Mit 32 noch Beamter werden?

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

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retrogamer
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Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von retrogamer »

Hallo zusammen,

ich hab mal eine Frage (bzw. mehrere) an die erfahrenen hier.

Ich bin jetzt 32 Jahre alt und habe die Möglichkeit eine Laufbahnausbildung (Anwärterjahr) als Bundesbeamter mit anschließender Übernahme in A10 beginnen zu können.

Zur Zeit arbeite ich noch in der "freien Wirtschaft".
Lebenslauf (kurz): Ausbildung in der Industrie, dann 1,5 Jahre gearbeitet, Zivildienst und Abi, Studium und dann noch bis jetzt 5,5 Jahre gearbeitet

Meine Frage ist. Was denkt ihr? Lohnt es sich so spät noch anzufangen mit der Beamtenlaufbahn? Immerhin bekomme ich ja meine 40 Jahre Dienstzeit wohl nicht mehr zusammen für die volle Pension (wobei; wenn ich mir unsere Politik anschaue sind wir irgendwann bei '"arbeiten bis 75 Jahren" :roll: )
Und während des einjährigen Anwärterjahres ist die Bezahlung ja auch nicht gerade berauschend (verheiratet und Kind). Muss man auch erstmal stemmen das Jahr.

Der größte Brocken meiner Meinung nach: die Krankenversicherung
Wie sich das ganze mit der Krankenkasse verhält habe ich auch noch nicht so geblickt. Muss ich zur PKV wechseln oder gibt es die Beihilfe auch in einer GKV?

Ist es eigentlich möglich, das mein nicht in Stufe 1 einsteigt, sondern z.B. in Stufe 2 (wegen Berufserfahrung?)

Vielleicht könnt ihr mir ein wenig weiterhelfen. Danke :D
Torquemada
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Torquemada »

retrogamer hat geschrieben: Der größte Brocken meiner Meinung nach: die Krankenversicherung
Wie sich das ganze mit der Krankenkasse verhält habe ich auch noch nicht so geblickt. Muss ich zur PKV wechseln oder gibt es die Beihilfe auch in einer GKV?
Kurze Antwort:

Zu musst natürlich nicht zur PKV "wechseln". Du kannst dich weiterhin bei deiner bisherigen gesetzlichen Krankenkasse freiwillig versichern. Dies kostet dich dann eine schöne Stange Geld. Und dein Dienstherr freut sich, weil er dann keinerlei Kosten für die normalen Krankheitskosten hat.
Winzige Ausnahmen wäre ein Beihilfeanspruch z.B. bei der professionellen Zahnreinigung, die von der gesetzlichen Kasse gar nicht, allerdings von der Beihilfe gezahlt wird.
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Baumschubser
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Baumschubser »

Wenn du bis zum Ende durchhältst, hast du 35 Dienstjahre. Was wird dein Endamt mal sein, A12, A13? Um das an Rente zu haben, was du dann an Pension bekommst, müsstest du wirklich spitzenmäßig verdienen.

Nur mal als etwas hinkender Vergleich. Ich bin mit 28 Beamter geworden, darf mit 62 in Pension gehen und habe rund 3,5 Jahre Vordienstzeit. Komme also auf etwa 38,5 Dienstjahre. Mein Endamt wird A8 oder A9 sein, was etwa 1900€ brutto mal bedeutet (Lohnsteigerungen auch nur grob geschätzt). Krankenkasse zahle ich derzeit bei 2 Kindern rund 150€, bin jetzt 45.

Das kannste jetzt Pi x Daumen auf deine Besoldungsstufe hochrechnen. Ich denke mal, dass du keinesfalls verhungern wirst.

Bei der Krankenversicherung einfach mal die üblichen Verdächtigen abfragen. Werbung ist sicher unerwünscht, aber man sollte sich auf alle Fälle von Deb..., DEV., Sig... I...a oder HU.... :mrgreen: die Sache mal durchrechnen lassen.
retrogamer
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von retrogamer »

Hallo

Danke erstmal für die Antworten.

Könnte vielleicht jemand noch was zu dieser Frage sagen?:
"Ist es eigentlich möglich, das man nicht in Stufe 1 einsteigt, sondern z.B. in Stufe 2 oder 3 (wegen Berufserfahrung?)"

