Ausbildung (Beamte) oder duales Studium?

Themen speziell für Landes- und Kommunalbeamte

Moderator: Moderatoren

Antworten
Xhohoo
Beiträge: 1
Registriert: 10. Jul 2016, 23:41
Behörde:

Ausbildung (Beamte) oder duales Studium?

Beitrag von Xhohoo »

Hallo Leute

Erstmal zu meiner Person: Ich bin 18 Jahre alt, habe im Mai mein Abitur mit 2,7 abgeschlossen und bisher geplant, eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung als Verwaltungswirtin zu machen, da ich bisher immer zu faul war viel zu lernen und daher ein Studium für mich nicht in Frage kam...

Habe mich allerdings ganz am Anfang der Bewerbungsphase für ein duales Studium zum Bachelor of Laws im Kommunalen Verwaltungsdienst beworben und eine vorläufige Absage erhalten. Habe das Thema (duales) Studium daraufhin komplett verdrängt und mich auf meine Ausbildung gefreut, die mir ja schon sicher war...

Nun habe ich allerdings vor einigen Tagen einen Anruf aus der anderen Stadt bekommen, welche mir nun doch das duales Studium anbieten würde, sofern ich denn noch Interesse habe, da ich wohl von der Reserveliste nachgerückt bin...

Also zerbreche ich mir seitdem täglich den Kopf, für was ich mich denn nun entscheiden soll:

Meine erste Zusage war die Ausbildung bei der Stadtverwaltung zur Verwaltungswirtin, würde dort eine 2-jährige Ausbildung absolvieren, bereits im Beamtenverhältnis auf Widerruf einstellt sein und bei einer Übernahme auf Lebenszeit verbeamtet werden. Finde ich ansich alles ganz klasse, ich weiss allerdings nicht, ob mich das auf Dauer richtig ausfüllen würde. Zumal ist die Zugangsqualifikation in diesem Fall "nur" ein Realschulabschluss.. Versteht mich nicht falsch, mein Abitur ist sicherlich nicht mehr als mittelmäßig, aber immerhin vorhanden..

Die zweite Zusage bekam ich von einer anderen Stadtverwaltung für das duale Studium zum Bachelor of Laws im kommunalen Verwaltungsdienst. Das Studium würde 3 Jahre dauern und sich in Fachstudien und praktische Arbeitseinsätze gliedern.. Die Verdienste wären in der Ausbildung bei beiden Städten gleich und die Entfernungen zu meinem Heimatort auch in Ordnung, darum geht es mir also nicht vorrangig.
Allerdings würde ich nach der normalen Ausbildung im mittleren Dienst angestellt werden, nach dem dualen Studium bereits im gehobenen Dienst, dafür allerdings ohne Verbeamtung..

Die Übernahme ist bei beiden Städten nicht garantiert, aber da die Anstellung nach Leistungsgesichtspunkten erfolgt, schätze ich meine Chancen bei der normalen Ausbildung als höher ein, da ich glaube, dort einfacher bessere Leistungen erzielen zu können.

Da ich wie gesagt bisher nie viel gelernt habe und das Abitur mir auch eher zugeflogen ist, habe ich Angst, das duale Studium aufgrund des Lernpensums nicht zu schaffen und mich damit nur unglücklich zu machen, zumal mein Freund, mit dem ich seit 3 Jahren zusammen ist, die normale Ausbildung zum Verwaltungswirt beginnt (allerdings in einer anderen Stadt) und daher nicht so viel lernen werden muss. Er hat allerdings auch sein Abi abgebrochen, daher würde ich mich schon als leistungsfähiger einschätzen.
Ich habe allerdings auch Zweifel daran, in der Ausbildung auf Dauer komplett ausgelastet zu sein und habe Angst, im Nachhinnein zu bereuen, das dualen Studium abgelehnt zu haben..
Habe durchaus von dem enormen Stress gehört, ein duales Studium durchzuziehen, und habe daher Zweifel an meiner Motivation dafür.. Habe auch die Vermutung, nach mehr oder weniger erfolgreichem Studienabschluss dann ohne Übernahme da zu stehen, da meine Leistungen nicht ausreichend sind. Und die Bachelorprüfung steht mir dann ja auch bevor (zusätzlich zu den Prüfungen am Ende jedes Studienabschnitts, einer Projektarbeit und den Hausarbeiten ), bei der Ausbildung nur die Abschlussprüfungen..

