Beamte im mittleren Dienst mit Abitur??

[Gast 21]

Hallo euch allen!

Ich bräuchte mal euren Rat.
Ich habe im Sommer 2015 das Abitur mit einem Schnitt von 2,8 beendet und mache zurzeit erstmal ein FSJ, weil ich zunächst mich zwischen einem Studium und einer Ausbildung nicht entscheiden konnte. Aufgrund des Stresses den ich besonders im Abschluss des Abiturs hatte, habe ich mich gegen ein Studium entschieden, weil ich mir nie wieder so einen Stress machen wollte(und im Studium hat man ja weitaus mehr Stress was das Lernen angeht).

Ich habe mich dann als Beamte im mittleren Dienst in NRW einmal als Verwaltungswirt(2 Jahre Ausb. Dauer) und einmal als Finanzwirt (2 Jahre Ausb. Dauer) beworben. Zusätzlich dann noch als Verwaltungsfachangestellte im Angestellten Verhältnis (3 Jahre Ausb. Dauer) beworben.
Als Beamte im gehobenen Dienst habe ich mich deshalb nicht Beworben, weil ich Angst habe, ich könnte es abbrechen, da ich nicht mehr so den sehr großen Ehrgeiz dafür habe.

Ich finde das Gehalt im mittleren Dienst ehrlich gesagt auch nicht so schlecht weil man mit 2100(Brutto) anfängt und weil die Beamten weniger Steuern zahlen (Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung fallen nicht an) bleibt am Ende des Monats ca. 1800 Netto und davon muss man dann aus eigener Tasche noch die Private Krankenversicherung zahlen und man hat immer noch so ca. etwas über 1600 Netto übrig.

Die meisten meiner Freunde haben nach dem Abi auch eine Ausbildung angefangen die eine hatte ihr Abi 2012 schon gemacht und eine Ausbildung als Industriekauffrau in einem Mittelständigen Unternehmen angefangen und sie verdient jetzt nach der Ausbildung etwas mehr als 2000 Brutto macht ca. 1400 Netto. Bei meinen anderen Freunden mit Abi oder Fach Abi sieht es ähnlich aus…nur eine, die in der Bank macht, wird mit 2400 Brutto also 1600 Netto anfangen.

Ich habe jedoch bedenken, ob die Ausbildung als Beamte im mittleren Dienst wirklich besser ist als eine Ausbildung in der freien Wirtschaft?
Außerdem frage ich mich ob ich mit Abitur angenommen werde, weil auf der Website empfohlen wurde, sich als Abiturient im gehobenen Dienst zu Bewerben(aber ich möchte ja nicht ein duales Studium machen).
Sollte ich genommen werden wüsste ich nicht welche Ausbildung von den dreien besser ist?
Welche Ausbildung würdet ihr eher anfangen? Habt ihr eigene Erfahrungen gemacht?

Es würde mich sehr freuen, wenn ihr mir ein paar Ratschläge geben könntet.

[DerHagn]

Weniger Steuern? Oder meintest du Sozialabgaben und bringst hier einiges durcheinander?

[Mikesch]

Weniger Steuern?

Ist doch richtig, auf Grund des geringeren Brutto sinkt die Steuerlast...

[Blue Ice Ultra]

Wenn spätere Aufstiegsmöglichkeiten eine Rolle spielen, würde ich eher zur Angestelltenausbildung raten.

[DerHagn]

Weniger Steuern?

Ist doch richtig, auf Grund des geringeren Brutto sinkt die Steuerlast...

Schon klar. Eine Bekannte hat mal behauptet Beamte würden gar keine Steuern zahlen. Von daher... )

[El Pocho]

Hatte damals eine sehr ähnliche Situation wie der TE. Kein Bock auf Studium, Geld im mD würde auch erstmal reichen.
Also die Ausbildung im mD begonnen und schnell eine Unterforderung festgestellt. Während der Ausbildung dann für den gD beworben. Ausbildung erfolgreich beendet und im Anschluss als Anwärter das Studium begonnen und drei Jahre später erfolgreich abgeschlossen.

Genug zu mir....
Es kann jetzt beim Bewerbungsverfahren passieren, dass die Bewerbung mit Abi abgewiesen oder für den gD berücksichtigt wird. Mit Abitur ist man für den mD einfach überqualifiziert, was man (je nach Stelle) auch deutlich bemerkt. Das Studium (Finanzverwaltung) ist nicht ohne, aber trotzdem machbar. Das Stresslevel ist über dem vom Abitur!

