder "bewirbt" sich freiwillig nach "München" bzw. in eine andere hochpreisige bundesdeutsche Großstadt.

Zitat Anfrage: Originaltext der Frage(n):
Wie viele Liegenschaften wurden unter der am 11. November 2015 beschlossenen "Richtlinie der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zur verbilligten Abgabe von Grundstücken (VerbR)" für Zwecke des sozialen Wohnungsbaus verkauft, und wie groß war jeweils die Verbilligung (bitte unter der Angabe der Wohneinheiten)? (quelle: bundestag.de).
Es wurde aber auch an große Investoren verkauft.....

Aber egal wo der Staat seine Behörden auch hin verlagern würde - in jeder Stadt/Umland würden die Mietpreise ansteigen ( vllt. nicht ganz so hoch wie in München oder Frankfurt/Hamburg/Stuttgart).

m.E. ist eines der vielen Probleme, dass "Betongold" mittlerweile genauso zu einem Spekulationsobjekt wurde, wie viele andere Dinge auch. Nicht nur Wertpapiere, Oldtimer, Gemälde oder Edelsteine, gehört es heute zu den Preistreibern.
Zu dem weiss man bei vielen Immobilien nicht wer der wahre Eigentümer ist.
und viele Immobilien werden als Ferienwohnungen zweckentfremdet genutzt - in vielen Städten geht man der Sache jetzt nach ( u.a. auf mancher deutscher Urlaubsinsel, wo Einheimische keine Wohnungen mehr finden die bezahlbar ist.

Stellt sich noch die Frage ob alle Mieteinnahmen in richtiger Höhe versteuert werden? bzw. wie hoch der Gewinn manches Bauunternehmer ist, der den gesamten Bau von ausl. Werkvertragsarbeitern zum Dumpingpreis erstellen lässt.

Platz gäbe es genug - und tausende von Büroflächen stehen leer - und es werden immer mehr..

Adios Amigos....
Allium
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von Allium »

man mag nicht dran denken, dass der Beamte DDU werden könnte und dann vor der Obdachlosigkeit stehen kann, wenn er seine Bezüge ausschließlich für die Miete aufwenden muss...es ist aus meiner Sicht ein finanzielles Risiko, in solchen Städten zu leben. Zur Not muss dann halt der Gang zu Sozialamt erfolgen...ich würde auch als Beamter nur noch Immobilien beziehen, die ich auch im Falle einer DDU noch finanzieren kann.
stuntmanmike
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von stuntmanmike »

BuFiPo hat geschrieben: 30. Apr 2024, 07:47 Ich glaube nicht jeder "bewirbt" sich freiwillig nach "München" bzw. in eine andere hochpreisige bundesdeutsche Großstadt.
das ist schon klar. wer sich aber freiwillig dort einsetzen lässt unterstützt es mit, dass nichts gegen diese misstände unternommen wird. es ist doch klar was ich meine denke ich. wenn partout keiner mehr nach münchen will und jeder dort weg will und die leute vorne und hinten fehlen, was wird dann wohl passieren? ja dann werden sie wohl gezwungen sein was zu unternehmen.
HagenKrause
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von HagenKrause »

Wenn es nicht gerade ein Münchner ist, geht ein Auswärtiger sowieso nur nach München, wenn er bei sich in der Gegend nichts findet ... Und niemand wird aufgrund einer Soldiaritätskampagne auf seine Karriere verzichten. Wenn du nicht bei den vorderen Platzziffern des jährlichen LPA-Tests dabei bist, musst du zwangsweise dorthin gehen, wo die vorderen Platzziffern nicht hingehen und das ist nunmal meistens München.
stuntmanmike
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von stuntmanmike »