Ich könnte sicherlich später immer noch studieren, würde dann allerdings schwieriger einen Platz kriegen und das Studium voraussichtlich auch selber zahlen müssen..

Was würdet ihr an meiner Stelle machen?

Entschuldigt für den unstrukturierten Text, ich freue mich auf Antworten

Danke fürs Lesen!
Torquemada
Moderator
Beiträge: 3948
Registriert: 4. Jul 2012, 13:08
Behörde: Ruheständler und Privatier
Geschlecht:

Re: Ausbildung (Beamte) oder duales Studium?

Beitrag von Torquemada »

Schwieriges Thema, weil du selbst natürlich nichts für die verfehlte Schulpolitik der letzten 30 Jahre kannst.

Wer das Abitur hat, sollte studierfähig sein und keine solchen Selbstzweifel haben.
Du musst dich eben schonungslos einordnen:

Entweder bist du "richtige" Absolventin eines Gymnasiums. Dann das duale Studium mit dann gehobenem Dienst

Oder du bist eigentlich eine Realschülerin, die so durchgerutscht ist und nicht studierfähig ist. Dann eben die Ausbildung und dann Beamtin mittlerer Dienst.

Die Sache mit deinem Abbrecher-Freund, der dich seit deinem 15.Lebensjahr offenbar leistungsmäßig beeinflusst, gibt einen praktischen Hinweis.
Ich als Vater von drei Kindern würde meiner lieben Tochter in dem Fall ganz pragmatisch sagen:
"Entweder kickst du den Typ und konzentrierst dich auf dein duales Studium oder du lässt das Studieren...." :-)))
DerHagn
Beiträge: 379
Registriert: 10. Apr 2010, 21:11
Behörde:

Re: Ausbildung (Beamte) oder duales Studium?

Beitrag von DerHagn »

Soll auch Realschüler geben, die durchaus als "studierfähig" einzuschätzen wären.
Immerhin macht der "Abbrecherfreund" nun eine Ausbildung im mD. Manche merken eben erst später worauf es im Leben ankommt.

Entweder die TE ist bereit zu lernen, dann gD. Wenn nicht, dann mD oder ganz lassen.
Torquemada
Moderator
Beiträge: 3948
Registriert: 4. Jul 2012, 13:08
Behörde: Ruheständler und Privatier
Geschlecht:

Re: Ausbildung (Beamte) oder duales Studium?

Beitrag von Torquemada »

DerHagn hat geschrieben:
Entweder die TE ist bereit zu lernen, dann gD. Wenn nicht, dann mD oder ganz lassen.
Sagte ich ja....nur etwas ausführlicher. Reinknien und durch. Gibt nachher deutlich mehr Geld.
Sarnar
Beiträge: 6
Registriert: 17. Feb 2016, 10:06
Behörde:

Re: Ausbildung (Beamte) oder duales Studium?

Beitrag von Sarnar »

freshair hat geschrieben:...bei deiner offensichtlichen Leistungsbereitschaft würde ich mich auf die Tätigkeit als Hausfrau konzentrieren und hoffen, dass dein Freund wenigstens die Ausbildung mD schafft...

Familienplanung solltest du allerdings erst einmal verschieben...könnte zu stressig werden!
Alter Schwede, "Shots fired" würd ich mal sagen :D

Zum Thema.