Ich arbeite dann jetzt bis zur Ernennung insgesamt seit 5 Jahre in der freien Wirtschaft und zwar auch auf dem Beruf was ich studiert habe (Bauingenieur).
Der Wechsel findet von einem Konzern zu der Behörde die den Konzern überwacht statt. (Aufsichts- und Genehmigungsbehörde) (vielleicht weiß jemand um was es geht :wink: )
Wird sowas als einschlägig anerkannt?
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Baumschubser
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Baumschubser »

Soweit mir bekannt, können Vorkenntnisse anerkannt werden in gewissen Maße. Es muss also nicht zwingend in Stufe 1 losgehen.
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Bananen-Willi
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Bananen-Willi »

Man braucht keine 40 Dienstjahre, um volle Pension zu bekommen. Wenn du bist zum Regelpensionsalter dabeibleibst, hast du auch Anspruch auf volle Pension, du hast lediglich nicht die Möglichkeit, dich abschlagsfrei vorzeitig pensionieren zu lassen.
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Baumschubser
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Baumschubser »

Bananen-Willi hat geschrieben:Man braucht keine 40 Dienstjahre, um volle Pension zu bekommen. Wenn du bist zum Regelpensionsalter dabeibleibst, hast du auch Anspruch auf volle Pension, du hast lediglich nicht die Möglichkeit, dich abschlagsfrei vorzeitig pensionieren zu lassen.
Das ist schlichtweg Unsinn. Für die volle Pension braucht man zwingend 40 Dienstjahre.
Monty
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Monty »

Hi,

zu den 40 Jahren für den Pensionsanspruch können im gD bis zu 3 Jahren Studium angerechnet werden.

Dir wird die gesamte Zeit nach dem Studium minus die Zeit des Vorbereitungsdienstes auf die Erfahrungsstufen angerechnet (zumindest beim Bund).

Als Anwärter gibt es besonder PKVen mit denen man für etwa 80-100,-€ pro Monat einsteigt, sie steigt dann nach erfolgreichem Abschluss!

VG
Christian
retrogamer
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von retrogamer »

Hallo zusammen,
wollte mal ne kurze Rückmeldung geben.
Mein Amtsarzttermin hab ich jetzt durch und bin auch voll dienstfähig.

PKV hat sich auch geklärt. Ich war bei einem Honorarmakler und dort ist was ganz anderes rausgekommen als ich gedacht (und selbst recherchiert hatte). Lohnt sich also.

Was ich noch nicht ganz verstanden habe, vielleicht kann noch jemand was dazu sagen, ist die Sache mit der "einschlägigen Berufserfahrung".
Was genau bedeutet "einschlägig"?
Ich hab wenn ich mit der Anwartschaft beginne im Oktober genau 5 Jahre Berufserfahrung nach dem Studium (ohne die Zeit vor dem Studium). Allerdings bei 2 Firmen (bei der ersten war ich 1,5 Jahre, bei der jetzigen den Rest).
Ich will jetzt nicht zu viel schreiben, aber das Bundesamt zu dem ich gehe, ist die Aufsichts- und Genehmigungsbehörde für den Konzern in dem ich momentan arbeite (vielleicht können es sich jetzt einige zusammenreimen). Von daher würde ich sagen, es ist einschlägig.
Ich habe beim Bundesamt schon nachgefragt, mir wurde aber gesagt, das es erst am Ende meiner Anwartschaft entschieden wird.
Wäre z.B. eine Eingruppierung in A10 Stufe 3 mit der Berufserfahrung möglich direkt nach der Anwartschaft? (denn nur dann hätte ich (PKV schon weggerechnet) so viel Netto wie ich zur Zeit habe)

Und was noch wichtig ist. Kann mir jemand mal die Angst nehmen, das ich als A10 anfange und möglicherweise auch als A10 pensioniert werde? Dann hätte ich in der Endstufe 8 nämlich (ohne den Kinderzuschlag (der fällt ja irgendwann wieder weg) und wieder Lohnsteuerklasse 4) immer noch nur so viel Netto wie jetzt mit 32....
Ist das bei Bundesoberbehörden auch so schwer aufzusteigen wie man überall liest?
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Ruheständler
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Ruheständler »

retrogamer hat geschrieben: Und was noch wichtig ist. Kann mir jemand mal die Angst nehmen, das ich als A10 anfange und möglicherweise auch als A10 pensioniert werde? Dann hätte ich in der Endstufe 8 nämlich (ohne den Kinderzuschlag (der fällt ja irgendwann wieder weg) und wieder Lohnsteuerklasse 4) immer noch nur so viel Netto wie jetzt mit 32....
Ist das bei Bundesoberbehörden auch so schwer aufzusteigen wie man überall liest?
ein sollte klar sein die Bezahlung im öffentlichen Dienst ist im Vergleich zum zivilen Sektor nicht gerade üppig aber dafür absolut sicher und dauerhaft egal was kommt .Angst solltest Du aber auf keinen Fall haben das hemmt Dich nur in Deinem Engagement im Dienst.Aufmerksamkeit in Deinem Umfeld am Arbeitsplatz ist angebracht und zur rechten Zeit sich melden,hallo ich bin auch noch da und natürlich die Hoffnung das die entsprechenden Dienstposten mit Besoldung auch verfügbar und besetzbar sind.
Viel Glück und Durchhaltevermögen dafür

