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Was tun nach Mobbing?

Verfasst: 1. Jun 2011, 14:28
von Kobil
Hallo,

ich bin Kommunalbeamter (49 Jahre alt) und seit 4 Monaten wegen psychischer Probleme infolge Mobbings dienstunfähig. Bereits seit 10 Wochen befinde ich mich nunmehr deshalb auch in stationärer Behandlung.

An den alten Arbeitsplatz kann ich nicht mehr zurückkehren nach all dem was dort mit mir "veranstaltet" wurde. Ausserdem hat mir der BM eindeutig signalisiert, dass man mich dort nich mehr haben möchte weil ich meine Leistung nicht bringen würde.

Nun plötzlich drängt mein Dienstherr jedoch völlig überraschend wieder auf meine baldige Dienstaufnahme und will weiter mit mir planen.

Die Wiederaufnahme des Dienstes dort wäre allerdings für mich eine zu grosse Belastung. Eine einseitige Versetzung zu einer anderen Kommune ist leider nicht möglich so dass eigentlich nur die Dienstunfähigkeit bleibt.

Was kann/sollte ich nun tun denn gesund werden und bleiben ist mein Ziel?? Wie würdet ihr euch in meinem Fall verhalten?

Verfasst: 2. Jun 2011, 10:53
von schäferhund
Hallo Kobil,

zunächst bedauere ich sehr, was du da in deiner Dienststelle so erleben musstest. Mobbing war, ist und bleibt so ziemlich das Schäbigste, was man einem Kollegen antun kann. Betrachtet man deine geschilderte Krankheitsgeschichte näher, so dürfte das Mobbing dir gegenüber besonders schwerwiegend gewesen sein und derartiges hinterläßt oft bleibende Narben im Nervenkostüm.
Aus meinem Bekanntenkreis sind mir zwei Fälle von langjährigem Mobbing gegenüber Kommunalbeamten bekannt:

Eine Kollegin ließ sich nach jedem Mobbing-Angriff erst mal lange krankschreiben. Dies wiederholte sie so oft, bis der oberste Verwaltungschef (nach Druck vom Bürgermeister) eine Dienstanweisung ausgab.

verkürzter Text:
"Aus aktuellen Anlass wird darauf hingewiesen, dass Mobbinghandlungen künftig diszipilnarrechtlich verfolgt werden und evtl. eine Entfernung des Mobbers aus dem Dienst erfolgen wird"

Seit dieser Dienstanweisung hat die Frau ihre Ruhe.

Ein anderer Kollege wandte sich an die zuständige Bezirksregierung und an den örtlichen Landtagsabgeordneten (natürlich unter der Nichteinhaltung des Dienstwegs !!).
Auch er hatte damit Erfolg.

Evtl. würde auch der Wechsel zu einer anderen Kommune helfen, wobei dies natürlich auch nicht immer so einfach ist, wie du ja selbst schreibst
(auch die Kommunen betreiben Personalabbau).

Falls "alle Stricke reißen" sollten: Langsam aber sicher Frühpensionierung anstreben - deine Gesundheit ist wichtiger !!


Gruß
Schäferhund

Verfasst: 11. Jun 2011, 13:38
von registerbeamter
Hallo,

ich hatte vor ein paar Jahren eine ähnlich Problemlage.
Den großen Schlussstrich mit einer Versetzung wo man vollkommen neu anfangen kann ist bei kleinen bis mittleren Kommunen oft sehr schwierig.

Insoweit muss man mit dem Dienstherrn einen gemeinsamen Weg mit Kompromissen finden.

Wenn der Dienstherr mit aller Gewalt in Dienstunfähigkeit dich schicken wollte - würdest du dies in deiner derzeitigen Verfassung auch als Angriff sehen.

Mach dir das Angebot des AG zu nutze mit dir planen zu wollen und führe eine offenes Gespräch mit Personalchef und Bgm. Lege deine gesundheitliche Situation offen dar und vorallem verdeutliche deinen Wunsch wieder arbeiten zu wollen. Benenne die Probleme am alten Arbeitsplatz ohne Schuldzuweisungen - sondern einfach die Belastungsfaktoren und was sich daraus entwickelt hat.
Mach deutlich das du wieder arbeiten kannst, aber an einen Arbeitsplatz wo die mit krankgemachten Faktoren entfallen.
Ich dachte erst damals an ein Gespräch mit Personalrat dabei - weil ich Angst hatte über den Tisch gezogen zu werden. Aber ich war sehr überrascht, dass mit mein AG mir in diesem Gespräch jegliche Unterstützung angeboten hat um wieder Tritt zu fassen.
Was für mich und meine Genesung wichtig war - das Ergebnis nicht mehr an den alten Arbeitsplatz zu müssen. Ich konnte dann mit der Therapie die entgültige Aufarbeitung vornehmen und mich frei für neue Aufgaben machen. Mir wurden dann zwei neue Verwendungsmöglichkeiten angeboten - die wirklich kein Notnagel oder Abschiebung war. Nach einer Eingliederungsphase arbeite ich nun seit einigen Jahren auf einer dieser Stellen - und bin sehr zufrieden.