Du bist 18 und grad mit dem Abi fertig? Weißt nicht, wofür du "geeignet" bist?

Ganz ehrlich? Such dir was raus was dich anspricht und schließe dich mit Leuten kurz die das bereits studieren. ( Das ist ein ganz allgemeiner Rat an alle, die nach dem Abi nicht wissen was sie machen wollen.)

Und dann: Einfach ausprobieren. Denn einmal, oder maximal zweimal Studiengang wechseln ist völlig okay, auch wenn es Menschen geben wird, die dir sagen, dass das ja "ganz ganz schlimm im Lebenslauf kommt" und man um Gottes willen UNBEDINGT das erste durchziehen soll, was man anfängt.

Hör nicht auf diese Menschen. Denn solang du alles vernünftig erklären kannst (auch ein Neigungswechsel ist eine verünftige Erklärung) ist alles in Butter. Egal bei welcher Firma, oder bei Vater Staat. (Ich spreche hier aus Erfahrung)

Allerdings: Werde unnötigen Ballast los. Vor allem von Menschen, die dich leistungs- oder motivationstechnisch runterziehen. Die kannst du weder im Studium noch sonst in deinem Leben brauchen. Egal was du machst: Sei immer voll bei der Sache und nicht nur mit "halbem Arsch". Ein bisschen rumdümpeln wird dir nichts bringen.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück bei dem für was du dich entscheidest!

Und bevor ich hier von irgendjemandem angepöbelt werde: Ja, ich weiß wovon ich rede. Habe auch eine Ausbildung durchgezogen, Abi an der BOS gemacht, im Ausland als Übersetzer gearbeitet, Offizierseignung bekommen und 2 mal Studiengang gewechselt (Internationales Technologiemanagement -> BWL und jetzt dann gehobener Dienst Finanzamt München).
Torquemada
Moderator
Beiträge: 3948
Registriert: 4. Jul 2012, 13:08
Behörde: Ruheständler und Privatier
Geschlecht:

Re: Ausbildung (Beamte) oder duales Studium?

Beitrag von Torquemada »

Sarnar hat geschrieben:
Allerdings: Werde unnötigen Ballast los. Vor allem von Menschen, die dich leistungs- oder motivationstechnisch runterziehen. Die kannst du weder im Studium noch sonst in deinem Leben brauchen. Egal was du machst: Sei immer voll bei der Sache und nicht nur mit "halbem Arsch". Ein bisschen rumdümpeln wird dir nichts bringen.
Das ist der WICHTIGSTE Tipp.
Dipl_Finanzwirt
Beiträge: 96
Registriert: 25. Nov 2014, 17:38
Behörde:

Re: Ausbildung (Beamte) oder duales Studium?

Beitrag von Dipl_Finanzwirt »

Hallo,

würde dir auf jeden Fall das duale Studium empfehlen.

Zum einen hast du mit dem Abitur als grundsätzliche Hochschulzulassung und der Auswahlentscheidung der einstellenden Kommune gleich zwei Bestätigungen, dass du das Studium schaffen kannst. Die Personaler haben kein Interesse daran, jemanden einzustellen (und Ressurcen zu investieren), der das duale Studium nicht schaffen kann. Im Zweifel schau doch mal, ob du die Durchfall/Abbrecherquogen der Hochschule rausfinden kannst.

Zum anderen ist der öffentliche Dienst traditionell recht undurchlässig. D.h. du musst wenn du später die Qualifikation nachholen willst sehr viel mehr investieren wie jetzt. Und ohne die Qualifikation bleibt dir nicht nur das entsprechende Gehalt versagt sondern oft auch die interessanten Aufgaben. Und wie jemand der einen nine-to-five-Job möchte nur um etwas Geld zu bekommen egal welche arbeit hörst du dich nicht ganz an.

Zu den hier geäußerten Tipps zur privaten Lebensgestaltung: Das ergibt sich meist von selbst...

ciao!
Antworten