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Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 4. Mai 2013, 17:23
von Brauner
Mein Vater ist nur ein kleiner Beamter gewesen, frühpensioniert und während ich in der Ausbildung war, ist er verstorben.
Aus diesem Grund war ich ein 02er. Erkennbar für alle, die wußten, das die Personalnummer XXX 55 02 135 das Geburtsjahr (bin 1955 geboren) benennt und
die Zahl der Verwandten zählt.
Ist das schon die erste Stufe von Vorteilsnahme?
http://dejure.org/gesetze/StGB/331.html
In Bayerns Landtags hat die CSU noch ein ernsteres Problem. Warum eigentlich? Ist doch sicher nichts neues.
Ich kenne einen, der ist von Beruf Sohn, Sohn eines Abteilungsleiters (Personalleiter). Der machte schon früh von sich reden, als er für die Fachschule einer großen Gewerkschaft die Werbetrommel rührte, für ihn ein Erfolg, die Berufsausbildung bestand er mit einem 1ser.
Bei mir hat es nicht so gereicht, es waren zwar eine Menge 2er dabei, mit viel Glück beim raten der Multiple Choice Fragen.
In meinem Berufsweg hat mir die Ausbildung und auch mein Fleiss nichts geholfen.
Mir fehlte der Vater und Personalleiter, der sich für seinen Sohn stark machte und sogar in Personalversammlungen bekannte, er sei Gewerkschaftsmitglied. Das
bestätigte sich sogar, als man Werbeplakatte der Gewerkschaft aushing, der Personalleiter grinsend darauf.
Meinen Kollegen und mir ist schlecht geworden, wir traten aus der Gewerkschaft aus, weil es sowieso nicht so gut lief.
Der Sohn des Personalleiters legte eine richtige Karriere hin, freigestelltes Betriebsratsmitglied, Gewerkschaftsfunktionär, dicke Beförderungen und "Multiple Choice" ehrenamtlicher Beisitzer am Verwaltungsgericht.
In Disziplinarangelegenheiten meinte er, sei er richtig gut, seine eigenen Disziplinarangelegenheiten meinte er sicher nicht.
Trotzdem legte ein Kollege ihm und weiteren Betriebsratsmitglieder einen Fall vor, wo eine Tarifkraft ein 10 Jahre altes Urteil noch immer vorgeworfen wurde.
Seine Ruhe durfte diese Tarifkraft nicht haben, obwohl er wiederholt darum bat.
Warum nur wird von diesen Menschen immer mit zweierlei Maß gemessen? Weil er sich kein anderes Recht vorstellen kann?
Vernichtung von Unterlagen BBG § 90e
(1) Unterlagen über Beschwerden, Behauptungen und Bewertungen, auf die die § 16 Abs. 3 und 4 Satz 1 des Bundesdisziplinargesetzes nicht anzuwenden ist, sind,
1. falls sie sich als unbegründet oder falsch erwiesen haben, mit Zustimmung des Beamten unverzüglich aus der Personalakte zu entfernen und zu vernichten,
2. falls sie für den Beamten ungünstig sind oder ihm nachteilig werden können, auf Antrag des Beamten nach drei Jahren zu entfernen und zu vernichten; dies gilt nicht für dienstliche Beurteilungen.
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 4. Mai 2013, 17:41
von Thust
Dein Beitrag klingt so, als führst du ein Selbstgespräch.
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 4. Mai 2013, 22:55
von Bundesfreiwild
Vorteilsnahme ist in meinen Augen nicht UNbedingt, wenn jemand, der sehr viel unterwegs ist, eine Assistentin braucht und - weil es gut passt, seine Ehefrau oder Tochter dafür einstellt.
Vorteilnahme wäre in meinen Augen aber ganz bestimmt, wenn eine außerfamiliär eingestellte Assistention 2000 Brutto im Monat bezahlt bekäme für den Job, die Ehefrau oder Tochter aber 5500 dafür bekäme.