Wichtig ist für deine Genesung - dass du dich auch veränderst, erkennst wo bin ich stark oder schwach. Sich persönliche Grenzen ziehen können und eine Ausgleich zum Job finden - private Zufriedenheit. Dann kannst du auch besser mit negativen Dingen im Job umgehen.

Sehe nicht alle als deinen Feind an - ich weiss es fällt in der Hochphase von Burn-Out, Deppressionen die oft aus Mobbing herrühren verdammt schwer.


Grüße und viel Glück

Verfasst: 6. Jul 2011, 12:04
von Kobil
Danke für die Antworten.

Leider schaffe ich es einfach nicht, über meinen Schatten zu springen und das Gespräch mit meinem Dienstherrn zu suchen. Die Verletzungen, die mir von diesem zugefügt wurden, sind einfach zu groß.

Ausserdem warten dort sicher Repressalien auf mich und der Druck auf mich wird sicher noch stärker als er vorher schon war. Sicherlich habe ich dort keine Zunkunft mehr.

Noch bin ich krankgeschrieben aber der Arzt meint, dass Probleme mit dem Dienstherr ausserhalb seines Kompetenzbereichs liegen würden. Eine weitere Unterstützung durch ihn ist deshalb eher ungewiss.

Was soll ich nur machen? Ich weiss mir keinen Rat mehr.

Habt ihr mir noch weitere Tipps? Ich wäre Euch dafür sehr verbunden. Danke im Voraus.

Verfasst: 6. Jul 2011, 13:44
von schäferhund
Hallo Kobil,

nachdem du schon längere Zeit im Krankenstand bist, müsste sich eigentlich der Amtsarzt schon bald bei dir melden. Hast du schon irgendwas in dieser Richtung erfahren ?

Gruß
Schäferhund

Verfasst: 6. Jul 2011, 19:48
von Kobil
Ich bin bereits seit Anfang Februar im Krankenstand. Meine vollstationäre Behandlung endete vor Kurzem mit dem Urteil "nicht dienstfähig". Das bedeutet dass meine Behandlung noch nicht abgeschlossen ist.

Es wird jetzt aller Voraussicht nach noch eine längere Behandlung in einer Tagesklinik erfolgen. Die Aufnahme dort verzögert sich leider wiederum noch etwas.

Vom Amtsarzt habe ich bisher allerdings noch nichts gehört.

Bin mal gespannt wenn es soweit ist. Wie soll ich mich da genau verhalten?

Verfasst: 7. Jul 2011, 09:29
von schäferhund
@Kobil

Also normalerweise kann der Dienstherr bereits schon nach 3 Monaten "Dauerkrank" die Vorstellung beim zuständigen Amtsarzt fordern (in der Praxis aber erst so nach ca. 4 - 6 Monaten).

Du erhältst ein Schreiben des Amtsarztes (AA) mit der Bitte, dich bei ihm zu einem bestimmten Termin einzufinden.
Mit gleichem Schreiben erhältst du zusätzlich einen Fragebogen, in dem du selbst deine gesundheitliche Verfassung schilderst. Fragebogen und evtl. vorhandene ärztliche Gutachten sind zum AA-Termin mitzubringen.

AA wird mit neben einem eingehenden Gespräch auch eine körperl. Untersuchung vornehmen (Blutdruck, Puls, Gewicht, usw. usw. ...........).

Das Untersuchungsergebnis teilt AA deinem Behördenleiter mit, auf medizin. Details geht er aber normalerweise nicht ein. Gleichzeitig gibt er auch eine Empfehlung (z. Bsp. reduzierte Arbeitszeit, vorzeitiger Ruhestand usw.) An die Empfehlung des AA ist dein Dienstherr aber nicht gebunden - es ist, wie gesagt, nur eine ärztliche Empfehlung als Entscheidungshilfe.

Das hier genannte Prozedere kann natürlich von Bundesland zu Bundesland abweichen.

Gruß
Schäferhund