HagenKrause hat geschrieben: 1. Mai 2024, 23:17 Wenn es nicht gerade ein Münchner ist, geht ein Auswärtiger sowieso nur nach München, wenn er bei sich in der Gegend nichts findet ... Und niemand wird aufgrund einer Soldiaritätskampagne auf seine Karriere verzichten. Wenn du nicht bei den vorderen Platzziffern des jährlichen LPA-Tests dabei bist, musst du zwangsweise dorthin gehen, wo die vorderen Platzziffern nicht hingehen und das ist nunmal meistens München.
das ist klar. davon mal abgesehen sehe ich nicht, dass viele leute in der verwaltung "karriere" machen. eine beförderung von A9 auf A13 in 20 30 jahren ist für mich keine karriere.

wer bei dem spiel mitmacht sich in münchen einsetzen zu lassen hält das system am laufen. das ist nun mal so.
BuFiPo
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von BuFiPo »

Niemand macht bei irgendeinem Spiel mit, oder ist "schuld", wenn man sich aus persönlichen Gründen bzw. Bewerbung auf eine Stellenausschreibung bewirbt.
Selbstverständlich sind diejenigen im Vorteil - die in und um München wohnen.
Es muss jeder für sich entscheiden, ob er (wenn möglich) "pendeln" will oder kann und je nach aktuellem Wohnort eine entsprechende Zeit für den Hin- und Rückweg zur Wohnung in Kauf nimmt- oder einen kostenintensiven Umzug einplant.

Insofern werden nur wenige Beamte d. mittleren Dienstes eine Versetzung in eine Großstadt ins Auge fassen, es sei denn es gibt triftige Gründe dafür ( und die gibt es wie man so hört..)

auf der 4.QE liegen sicher andere Entscheidungsgründe für einen Wechsel vor - da reicht ein Blick in die Besoldungstabellen.

was aber mit den hohen bzw. unbezahlbaren Mieten m.E. nichts zu tun hat.

Dass München und andere Großstädte wieder attraktiv ( vor allem lebenswert) werden - dafür muss nicht nur die Politik eingreifen.

Interessieren würde mich daher wie viele Wohnungen/Häuser zweckentfremdet werden. leer stehen, oder in dubiosen Eigentümer-/Besitzverhältnissen stehen und ob alle Mieteinnahmen richtig versteuert werden...

und natürlich wäre es mehr als wünschenswert, wenn das Land bzw. der Bund wieder in die "Wohnungsfürsorge" investieren würden (in München müsste es doch die Landeswohnungsfürsorge noch geben? Appartments in der Landshuter Allee, Dom-Pedro Straße, Kleinhadern...) - aber da würde das sog. "Volk" einer großen deutschen Zeitung aufschreien "Staat bietet Beamten Billigwohnungen an"...- das das Unternehmen bereits machen und ihren Mitarbeitern günstigen Wohnraum anbieten bzw. sie dabei unterstützen, davon redet niemand..

und dann müsste wahrscheinlich erst (politisch..) geklärt werden, ob so ein Anspruch dann auch besteht - denn es warten ja zehntausende Migranten und andere Sozialleistungsempfänger auch auf günstigen Wohnraum (den dann der Staat finanziert)...
connigra
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von connigra »

Wir wohnen 90 km nördlich von München in einem kleinen 3000 Enwohner Dorf. In unserem Dorf entstanden die letzten 6 Jahre an die 250 neue Häuser, weil die Bauplätze erschwinglich waren. Mindestens 50 % der "Neubürger" kamen ausschließlich wegen der günstigen Bauplatzpreise und fahren jeden Tag zur Arbeit nach München oder Ingolstadt.
Auch ich bin vor 40 Jahren von München mit der S2 an den Arsch der Welt gefahren, einfach weil die Mietpreise in München zu hoch waren. Ja mei, da muss man sich halt 40 Minuten in die Bahn setzen.
Entweder löhnt man oder man opfert Zeit...... Thats life - unsere "Neubürger" nehmen jeden Tag Zeit und Geld in die Hand um nach München zu fahren. Hier können sie sich noch ein Häuschen leisten - in München bekämen sie dafür nicht mal eine Eigentumswohnung.
Mainstream1
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Re: BY: Das Leben eines Beamten in München.

Beitrag von Mainstream1 »

Da bewahrheitet sich wieder der Spruch
"Zeit ist Geld"..
MS
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