Dass es seit Generationen ganze Sippen in den örtlichen Behörden gibt, ist ja fast normal. Von jedem Beamten, der irgendwo in einer Behörde arbeitet, gibts meist auch irgendwo in dieser Behörde einen Sohn oder Tochter, der sich mal beworben hat und genommen wurde. Da das praktisch der Normalfall ist, und die Verwandten eigentlich nie in der gleichen Abteilung zusammenarbeiten, gibts da auch keine Vorteilnahmeprobleme, da ja praktisch ein Großteil der Nachwuchskräfte sozusagen aus den Bestandsbeamtenfamilien stammten, die am Behördenort wohnen. Die Beamtenkinder streuen sich durch alle Behörden vor Ort. Wo der "Vorteil" zur Normalität mutiert, gibts praktisch keinen Vorteil mehr.
Aber... es hat natürlich ein Geschmäckle, wenn direkt - und dann auch für viel mehr Geld als normal - direkt am Mann/Frau Familienposten vergeben und bezahlt werden.
Wenn die Tochter genauso wenig oder viel Kohle für den Job bekommt, wie es jede andere Einstellung für den Job bekäme, sehe ich das nicht unbedingt soooo ganz eng.
Vor allem ist es ja mittlerweile gar nicht mehr so einfach, qualifiziertes Personal für einen Job mit viel Reisetätigkeit und wirklich persönlicher Zusammenarbeit zu bekommen, wenn nur nach TVöDLand mD bezahlt wird.
Und ich gehe davon aus, dass Bayern gar keine Ausnahme ist, sondern der Normalfall hier mal gerade als Spitze des Eisberges aus dem politischen Ozean auftaucht.
Man sollte SEHR gut abwägen, was man tut und eine normale Postenausschreibung und Auswahlverfahren wird jedem zu vergebenden Posten gut tun.
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 5. Mai 2013, 08:41
von Brauner
Die Frage Cui bono? (lateinisch für Wem zum Vorteil?) läßt sich leicht beantworten, es ist die FDP, die politischen Nutzen in Bayern daraus ziehen wird.
FDP Abgeordnete hatten keine Verwandte beschäftigt.
Außerdem, mit einer Rückzahlung, in welcher Höhe auch immer, kann sich niemand reinwaschen.
Wir können aber aus diese Affären eigenen Nutzen ziehen, wenn wir ähnliches aufziehen und daraus lernen.
Nur will es einer, wenn auch Betriebsräte, wie in dem von mir beschriebenen Fall, ebenso verfilzt sind?
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 5. Mai 2013, 18:48
von egyptwoman
Ich glaube Vetternwirtschaft hat es schon immer gegeben ob im öffentlichen Dienst oder auch in der freien Wirtschaft. Im Endeffekt ist es meiner Meinung nach auch nicht verwerflich seine Ehefrau oder seine Kinder zb. in ner eigenen Firma einzustellen oder wenn man zb. eine Kanzlei hat, wenn man diese als normale Arbeitnehmer einstellt mit dem üblichen Gehalt was ein Außenstehender auch bekommen würde und den nötigen Abgaben.
Seien wir mal ehrlich wenn wir eine Kanzlei oder eigene Firma hätten würden wir doch mit Sicherheit auch unsere Verwandten da unterbringen sofern geeignet, da man die Menschen eben auch kennt und weiß was man von ihnen zu erwarten hätte.
Wenn ein Beamter Kinder hat die auch diesen Job ergreifen wollen, haben die vielleicht mehr "Glück" zum Einstellungstest zugelassen zu werden, ob sie diesen aber bestehen steht auf einem anderen Blatt und auch die Ausbildung selber müssen diese selbst bestehen, da hilft auch kein Papa/Mama in gehobener Position, da die Kids die Prüfungen selber schreiben müssen.
egyptwoman
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 6. Mai 2013, 01:27
von Mikesch
egyptwoman hat geschrieben: Im Endeffekt ist es meiner Meinung nach auch nicht verwerflich seine Ehefrau oder seine Kinder zb. in ner
...
Bundesfreiwild hat geschrieben:Vorteilsnahme ist in meinen Augen nicht UNbedingt, wenn jemand, der sehr viel unterwegs ist, eine Assistentin braucht und - weil es gut passt, seine Ehefrau oder Tochter dafür einstellt.
...
Vorteilnahme wäre in meinen Augen aber ganz bestimmt, wenn eine außerfamiliär eingestellte Assistention 2000 Brutto im Monat bezahlt bekäme für den Job, die Ehefrau oder Tochter aber 5500 dafür bekäme.
