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Lange AU....wie weiter?

Verfasst: 25. Jan 2014, 17:47
von Suzie
Hallo zusammen.

Ich bin fast 34 Jahre alt, habe 1999 bei der Polizei NRW angefangen und bin glücklicherweise mittlerweise A11.
Jetzt habe ich seit langer Zeit eine AU (seit Oktober 2012, Nervenzusammenbruch, Erschöpfungszustand, "Depression") und bin Gott sei Dank langsam deutlich auf dem aufsteigenden Ast.

Ich habe meinen Job immer gern gemacht und bin da auch m. E. ganz gut drin.... :P Dennoch habe ich während des letzten Jahres festgestellt, dass ich nicht mehr in das Schema Behörden reinpasse. Es geht einfach nicht mehr.

Nächsten Montag muss ich wieder zu meiner Polizeiärztin (ich nenne sie im Geiste "KZ-Ärztin".... :evil: ). Sie ist neu. Der frühere PÄD hat mich in meiner ganz ganz miesen Phase persönlich erlebt und mich damals zum PsychoDoc geschickt. Nun ist der aber weg und sie will mich JETZT (nach über 1 Jahr AU und Psychotherapie 1-2x die Woche) in eine stationäre ReHa schicken.

Ich will das gar nicht mehr. Körbe flechten hätte ich vor einem JAHR gebraucht....jetzt nicht mehr. Hab ich ihr auch gesagt und sie hat sich zurück gelehnt und mir gesagt, das solle jetzt keine Drohung sein....aber ich sei schließlich Beamtin....und sie auch....!!!!
Fand ich schon krass. Naja.

Mir ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. Welcher Arbeitgeber würde sowas schon dulden?
Andererseits hat man sich knapp ein Jahr quasi NULL um mich gekümmert.
Ich will mich auch in der Stadt wieder frei bewegen können, ohne schlechtes Gewissen, wenn ich Kollegen treffe! Ich will mich auch wieder MIT KOLLEGEN treffen!! Aber arbeiten will ich da nicht mehr. Das würde mich wieder an den selben Punkt bringen wie 2012.

Ich hab hier schon viel lesen dürfen bezüglich DU, Reha-Klinik-Wahl, Amtsärzten etc.
Das bringt mich fast dazu, dass ich am liebsten gleich um meine Entlassung bitten soll...das ist alles sooooo anstrengend und ich will und kann nicht mehr für meine Rechte kämpfen.

Kann mir irgendwer einen Tipp geben, wie ich mich verhalten könnte?
Mit Personalrat und der Gleichstellungsbeauftragten, sowie mit meinem DGL habe ich mich in den Wochen vor meinem Zusammenbruch gut zerstritten, war hyperaggressiv und hab alle beleidigt....da ist wohl nicht mehr auf viel Wohlwollen zu hoffen.... (ich Schaf hätte das eigentlich nach 15 Jahren besser wissen müssen!!!!)

Also bitte schreibt mir was....

LG aus NRW

Re: Lange AU....wie weiter?

Verfasst: 27. Jan 2014, 11:27
von Bundesfreiwild
Du Wahnsinnige!

Du wirst doch nicht um Entlassung aus dem Dienst bitten?! Damit wärest du sämtliche Pensionsansprüche los und würdest - mit deutlich geringerem Ergebnis - in der Rentenversicherung nachversichert. UND wärest dann ab sofort auf dem freien Arbeitsmarkt beim Arbeitsamt Kunde, kurz danach beim Jobcenter und auf Sozialhilfeniveau.
Eines kann ich dir aber sagen: Das Leben wird nicht einfacher dadurch, dass man sich vom Behördendasein trennt.

Hierarchien und "feindlich" gesinnte Kollegen gibt es überall. Da in unserer Gesellschaft der Egoismus dramatisch zugenommen hat und die meisten (vor allem auf der unteren Führungsebene) mit allen Mitteln um ihre Karriere und Pfründe kämpfen, sehe ich es nicht als Erfolg versprechend an, wenn man sich aus dem Beamtenverhältnis entlassen liesse, wenn man nicht auch so eine "Karrieresau" ist, die das persönliche Gewissen gut beiseite schieben kann.

