Beamtentalk.de

Hallo,
ich habe gerade ein Problem mit meinen Kollegen. Hintergrund ist der, dass ich psychisch krank bin und seit Jahren immer mal ausfalle und ich einfach nicht mehr so belastbar bin wie früher.
Ich schaffe gerade so eine volle Stelle. Sobald Vertretungen oder
Mehrarbeit dazu kommen wird es sehr schwer für mich.
Ich habe daher ein fachärztliches Attest, dass Mehrarbeit meinen gesundheitlichen Zustand verschlechtern kann.
Der Erfahrung nach ist das auch definitiv so.
Bisher war das ok. Normale Urlaubsvertretung mache ich.
Nun sind wir aber so unterbesetzt, dass die Kollegen jetzt mich im Visier haben, dass ich mehr arbeiten soll.
Die Aufteilung machen wir unter uns, so dass ich mich direkt
auseinandersetzen muss.
Nun meine Frage, ist so ein Attest für den AG irgendwie bindend? Fürsorgepflicht?
Kann ich trotzdem zu Mehrarbeit angewiesen werden?

Es geht nicht darum zu wenig zu arbeiten, ich schaffe ein volles
Pensum. Aber leider nicht mehr und die Kollegen haben alle mehr.
Schwerbehinderung habe ich leider nicht, nur 30%.
Gleichstellung bis jetzt nicht beantragt, da bei Beamten
Angeblich eh abgelehnt wird.

Hat jemand Erfahrungen?

Das ist doch ein guter Grund, um die Gleichstellung durch zubekommen. Lass dich von der Schwerbehindertenvertretung beraten und dir beim Antrag helfen.
Mehrarbeit,also mehr/zusätzliche Stunden!, muss vom Dienstherrn angeordnet werden. M.E.muss da auch der PR zustimmen.
Der Dienstherr muss aber im Rahmen der Fürsorgepflicht deine Situation angemessen berücksichtigen, d.h. dich ggf. von der Mehrarbeit ausnehmen.

Vielen Dank! Das werde ich tun. Und bis dahin lasse ich mein Attest
erneuern und sage „nur auf Anweisung“, in der Hoffnung, dass sie
das nicht tun werden.
Manchmal komme ich mir richtig blöd vor, wenn ich sehe was die anderen so leisten… Aber so ist es eben.

Die Schwerbehinderteneigenschaft würde Dich schützen. Denn abweichend von Art. 87 Absatz 2 Satz 1 BayBG (grds. gleiche Regelungen gibt es auch auf Bundesebene und in den meisten Bundesländern) müssen schwerbehinderte Beamte auf ihr Verlangen hin von Mehrarbeit freigestellt werden (§ 207 SGB IX).

Also grds. gilt erst mal, wenn Personal fehlt, ist das nicht das Problem des Personals.

Andererseits kann natürlich auch "Mehrarbeit" angeordnet werden (Art. 87 BayBG). Hier geht es aber wohl eher darum, dass auf unbestimmte Zeit innerhalb der vorgegebenen Arbeitszeit ein höheres Arbeitspensum bewältigt werden soll.

Normalerweise verteilt ja der Chef die Arbeit. Da das aber anscheinend informell bei euch so geregelt wurde, dass ihr das gegebene Arbeitspensum selbst untereinander als Team aufteilt, ist der erst mal fein raus. Wenn es also bei der Verteilung Probleme geben sollte und ihr das nicht untereinander selbständig im Team regeln könnt, ist der Chef der erste Ansprechpartner, der sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen hat!

Dass natürlich grds. die Kollegen etwas launisch sein könnten, wenn du zukünftig nach der Umverteilung nur 80% bewältigst und sie 120% des Pensums, ist zwar verständlich, aber hier muss genügend Egoismus und Selbstschutz vorherrschen, um die eigene Gesundheit nicht zu vernachlässigen! Dafür kriegen sie halt dann einen halben Punkt mehr in der nächsten Beurteilung oder 500 € Prämie am Jahresende.

Ein Attest kann hier hilfreich sein, aber nach meiner Erfahrung werden auch nicht die schwächsten Mitglieder der Nahrungskette mit schweren und umfassenden Aufgaben zubombardiert, denn das verursacht nur Probleme. Ich kenne das eher so, dass versucht wird, sowas für gewöhnlich hierarchisch vernünftig zu regeln.

Aber wenn alle Stricke reißen sollten und ohne Rücksicht auf Verluste agiert wird, ziehst du einfach die Beamtenkarte ... denn es ist egal, ob du zwei oder fünf Anträge am Tag bearbeitest, solange der Chef den Missstand kennt, dass es nicht läuft.

Danke