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Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 25. Nov 2012, 17:15
von Mad Max
http://www.welt.de/print/wams/article11 ... amten.html
Beginnen wir mit einem Bekenntnis: Ich weiß, wovon ich schreibe. Denn ich war zwölf Jahre lang selbst Beamter. Lehrer, genauer: Studienrat, zum Schluss sogar Studiendirektor. Besoldungsgruppe A15. Das habe ich aufgegeben, um freier Autor und angestellter Journalist zu werden, und wenn Beamte behaupten, sie seien nicht privilegiert, kann ich nur lachen. Weil ich sonst weinen müsste, wenn ich etwa meine Rentenansprüche mit den Pensionen meiner ehemaligen Kollegen vergleiche. Oder wenn ich jetzt für meine Krankenversicherung mehr bezahle und dafür schlechter behandelt werde.
Um nämlich auf das Pensionsniveau einer Studienrätin zu kommen, müsste eine Journalistin mit etwa gleichem Nettoeinkommen (also eine überdurchschnittlich gut bezahlte Journalistin) aus ihrem versteuerten Einkommen eine ziemlich teure Zusatzversicherung abschließen. Und bei der Krankenversicherung übernimmt der Staat als "Beihilfe" für die Beamtin die Hälfte der anfallenden Kosten – für die Kinder und den Ehepartner, vorausgesetzt, der verdient nicht zu viel, oft einen höheren Anteil. Die nicht durch die Beihilfe des "Dienstherrn" abgedeckten Kosten kann sie durch eine Privatversicherung abdecken und sich lebenslang eines besonders charmanten Lächelns der Praxishelferin und der magischen Einräumung von Terminen erfreuen, während unsereiner zu hören bekommt, leider, leider sei dieses Quartal alles ausgebucht. Man muss wie ich früher Beamter gewesen und mit einer Beamtin verheiratet sein, um die Erfahrung zu machen, wie verschieden die Behandlung beim gleichen Arzt und bei gleicher Symptomatik ausfallen kann.
Ob freilich eine Lehrerin, die lebenslange, leistungsunabhängige Jobsicherheit anstrebt, wirklich geeignet ist, Kinder des 21. Jahrhunderts auf die Anforderungen der modernen, mobilen Arbeitswelt vorzubereiten, darf man bezweifeln. "Wir hätten unsere erfolgreiche Bildungsreform nicht durchführen können ohne die Abschaffung des Beamtenstatus für Lehrer", sagt etwa der dänische Familientrainer und Erziehungscoach Jesper Juul. "Man muss unfähige Lehrer feuern können."
In ihrem eigenen Interesse übrigens. Denn der Beamtenstatus mit seinen Privilegien setzt dem in seinem Beruf unglücklichen Lehrer den Anreiz, sich mit häufigen Krankschreibungen und minimalem Einsatz über die Jahre zwischen spätem Uni-Abschluss und Frühpensionierung wegen Tinnitus hinwegzuretten. Würde er nämlich kündigen und auf den Beamtenstatus verzichten, stünde er nicht nur mit einer wertlosen Qualifikation da, sondern mit einem Rentenanspruch, der im Verglich zur Pension geradezu lächerlich ist.

Re: Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 25. Nov 2012, 20:33
von ZS-forever
er schreibt mal wieder über den gehobenen Dienst und die wirklich hohen Besodlungsgruppen..... Ich wäre froh, wenn ich mit A7 auf solch hohem Niveau jammern könnte, natürlich würde ich auch gerne das Geld des Journalisten nehmen....

Aber ich bin trotzdem zufrieden und jammer nicht rum, aber ich hacke auch nicht immer wieder auf einer bestimmten Berufgruppe rum, weil es halt immer wieder Quote bringt.

Re: Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 26. Nov 2012, 06:10
von ZS-forever
Ne, ich habe nur die Auszüge hier im Forum gelesen :oops: aber auch wenn er zu dem Schluss kommt, dass unser Land Beamte braucht, muss er nicht schon wieder auf den Gehältern und Pensionen herumhacken. Der an der Basis arbeitende Großteil der Beamten ist eben nicht A12 und höher. Und bei diesen Auszügen reizt es mich auch gar nicht weiterzulesen.....