WENN überhaupt, dann würde man sich noch während der Dienstzeit für den freien Arbeitsmarkt qualifizieren, versuchen einen Job zu bekommen und sich DANN erst um eine Entlassung aus dem Dienst kümmern. Völlig ohne Aussichten, überhaupt einen Job zu bekommen, würde ich das niemandem raten.

Ein Beamter lässt sich nicht aus dem Dienst entlassen. Nein. Er geht - wenn überhaupt - in die Dienstunfähigkeit und bekommt seine Mindestpension. Damit stehst du dich auf jeden Fall besser als mit jedem Rentenanspruch. Neben der Pension kannst du dir ein alternatives Leben mit Nebentätigkeit aufbauen. Und -falls es dir in den Sinn kommen würde, nachdem du wieder voll gesundet und leistungsfähig wärest - einen Reaktivierungsantrag stellen.

Aber... Entlassung aus dem Dienst??? NIEMALS. Das wäre nur die billigste und einfachste Lösung für deinen Dienstherrn - niemals eine vernünftige Lösung für dich.

Dein Satz:
"""Ich will mich auch in der Stadt wieder frei bewegen können, ohne schlechtes Gewissen, wenn ich Kollegen treffe! Ich will mich auch wieder MIT KOLLEGEN treffen!! Aber arbeiten will ich da nicht mehr. Das würde mich wieder an den selben Punkt bringen wie 2012.""

Scheint mir darauf hinzuweisen, dass du evtl. keine Probleme mit deinen Kollegen hattest, sondern andere, die mit der eigentlichen Tätigkeit zu tun haben. DAS wäre dann Thema für folgende Ratschläge:

Lass dich nicht ins Bockshorn jagen. Bestehe darauf, dass man zunächst versucht, dich in einem anderen Tätigkeitsbereich einzusetzen, ggfs. für andere Tätigkeiten umzuqualifzieren. Du bist ja wirklich noch jung und hast noch mehr als 30 Dienstjahre vor dir, da lohnt sich das auch für beide Seiten. (Argument für noch kommende Gespräche mit Vorgesetzem und evtl. Ärzten). Du könntest auch ins Auge fassen, zu einer anderen Behörde zu gehen. Stellen sichten, Bewerbungen schreiben, etc. Mit anderen Tätigkeiten einhergehen kann natürlich auch eine örtliche Versetzung, mit der du dich dann abfinden müsstet. Nichts ist für immer und in unserer heutigen Arbeitswelt ist eigentlich vorprogrammiert, dass man nicht ewig an einem Standort bleiben kann. Da müsstest du mal in dich gehen, ob du das kannst.

DIESE Vorschläge solltest du in den Gesprächen mit Arbeitgeber und vor allem mit den untersuchenden Ärzten vorbringen und vertreten. Lass dich nicht einschüchtern. Nur - weil du evtl. für die bisherige Tätigkeit nicht mehr machen kannst oder willst - ist das kein Grund, nicht eine ANDERE machen zu können. Und DAS müsste ein Amtsarzt oder dein Psychotherapeut auch ganz klar SO attestieren - also die gundsätzliche Dienstfähig feststellen, aber eine andere Tätigkeit "verschreiben".

Eine stationäre Behandlung würde vermutlich gar nichts bringen, wenn die Gründe in deiner Tätigkeit liegen. Manch einer ist gewissen Aufgaben nicht gewachsen, was aber nicht bedeutet, dass er deshalb behandlungsbedürftig wäre. Ich würde NIEMALS freiwillig in eine stationäre Behandlung gehen, wenn ich davon überzeugt wäre, dass der Grund allen Übels außerhalb liegt und nicht in einem persönlichen Knall.
Die Arbeitgeber/Dienstherren sind alle auf dem gleichen Tripp: Es ist nicht die Arbeit, die krank macht, sondern der Mitarbeiter ist zu krank im Kopf für die Aufgabe. Also eine totale Umkehrung der eigentlichen Ursachen.

