Vorab - nein, ich habe weder einen Riester- noch einen Rürup-Vertrag. Das hat auch seinen Grund. Kurz vor meinem Eintritt in den Staatsdienst hätte ich beinahe als Quereinsteiger den Weg in die Finanzbranche/Vermögensberatung gefunden. Der Einblick in diese Branche hat mir damals die Augen geöffnet, mich für's Leben geprägt.
Riester-Verträge wurden in der Branche bereits damals intern und hinter vorgehaltener Hand kritisch hinterfragt. Es war schon kurz nach der Einführung klar, dass das Ergebnis ein Tropfen auf den heissen Stein sein wird. Aber "Kleinvieh macht halt - was die Abschlussprovisionen betrifft - auch Mist". Und so wurden die Verträge eben zähneknirschend an den Mann gebracht.
Kurz danach kam dann plötzlich die natürlich um Welten bessere Rürup-Rente. Und wurde den zukünftigen Rentnern schmackhaft gemacht. Die wirklichen Profis der Branche haben ihre Schäfchen heute im Trockenen, sitzen in grossen Häusern und gehen Golfen. Allerdings haben diese ihr Vermögen weder mit den Abschlussprovisionen der Riester- und Rürup-Rente gemacht, sondern vielmehr mit ausgeklügelten Konstrukten aus dem Bereich der fondsgebundenen Rentenversicherungen (führt jetzt zu sehr ins Detail) und der ebenfalls kurz darauf geborenen Eierlegendenwollmilchsau namens betrieblicher Altersversorgung in Form der Entgeltumwandlung, Direktversicherung etc.
Wer in diesem Bereich einen Fuss in die Personalabteilung eines mittelständischen Unternehmens setzen konnte, hatte im Grunde ausgesorgt. Das kam einem Sechser im Lotto gleich, weil dann die Abschluss- und Bestandsprovisionen in Folge von alleine sprudelten. Welche Provisionshöhen dort flossen und noch heute fließen, glaubt mir selbst im Bekanntenkreis kaum jemand.
Heute bin ich froh, dass ich dieser Branche den Rücken gekehrt und nie daran verdient habe (sämtliche Provisionen gehen IMMER zu Lasten der Kunden). Hauptprofiteure sind die Vermittler und die Aktionäre der grossen Versicherungsgesellschaften. Die unmittelbare Folge war, dass ich sämtliche bestehenden Verträge (u.a. eine fondsgebundene Rentenversicherung) erst beitragsfrei gestellt und später sogar mit hohen Verlusten gekündigt habe. Ich habe im Freundeskreis selbst mitbekommen, wie diverse Finanzberater einzelnen Personen binnen weniger Jahre mehrfach das Vertrags-Portfolio umgedeckt (sorry - "optimiert") haben, weil alles was die Vorgänger an den Mann oder die Frau brachten, selbstverständlich vöööööllig falsch und nicht renditeorientiert war (im Hinblick auf die Abschlussprovisionen jedoch sehr wohl). Natürlich war jeder seriöser und unabhängiger als sein Vorgänger... An mir verdient die Beraterbranche seit langer Zeit keinen Cent mehr.
Hochinteressant fand ich nachfolgenden Artikel - der Absatz mit den Begriffen Riester und Rürup spricht Bände... vielleicht ist das aber der Tatsache geschuldet, dass jetzt schon wieder neue Produkte dieser Branche schick sind (auch im Beitrag). Ich kann nur jedem raten, sich zu fragen, warum die Berater ihre oft durchaus hohen Einkünfte nicht in genau die Produkte investieren, die sie ihren Kunden empfehlen.
https://amp.n-tv.de/ratgeber/Jedem-Zwei ... 19669.html