Re: Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 26. Nov 2012, 11:55
von egyptwoman
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen @ZS-forever, geht mir auch so. Hab auch keine Lust da noch weiterzulesen. Da platzt mir schon wieder der Kragen.

egyptwoman

Re: Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 27. Nov 2012, 08:20
von beuys64
Ich möchte unseren Kritikern nicht den gewünschten Erfolg gönnen, den wir ihnen mit einem eingeschnappten Abwenden, bzw. ohne sachliche Gegenargumente zu bringen, zugestehen, :evil:

ohne versucht zu haben, konstruktiv mit dem schlechten Image des Beamtentums auseinanderzusetzen:

Die Journalistin läßt in ihrem angenehm sachlich geführten Artikel einen wehmütigen Rückblick auf ihre aufgegebenen Privilegien eines zurückliegendem Beamtenstatus durchscheinen,

Ist Euch schon aufgefallen?

Beamtenpensionen und andere „Vergünstigungen“ werden in der öffentlichen Diskussion gerne als maßlos kritisiert,

Beamte werden gerne als ‚Schmarotzer’ tituliert, aber kaum jemand outet sich öffentlich gerne, folgerichtig Beamter werden zu wollen.

Ich habe auch keine nachhaltig bestätigte Berechnung gefunden, die belegt, das Beamte teurer als Angestellte (sei es im öffentlichen Dienst oder in der freien Wirtschaft sowieso) sind,

alles eine Frage, welche Kostenstellen man hinzurechnen will oder verschweigen möchte, nur damit es in die Argumentationskette passt

weiterhin bleibt absurd,

der Bürger verlangt bessere staatliche Leistungen (die Polizei ist eh nie da, wenn sie gebraucht wird../ das Ordnungsamt hat immer dicht, wenn ich da hin will…)

aber im gleichem Atemzug wird ein viel zu hoher Personalkörper beklagt…

Re: Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 27. Nov 2012, 11:11
von DonJupp
@egyptwoman und @ZS-forever

Schade, dass Sie nicht weitergelesen haben. Dann hätte sich Ihnen erschlossen, dass dieser Bericht einer der wenigen Presseberichte ist, die das Beamtentum (aktuell) unter einem anderen Licht erscheinen lassen.

Das Problem an dem Bericht ist nur, dass er zu lang ist. Viele normale Zeitungsleser wenden sich bereits nach kurzer Zeit von ihm ab. Dies liegt allerdings an der allgemeinen Lesekultur (z.B.: Tageszeitung mit 4 Buchstaben) in Deutschland, von der ich mich nicht unbedingt ausnehme.

Zurück zum Thema:
Vor einigen Jahren (zur Weihnachtszeit) stand in der o.g. Zeitung ein Artikel, wonach ein A9g Beamter mit höchster Erfahrungsstufe (ohne Zulagen) eine Pension i.H.v. 2800 € Brutto erhält...darüber hinaus tauchen auch immer wieder Einzelberichte in Zeitungen auf, in denen von Korruption, Behördenversagen usw. berichtet wird. Diese Berichte (zumal man sich Negatives eher merkt) tragen zu dem Bild des Beamten in der Bevölkerung bei. Dass die Autorin nunmehr ein Bild von freundlichen und engagierten Beamten aufzeigt, deren Ruf tatsächlich garnicht so schlecht ist, finde ich diesem Zusammenhang sehr gut.

Und was die "ständigen Nörgler" an den A16 besoldeten Kollegen/innen (meist unliebsame Vorgesetzte) angeht, so kann ich nur drauf hinweisen, dass man mit 12 - 13 Jahre Schule und einem Jurastudium mit 2 Staatsexamen (mind. 5 Jahre) dies hätte auch erreichen können. Ich selber wollte das nicht und habe mich nur für 13 Jahre Schule und der anschließenden normalen bezahlten Ausbildung von 3 Jahren entschieden. Aber ich beschwere mich auch nicht fortlaufend, dass die Kollegen so viel verdienen.

