Fragen zur Frühpensionierung und PEM

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Beamter1981
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Fragen zur Frühpensionierung und PEM

Beitrag von Beamter1981 »

Hallo liebe Kollegen,

ich hoffe mir kann hier einer helfen meine Fragen zu beantworten!

Ich bin Justizvollzugsbeamter und bin von meinem Anstaltsleiter aufgrund eines Amtsärztlichen Gutachtens für nicht mehr Dienstfähig geschrieben worden und verbringe seitdem gezwungenermaßen die Zeit bei noch vollem Gehalt Zuhause!
Jetzt soll ich mich entscheiden ob ich an diesem sogenannten PEM teilnehmen oder es wird meine sofortige Zuruhesetzung beantragt beim Ministerium! Ich bin jetzt ca 17 Jahre beim Vollzug und mir wurde mein tatsächliches Ruhegehalt als verheirateter Beamter errechnet und das soll bei ca 1450€ liegen! Nun zu meiner Frage: Wenn ich diesem PEM zustimme und die finden eine Stelle für mich und sie ist zb nicht in meiner Heimatnähe oder ein anderes Hinderniss, kann ich dann trotzdem ablehnen oder bin ich dann in diesem System PEM gefangen und kann mich dann nicht mehr am Ende für eine Frühpensionierung entscheiden?
schäferhund
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Re: Fragen zur Frühpensionierung und PEM

Beitrag von schäferhund »

Hallo Beamter1981,

zunächst willkommen hier im Forum :D

Gleich vorweg eine Frage:
Meinst Du mit PEM das sogenannte BEM (= Betriebliches Eingliederungsmanagement) ?

Mit dem BEM soll eine Überwindung der Arbeitsunfähigkeit und der Erhalt des Arbeitsplatzes erreicht werden. Da Du nach Deinen Aussagen vom Amtsarzt als dienstunfähig beurteilt worden bist, dürfte es aus meiner Sicht für das BEM eigentlich schon zu spät sein. Das BEM ist nämlich schon dann anzuwenden, wenn man länger als sechs Wochen unuterbrochen arbeitsunfähig ist. Der Normalfall wäre: BEM vor amtsärztlicher Begutachtung !

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, ob ein BEM sinnvoll ist oder nicht. Ein Kollege meinte beispielsweise, man habe ihn in dem Gespräch psychisch "zur Sau gemacht" und sein Krankheitsbild habe sich deutlich verschlimmert. Ein anderer Kollege war hingegen vom BEM begeistert.

Dienstunfähigkeit ist nicht gleich Dienstunfähigkeit ! Es gibt durchaus auch noch andere Möglichkeiten, den Arbeitsplatz zu erhalten (z. Bsp. verkürzte Arbeitszeiten, stressreduzierte Tätigeiten usw.) Kann es sein, dass Deine Behördenleitung evtl. an solche Möglichkeiten denkt ? Wie schätzt Du selbst Deine gesundheitlichen Möglichkeiten ein ? Wären Deine gesundheitlichen Beeinträchtigungen evtl. bei einem anderen Dienstherrn geringer ?

Gruß und gute Besserung ! :wink:

Schäferhund
Zuletzt geändert von schäferhund am 7. Apr 2012, 13:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Bundesfreiwild
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Re: Fragen zur Frühpensionierung und PEM

Beitrag von Bundesfreiwild »

Der Sinn eines BEM-Gespräches ist eben genau der:
Feststellen, was der Beamte noch machen kann und die Möglichkeiten ausloten, wie der Arbeitgeber es hinbekommt, DASS der Beamte noch voll arbeiten kann, ohne dass eine Dienstunfähigkeit eintritt.

Deshalb sollte man UNBEDINGT einen Gesprächspartner seines Vertrauens in dieses Gespräch mitnehmen. Das kann ein Betriebsrat sein, der Schwerbehindertenvertrauensmann, eine Sozialbetreuung, jemand vom Integrationsamt, auf jeden Fall jemanden, der in die gesundheitliche Situation eingeweiht ist und der einen in diesem Gespräch auch unterstützt.

In dem Gespräch werden alle Möglichkeiten auf den Tisch gepackt - und daran sollte man auch selbst arbeiten, in dem man für sich selbst erkennt, was man sich noch zumuten kann und will. Das kann ganz unterschiedlich sein: Es fängt bei der Arbeitsplatzgestaltung an, welche Möbel, welche Hilfsmittel, Erreichbarkeit, Fahrzeiten, etc.
Es geht um die Arbeitsinhalte: mit oder ohne Kundenkontakt, komplexe oder lieber doch einfachere Aufgaben.
Es geht um Arbeitszeit: Vollzeit oder auch - vielleicht übergangsweise auch reduzierte. Es geht um normale Bürodienstzeiten, Schichtdienst oder nicht.
Vielleicht gehts auch um eine Versetzung in ein anderes Ressort, wenn vielleicht das Hauptproblem der Leiter oder ein Kollege wäre.

Am Besten man macht sich mal ein Blättchen und listet die Dinge auf, die man sich selbst noch zumuten kann.
Dann eine Spalte mit Dingen, die verhandelbar sind und wo man evtl. Zugeständnisse machen könnte.
Und eine Spalte mit Dingen, die absolut nicht mehr gehen.
Dann hat mal schon mal eine Struktur der "verhandelbaren" Gesprächsinhalte.