Ich weiss nicht, wie es im Landesrecht aussieht, aber nach Bundesrecht geht Umqualifizierung, Umsetzung, was auch immer - VOR einer dauernden Dienstunfähigkeit oder gar einer Entlassung aus dem Dienst. Wie gesagt - eine Entlassung aus dem Dienst gibts nur bei strafrechtlichen Vergehen oder auf eigenen Wunsch. Und DEN hast du bitte erstmal nicht!

Re: Lange AU....wie weiter?

Verfasst: 27. Jan 2014, 15:20
von Steinbock
Hallo,

könnte es sein, dass Du Probleme mit deiner Polizeitätigkeit bei Einsätzen hast ?

Dann solltest Du mal versuchen mit Unterstützung eines Arztes, eine reine Innendiensttätigkeit bei der Polizei zu erhalten.

Solche Fälle sind aus meinem Tätigkeitsbereich bekannt und haben auch meist geholfen.

Gruß vom Steinbock

Re: Lange AU....wie weiter?

Verfasst: 28. Jan 2014, 11:16
von Suzie
....danke für eure Antworten.... ich war gestern beim PÄD, man hat sich mit einer ambulanten Reha einverstanden erklärt.
Immerhin.

Steinbock, bei Einsätzen hatte ich eigentlich meines Wissens nie Probleme. Eher (zumindest seit der letzten drei Jahre) der durchgehende Schichtdienst mit allen Konsequenzen (dauermüde, Verlust von sozialen Kontakten außerhalb Polizei, Verrohung der Sprache durch dauerndes Abgeben mit dem "Pack" usw).

Ich weiß nicht, ob eine Innendiensttätigkeit besser wäre...das hat mich noch nie interessiert, muss ich sagen. Und dann müsste ich auf JEDEN FALL die Dienststelle bzw Behörde wechseln, sonst wäre mir der Hass der älteren Kollegen gewiss, die immernoch raus fahren müssen!!

Naja. Ich mach da jetzt mal die 3 Wochen Reha und dann sehen wir weiter. Dann ist ja auch schon wieder ein Monat gewonnen.... :((((

Re: Lange AU....wie weiter?

Verfasst: 28. Jan 2014, 14:07
von Rechtlerin
Hallo Suzie,

wenn du die Situation nicht ändern kannst bzw. nicht selber willst, wer soll dir denn dann noch helfen.

Ich kann auch nicht verstehen, wie du als Polizistin mit diesem "Pack" klar kommen willst...ich finde es
aber merkwürdig, dass du diese Menschen als Pack beschimpfst - das hätte dir aber auch mal frühen
einfallen sollen.
Und wenn du nicht in den Innendienst willst, was soll man dir denn hier noch raten ?

Wenn es dir wirklich so schlecht geht wie du es hier schreibst, kann man dir nur einen Wechseln in den
Innendienst empfehlen - auch wenn das mit einer Veränderung zusammenhängt !

Re: Lange AU....wie weiter?

Verfasst: 29. Jan 2014, 13:43
von Suzie
Liebe Rechtlerin,

mit Pack meine ich natürlich nicht jedes poliz. Gegenüber, sondern eben das "Pack". Und das kennt man wirklich anscheinend nur, wenn man bei Polizei, Feuerwehr, oder im Krankenhaus in der Ambulanz arbeitet....zumindest habe ich es anderswo nie so komprimiert erlebt.
Ich freue mich für jeden, der das nicht jahrelang ständig mitmachen muss ;)

Und zum Thema "hätte mir früher einfallen sollen": Wenn man jung und motiviert und vor allem körperlich noch fit ist, dann macht einem weder der ständige Schichtwechsel, noch die Tätigkeit als solche Schwierigkeiten. Da steht man einfach locker drüber, ist mal ein bisschen müde oder mal auch ein wenig genervt - aber am nächsten Tag ist das wieder gut.
Nach ein paar Jahren (hier nunmal mehr als 10 durchgängig Früh-Spät-Nacht) sieht das Ganze einfach anders aus. Das KANN man vorher einfach nicht wissen!

Danke euch trotzdem, manchmal hilft es einfach auch nur, kurz mal was zu schreiben und zwei drei Meinungen zu hören.

LG, Suzie