Gutachten Amtsarzt

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Mielette
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Gutachten Amtsarzt

Beitrag von Mielette »

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich hoffe darauf, hier jemanden anzutreffen, der Erfahrungswerte zu folgendem hat:
Kurz zu meiner Person, ich bin Kommunalbeamtin, 48 Jahre alt, Teilzeitkraft und seit 9 Monaten krank geschrieben, die ersten 6 Monate wegen einer Arthrose und die letzten 3 aufgrund einer Angststörung.
Jetzt zu meinem Problem: vor 3 Monaten war ich zum ersten Mal bei einer Amtsärztin (Allgemeinmedizin). Sie hatte anhand meiner Krankenunterlagen schon gesehen, dass ich bei meinem Hausarzt aufgrund psychischer Probleme bereits vorstellig geworden war, riet aber dazu, dass dieses keinen Eingang in das Gutachten haben sollte.
Ich hatte u.a. darum gebeten, aufgrund meiner Arthrose einen Arbeitsplatz zu bekommen, wo kein Treppensteigen und auch keine Dienstgänge notwendig wären.
Leider fand sich insbesondere das Treppensteigen nicht in dem Gutachten wieder und das Personalamt hatte leider bei der gesamten Behörde nirgendwo keinen anderen Arbeitsplatz für mich finden können...
Zwischenzeitlich hatte ich auf Anraten meines Hausarztes eine Psychotherapie gegen meine Ängste begonnen.
Nachdem ich meiner Personalsachbearbeiterin dieses mitteilte, gingen dort alle Schotten runter und mir wurde angekündigt, dass dann jetzt ein psychotherapeutisches Gutachten erstellt werden müsse.
Heute morgen war ich also bei einer Psychiaterin. Es war furchtbar, sie las sich erst in meinem Beisein ein, fragte recht oberflächlich meine Vita ab, interessierte sich kurz für meine Ängste und kam zu dem Schluss, dass ich zwar privat recht „zurück gezogen“ leben könne, dass das auf der Arbeit aber nur schwierig zu realisieren wäre. Das verstehe ich alles aus Sicht des Arbeitgebers, aber ich möchte halt erstmal gesund werden. Mir ist eine Therapie über 46 Stunden von der Beihilfe gewährt worden, aber das ginge natürlich NICHT, das ich mich währenddessen ununterbrochen krank schreiben lassen könnte.
Auf meine Nachfrage, was sie denn sähe, zuckte sie nur die Achseln und meinte, sie würde dann jetzt ein Gutachten für das Personalamt schreiben (dessen Inhalt sie mir natürlich NICHT sagen könnte, da sie das erst überlegen müsste) . Das Personalamt würde sich dann bei mir melden.
Nun endlich zu meiner Frage: hat irgendjemand hier schon ähnliches erlebt und wie war der Fortgang?
lavinia21
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Re: Gutachten Amtsarzt

Beitrag von lavinia21 »

Guten Morgen,
zunächst einmal tut es mir Leid, dass Sie in dieser Situation sind und anscheinend nur wenig bis keine Unterstützung finden.
Ich gehe davon aus, dass die Amtsärztin die Psychiaterin war, bei der Sie gestern vorstellig waren. Tja, der Amtsarzt ist nie schön und Sie können aktuell nur darauf warten das Gutachten übersendet zu bekommen und dann einen Widerspruch zu formulieren.

Ich bin seit 01/2018 wegen eines anerkannten Dienstunfalls und einer schweren PTBS arbeitsunfähig geschrieben. Ich war nun mittlerweile 3 Mal beim AA, welcher selbst Psychiater/Neurologe ist. In Behandlung (PT + Psychiater) bin ich seit 02/2018 und dies wird stets wohlwollend aufgefasst. Soll heißen, ich rate Ihnen dringend einen niedergelassenen Psychiater aufzusuchen, der etwas mehr Empathie zeigt und Sie bei der Krankschreibung, Heilung und Therapie unterstützt. Die PT sollten Sie auf jeden Fall machen. Weiterhin wäre es gut, wenn Sie zu sämtlichen Terminen beim AA bereits ärztliche und therapeutische Stellungnahmen mitbringen....dann werden die ggf. berücksichtigt und Diskrepanzen fallen recht schnell auf.

Sollte Ihr Dienstherr eine DU in Erwägung ziehen, so wird Ihnen dies klipp und klar genauso schriftlich mitgeteilt (ich habe diese Untersuchung bereits 2 x hinter mir, das 3. Mal steht in ca. 2-4 Wochen an). Dann muss der AA prognostizieren, ob Sie in max. 6 Monaten wieder arbeiten können und dann beantragen Sie eine Wiedereingliederung.

Weiterhin sollten Sie ggf. über den VdK einen Antrag auf Schwebehinderung stellen und bei GdB < 50 einen Antrag auf Gleichstellung. Dann ist Ihre Ausgangsposition besser. Der Antrag dauert...bei mir knapp 4 Monate.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ich bin mittlerweile so weit, dass ich die DU, sollte das BEM nicht funktionieren, akzeptieren kann.
Torquemada
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Re: Gutachten Amtsarzt

Beitrag von Torquemada »

Herodot hat geschrieben: 17. Nov 2019, 08:35


Sie und der Dienstherr sollten aber auch an die gesunden Mitarbeiter/-innen denken, die nun über Monate hinweg Sie vertreten und Ihre Arbeit miterledigen müssen. Zugleich erfolgt auch keine Neueinstellung, da Sie die Stelle (trotz oder gerade wegen Ihrer Krankheit) blockieren. Das bedeutet einen teilweise ebenfalls krank machenden oder zumindest zermürbenden enormen Stress für die verbleibenden Kollegen/-innen (ich spreche hier aus Erfahrung), wobei dieser zusätzliche Fleiß durch den Dienstherrn meistens weder gesehen noch honoriert wird.

Des Weiteren werden Sie als Beamtin während der Krankschreibung dauerhaft voll bezahlt, während ein Arbeitnehmer nach sechs Wochen Krankschreibung nur noch das weitaus geringere Krankengeld von seiner KV erhält und in der Privatwirtschaft bei einer Langzeiterkrankung mit einer personenbedingten Kündigung rechnen muss.

Vielen Dienstkräften geht es wegen Überarbeitung, Überlastung, schlechtem Arbeitsklima oder aufgrund geringer Arbeitsfreude schlecht. Doch weil diese Verantwortung ihrer Familie, ihren Kollegen/-innen und ihrem Dienstherrn gegenüber haben, reißen sie sich jeden Tag zusammen und erledigen ihren Job.
Jetzt gebe ich mal einen Tipp zur Forenkultur:

- man spricht sich im WWW nicht mit "Sie" an
- man antwortet nicht auf uralte (nicht aktuelle Threads) wenn man nichts Wichtiges beiträgt
- man gibt keine nicht zielführende Privatmeinungen zu Krankenstand und Lohnfortzahlung ab

- mod
Postlerin
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Re: Gutachten Amtsarzt

Beitrag von Postlerin »

Vielleicht für jemanden wichtig, dem ein Amtsarztstermin bevorsteht und der psychische Probleme hat:

Habe mir von meinem Psychiater ein Schreiben mitgeben lassen, dass klipp und klar sagt, dass ein regelmäßiger Job förderlich für die psychische Gesundheit ist.

Kommentar sowohl von Postarzt und Gutachter: Die Beamtin sollte entsprechend eingesetzt werden. Die Begründung fast wortwoertlich uebernommen vom meinen Psychiater.
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