Soweit ich weiß, besteht die Möglichkeit, falls man die Abschlussprüfung nicht besteht, den Abschluss als Finanzwirt (ohne Diplom) anerkannt zu bekommen.

An deiner Stelle würde ich mich einfach für beide Laufbahnen bewerben und abwarten was passiert.

Von den drei Ausbildungen würde ich die im Angestelltenverhältnis ausschließen. Insgesamt dürfte die Ausbildung zum Finanzwirt am Wertigsten sein, was die letztendlich aber auch nicht viel bringt.

[Gast 21]

@El Pocho
Vielen Dank für deine ausführliche Meinung!

Zurzeit kann ich mir zwar kein duales Studium vorstellen, aber für später vielleicht. Ich brauche erst mal für die nächsten paar Jahre ein ruhigeres Leben, weil ich im Jahr 2015 sehr viel durch machen musste.
Deshalb meine Frage: Besteht auch die Möglichkeit, erst mal die Ausbildung im mittleren Dienst abzuschließen, dann ein paar Jahre zu arbeiten und gegeben falls(sollte ich dann wirklich wieder mehr Motivation haben und mich unterfordert fühlen) dann im gehobenen Dienst sich für das duale Studium bewerben...oder kann man während man im Mittleren Dienst arbeitet, nebenbei studieren und dann so in den gehobene Dienst aufsteigen?

Und wird man dabei überhaupt unterstützt oder ist es überhaupt möglich?

[MÜ96B]

El Pocho hat das meiste schon gesagt. Bin selber Student an der FH in Hof (Allgemeine Innere Verwaltung 3QE) seit Oktober 2015 und bereue es nicht. Ich hatte selber auch Abitur und klar man kann ich sag mal Schule nicht mit einem Studium bzw. einem eher Rechtslastigen Studium vergleichen. Wie "schwer" du dein Studium machst hängt meiner Meinung nach davon ab wie ernst du es nimmst. Vor allem regelmäßiges Mitlernen und das Bearbeiten von Übungsaufgaben ist dabei sehr hilfreich. Machbar ist es auf jeden Fall schon, aber man muss natürlich bisschen was dafür tun

Zu deiner Frage ob man neben dem mD noch den gD machen kann: So einfach geht das in der Regel nicht, denn man ist an die jeweilige QE gebunden. Es gibt die Möglichkeit von den mD in den gD aufzusteigen aber bis dahin musst du erstmal ein paar Jahre gearbeitet haben und ein separates Auswahlverfahren durchlaufen. Ist also nicht ganz leicht. Deswegen hat da El Pocho recht und du wärst für den mD mit Abitur eigentlich überqualifiziert, da würde ich auf alle Fälle den gD anstreben.

VG
MÜ96B

[El Pocho]

Es besteht die Möglichkeit nach dem mD den gD zu machen.
Variante 1: So wie ich, aber das ist eigentlich nicht der Normalfall. Du musst bedenken, dass viele Länder nur nach Bedarf ausbilden und man nach erfolgreichem Abschluss für eine Stelle vorgesehen ist. Wenn du dich dann bewirbst, entsteht eine unbesetzte Stelle. Ich kann mir vorstellen, dass man dadurch bereits im Auswahlverfahren scheitern kann.
Variante 2: Ist der interne Aufstieg. Dafür gibt es nur wenige bis keine Plätze. Das Gedränge ist dementsprechend groß. Vorteil wäre, dass man normal vergütet wird und nicht als Anwärter.

Jährlich schaffen so viele die Abschlussprüfung im gD, das ist für dich auch möglich. Bewerben tut nicht weh, daher versuch es ruhig.

[Dipl_Finanzwirt]

Hallo,

wenn du eine "Erholungsphase" brauchst würde ich dir etwas anderes empfehlen als eine Ausbildung. Lieber work&travel oder sonst etwas und danach dann gezielt durchstarten.

Außerdem der Hinweis: Wenn dir die Motivation schon für die Ausbildung fehlt, dann wird sie dir auch für die Arbeit fehlen. Und das gibt auf Dauer nur Problme... Deswegen solltest du vielleicht hinterfragen, ob die Verwaltung das richtige ist oder ob es nicht auf Berufe gibt, die dir Spaß machen und zu denen du dich dann auch besser motivieren kannst...

ciao!