Richtig, sehe ich auch so...
Anzumerken wäre noch, dass einem "Familienmitglied" nicht ein Job zugeschustert wurde, welches eine geringere Qualifikation, besser Kompetenz aufweist, als ein Außenstehender.
DANN und im Falle einer Überzahlung wäre für mich der Straftatbestand der Begünstigung erfüllt.
Für mich wird der sog. Skandal erst dann zu einem Solchen, wenn sich nach Prüfung herausstellt, dass es sich so verhält.
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 6. Mai 2013, 07:00
von wesermeister
Vetternwirtschaft....na sicher, es gibt beim Bewerbungsbogen sogar einen extra Punkt dafür -..."arbeitet jemand aus Ihrem Familien- oder Bekanntenkreis bei der...."
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 6. Mai 2013, 17:18
von Fette Henne
Zählen die zwei mir bekannten Fälle von Vorteilsnahme durch gezieltes " hoch bumsen " auch zur Vetternwirtschaft

Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 7. Mai 2013, 09:42
von Bundesfreiwild
Kenn wir wohl alle. Ich hatte auch mal eine Kollegin (damals Männerressort Baubezirk) die wurde sozusagen schneller befördert, als man ihr die Ämter übertragen konnte. Alle zwei Jahre gabs den nächst höheren Posten und schnellstmöglich auch die Beförderung da drauf. Die war mit 35 schon im Endamt. St(g)eile Karriere haben wir uns gedacht.
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 7. Mai 2013, 14:10
von Conny
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 8. Mai 2013, 08:55
von Bundesfreiwild
Na klar - vor alle auf die Männer, mit denen die Kollegin da zu tun hatte

Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 8. Mai 2013, 13:56
von Brauner
Und es giebt immer wieder Fürsprecher, egal wie groß der Skandal ist.
Welchen Grund kann es dafür geben, PARTEI zu ergreifen, für Günstlinge, die es nie auf anderem Wege geschafft hätten?
Von einer Geschäftsführerin habe ich mal dazu gehört: Die spielen doch in einer ganz anderen LIGA.
Wie lange noch, wenn ein Großteil der Beschäftigten es als unerträglich empfindet?
Übrigens hält auch ein TelekomFUZZIE dem Hoeneß den Rücken frei.
Nicht gerade ein feiner Zug, findet...
Brauner
Es mag sein, dass das Verhalten anderer Großverdiener verachtungswürdiger ist als der Fall des Uli Hoeneß. Trotzdem ist es unbegreiflich, wie die Vorstände großer Dax-Unternehmen im Aufsichtsrat das Rücktrittsangebot ablehnen konnten. Ihr Warten auf die Prüfung der Richtigkeit und Wirksamkeit der Selbstanzeige ist ein moralisches Armutszeugnis.
http://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bay ... -1.1667906
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 9. Mai 2013, 16:17
von Bundesfreiwild
Peinlich ist denen doch nicht, dass sie Steuern hinterzogen haben; peinlich ist denen nur, dass sie dabei erwischt werden.
Die Reue ist nur Show. Und alle Freunde, Geschäftsleute und Geschäftsbeziehungen, die Hauptsponsoren machen im Grunde fast alle das gleiche und hoffen jetzt, dass sie in die Affäre nicht mit reingezogen werden und evtl. korruptive Geschäftsvorfälle ans Licht kommen, weil mal EIN Dominosteinchen umgefallen ist.
Was ich mir aber wünschen würde.
Re: Vetternwirtschaft, auch bei Euch?
Verfasst: 9. Mai 2013, 16:39
von Brauner
Bayern München: Telekom, Vertrag bis 2013, bis zu 25,0 Millionen Euro © dpa
Ich bin für den Rückzug der T der aus dem Sponsoring der Fussballbundessliga.
Treten Sie kürzer, Timotheus Höttges !
Soetwas können Mitarbeiter aus den Konzernen organisieren.
Es giebt viele Fans, die mögen es nicht, wenn in Ihren Vereinen soetwas passieren würde.
VfL Wolfsburg: VW, unbefristet, mindestens 20,0 Millionen Euro © Getty
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