Re: Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 27. Nov 2012, 13:36
von egyptwoman
DonJupp hat geschrieben:Aber ich beschwere mich auch nicht fortlaufend, dass die Kollegen so viel verdienen.
Darüber beschweren sich auch die wenigsten, die ich kenne, sondern über die Arbeitsverhältnisse innerhalb der Behörde und dem teilweise unvermögen von Vorgesetzten mit ihren Untergebenen umzugehen und auch das Verhalten der Kollegen untereinander ist teilweise nicht das beste.

egyptwoman

Re: Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 14. Feb 2013, 13:45
von Bias von Priene
ZS-forever hat geschrieben:er schreibt mal wieder über den gehobenen Dienst und die wirklich hohen Besodlungsgruppen..... Ich wäre froh, wenn ich mit A7 auf solch hohem Niveau jammern könnte, natürlich würde ich auch gerne das Geld des Journalisten nehmen....
Wenn du und einige andere "Leistungsträger" mit A7 hier in Beamtenrecht aufgepasst und nicht geschnarcht hättet, wüsstest ihr, daß über dem "gehobenen" noch der "höhere" Dienst ist und man für diesen nicht nur ein Abitur, sondern auch noch ein abgeschlossenes Studium benötigt und diese Stellen nun mal deutlich höher besoldet werden.

Re: Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 27. Feb 2013, 16:04
von Hiself
Genau! Man soll ja auch nicht "umsonst" jahrelang studiert haben. Das sollte doch jeder bei seinen Überlegungen berücksichtigen.

Re: Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 7. Mär 2013, 11:19
von Bundesfreiwild
Hilft aber nicht.
In der Öffentlichkeit (ich hab mich letztes Jahr mal mit einem auf der Straße unterhalten, als es um die Streiks und Forderungen vom Lufthansapersonal ging) verdienen Beamte unglaubliche Gehälter und gehen mit unangemessenen Pensionen in den Ruhestand. Welche Beamte kennen Sie eigentlich? Wir reden doch hier nicht von Stadt-Beigeordneten oder Amtsleitern!

Als ich dem erzählte, dass die meisten Restbeamten bei der Telekom irgendwo zwischen A7-A8 abhängen und was die verdienen und wie hoch die Pension ist, wenn man sie in den Vorruhestand drängelt, da staunte der über alle Maßen.

Die meinen alle, der A13Z oder gar der A15 (immerhin Niederlassungsleiter-Amt) wäre der Normalofall. Also einer von rund 1200 damals.
Lehrer sind natürlich das absolute Zielgebiet. Obwohl auch da der normale Hauptschullehrer (meist Lehrerinnen) nicht viel verdienen (deshalb dort auch meist LehrerINNEN) und die höheren Lehrergehälter auf Gymnasial-Ebene - bzw. auf höchster Ebene als Schulleiter gezahlt werden.

Ehrlich... als A15 (auch mit einem längeren Studium) kommen einem da schon Gedanken, wie man mit 50 einen gut und sicher, pensionsgestützten Abgang in den freien Journalismus oder andere Liebhaberjobs machen kann.
Für die Masse der Beamten sind das allerdings nur Träume.

Wenn ich solche Berichte lese, dann schwant mir schon die nächste Absenkung der Beamtengehälter und Pensionsansprüche. Das ist die mediale Vorarbeit in der Öffentlichkeit. Und am Härtesten trifft es in der Relation wieder den einfachen und mittleren Dienst.

Ich beschwere mich auch nicht über die Einkommen des höheren Dienstes. Bewahre. Ich beschwer mich darüber, dass diese relativ kleine Gruppe von Beamten als Normalfall dargestellt werden.

Re: Das Leben der Beamten - Welt- Artikel

Verfasst: 19. Mär 2013, 00:20
von Jens
Ich bin kein hoher Beamter uns trotzdem mit den Leistungen sehr zufrieden. Vielleicht bin ich aber auch nur genügsamer als andere, was ich aber bezweifeln würde. Außerdem kenne ich auch ein paar Leute, die selbst ein kleines Unternehmen leiten und diesem Berufsfeld scheinen die Meinungen zum Teil ebenfalls sehr weit auseinander zu gehen. Die einen beschweren sich andauernd über die hohen Kosten und die fehlende Sicherheit und die anderen machen sich darüber überhaupt keinen Kopf. Die, die es gelassener nehmen, hatten aber meistens auch einer gute Unternehmensberatung.