Normalerweise wird das BEM-Gespräch mit der Führungskraft und evtl. noch jemand aus der Personalabteilung geführt - arbeitgeberseitig. Wenn aber die Führungskraft selbst das Problem darstellt, kann man dies vorher bei der zuständigen Stelle deutlich machen und um eine andere Person als Gesprächspartner bitten.

Das BEM-Gespräch ist ein Angebot an beide Seiten, sich zu einem Kompromiss zusammenzuraufen, mit dem der betroffene Beamte weiter arbeiten und der Arbeitgeber eine angemessene Leistung für sein Geld erwarten kann.
Deshalb sollte am Ende des Gespräches auch eine ganz konkrete Vereinbarung SCHRIFTLICH festgehalten werden, wie das in Zukunft aussehen soll.
Der Arbeitgeber muss sich dann kümmern, dass es auch so kommt. Und der betroffene Beamte kann die Vereinbarung auch beanspruchen.

Das BEM-Gespräch und die daraufhin zu verändernden Arbeitsbedingungen sollen dazu führen, dass der Beamte eben NICHT in die Dienstunfähigkeit geht.
Normalerweise müsste dann ein passender Arbeitsplatz gestaltet, der Beamte vielleicht auch mit einer anderen Arbeit betraut werden. Und dann auch antreten und sehen, ob es so funktioniert. Das kann man dann auch über einen Wiedereingliederungsverfahren über 1-2 Monate machen, in dem man stufenweise wieder in die volle Arbeitszeit und -belastung einsteigt.

Wenn dann doch klar wird - über weitere Erkrankungen - dass der Beamte auch mit anderen Tätigkeiten und Bedingungen trotzdem nicht mehr arbeitsfähig bleibt, dann wird natürlich eine DDU kaum abwendbar sein.

Wenn man sich auf das BEM nicht einlässt, wird das DDU-Verfahren wahrscheinlich konsequent und kurzfristig durchgezogen werden.

Das BEM ist also eine Chance, wenn man es richtig anfängt und sich entsprechende Unterstützung beim Gespräch sucht. Auf gar keinen Fall alleine dahin gehen.
egyptwoman
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Re: Fragen zur Frühpensionierung und PEM

Beitrag von egyptwoman »

ich würd auf jeden Fall auch erstmal versuchen eine BEM zu machen bevor es zur endgültigen DDU kommt. Habe dies vor 2 Jahren gemacht, bin dann langsam wieder voll in den Job eingestiegen. Leider musste ich dann feststellen, das es eben doch nicht mehr geht auf Dauer. Folge davon: Bin jetzt in DDU und werde meinen alten Job auch nie wieder machen können, wurde auch vom Amtsarzt festgestellt.
Ich denke bei der Suche nach einer geeigneten Stelle für dich muss auch auf die persönlichen Dinge rücksicht genommen werden auch was den Ort der Einsetzbarkeit betrifft. Ist natürlich schwierig wenn es da in deiner näheren Umgebung nichts gibt und keine Einigung erfolgt dann wirst du so wie schon geschrieben wurde, aller Wahrscheinlichkeit nach in DDU geschickt.
Wünsche dir das es bei dir nicht so ist und ihr zu einer gütlichen Einigung kommt mit der beide Seiten leben können.

egyptwoman
Hilde88
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Re: Fragen zur Frühpensionierung und PEM

Beitrag von Hilde88 »

Hallo
Bin seit diesem Monat im Projekt Vorfahrt für Weiterbeschäftigung bei PEM
Hattes Du schon Dein Erstgespräch? Ich schon
egyptwoman
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Re: Fragen zur Frühpensionierung und PEM

Beitrag von egyptwoman »

Falls du mich meintest Hilde88, ich hatte ja geschrieben, ich hatte schonmal ne Wiedereingliederung und auch ne therapie, beides hat auf lange Zeit nichts gebracht, so das ich jetzt im Ruhestand bin und ehrlich gesagt, bin ich froh darüber, auch wenn ich finanzielle Einbußen dadurch habe, ich lebe wesentlich ruhiger, der ganze Druck und Stress ist weg (oder sagen wir zur Zeit weg, weil was dann nächstes Jahr wird, ob ich zur Nachuntersuchung muss und wie die mit der Tatsache umgehen, das ich keine weitere Therapie gemacht habe und auch nicht machen werde - ach ja da mir die Auflagen zu spät zugeschickt wurden auch nicht machen muss, wie ich hier gelesen hab) und das bekommt meiner Gesundheit wesentlich besser, gut bin jetzt noch umgezogen, da man von der Mindestpension in Dtl nun wirklich nicht leben kann, ist zum leben zum wenig und zum sterben zuviel.
Wünsch dir viel Erfolg bei der BEM und das das bei dir funktioniert.

egyptwoman
Tony Montana
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Re: Fragen zur Frühpensionierung und PEM

Beitrag von Tony Montana »

Hallo Kollege,
du meinst bestimmt folgendes:

PEM= Personaleinsatzmanagement

Die Aufnahme/ der Einsatz erfolgt nur auf Wunsch bzw. Zustimmung des Beamten!

Mein Rat: Auf jeden Fall versuchen...

Sollte es nicht klappen (kein geeigneter Job, oder zu lange Anfahrt pp.)kannst du durch Krankenschein jederzeit schieben.= Volles Gehalt.

Dann allerdings, wird zeitnah die Pensionierung vorangetrieben...

Wünsche dir alles Gute
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