Gruß vom Ruheständler
meine Eltern sagten damals immer wieder:Junge mach aus Deinem Leben was anständiges, Ergebnis : Feinmechaniker, Soldat,Arbeiter,Angestellter,Beamter,Pensionär,was soll ich noch vollbringen ? für kreative Vorschläge bin ich offen ... :mrgreen:
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Mr. Pingel »

Ich bin Jahrgang 78 und habe 2007 meinen Vorbereitungsdienst mD angefangen, den ich dann 2009 erfolgreich abschließen konnte. Da war ich dann 31. Jetzt bin ich 37 und arbeite seitdem in einem Bezirksamt in der Tiefbauabteilung!
So gesehen habe ich es nicht bereuht, dass alles noch mal gemacht zu haben! Ich verdiene genug, ich hab Haus und Frau sowie zwei Kinder, mir gehts nicht schlecht und als BaL kann man gut leben.

Allerdings hat das Ganze auch Schattenseiten, die jedoch Leute, die keinen Einblick haben, auch nicht verstehen können.
Ich war z.B. früher viel glücklicher in der freien Wirtschaft, wenn man da sagte, wir machen jetzt mal alles neu, weil es besser, effizienter oder sinnvoller ist, hat man das gemacht und auch direkt Ergebnisse gesehen. Das kann man in den Behörden sozusagen vergessen, das lahmt alles so gewaltig, dass nichts vorwärts geht, über alles wird mit übertrieben gespielter Höflichkeit ewig debattiert und beraten, Entscheidungen dauern ewig und man hängt selber da mit drin. Kurz...es ist ein sehr starres System, das sollte man wissen!
Diese Starrheit schlägt sich auch auf die Entwicklungsmöglichkeiten nieder, die sind nicht gerade rosig, da kann man sich noch so anstrengen im Job. Und wenn man dann noch jemand ist wie ich, der gern mal seine Meinung unverblümt kundtut, dann kommt man nicht weiter, weil dann der Nasenfaktor ganz schnell übelst gering werden kann!
Das ist im mD sehr und auch immer mehr ausgeprägt, aber auch im höheren Dienst hört man davon immer mehr. So kann es durchaus sein, dass man mit A9 anfängt (wo bitte fängt man mit A10 an, es gibt Laufbahnverordnungen) und nach 35 Jahren als A10 pensioniert wird.
Ich habe selbst schon erlebt, dass Leute, die mit A6 im mD anfingen, als A7 pensioniert wurden, dass ist wohl gar nicht so selten!

Diese Angst will ich deswegen Dir, retrogamer, gar nicht nehmen, sondern finde, dass man sich auch ruhig mit nicht so guten Aspekten für diese Berufswahl auseinander setzen sollte!
Aufstiegsstudium 2019...von (ehemals) mD zum gD...wird hart, aber ich freu mich :D !
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Ruheständler
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Ruheständler »

Mr. Pingel hat geschrieben: Ich war z.B. früher viel glücklicher in der freien Wirtschaft, wenn man da sagte, wir machen jetzt mal alles neu, weil es besser, effizienter oder sinnvoller ist, hat man das gemacht und auch direkt Ergebnisse gesehen. Das kann man in den Behörden sozusagen vergessen, das lahmt alles so gewaltig, dass nichts vorwärts geht, über alles wird mit übertrieben gespielter Höflichkeit ewig debattiert und beraten, Entscheidungen dauern ewig und man hängt selber da mit drin. Kurz...es ist ein sehr starres System, das sollte man wissen!
... absolut richtig wiedergegeben,Reformer vom eingefahrenen Sumpf zu werden ist unmöglich,entweder man kann mit den jeweiligen Strukturen leben und somit sich immer schön brav mit dem Abläufen im Dienst arrangieren,gegen den Strom zu schwimmen endet meistens im Desaster oder auf der Bank des Psychiaters,aber das ist nur meine eigene Erfahrung und Meinung :mrgreen: zufällig gleiche Abläufe im öffentlichen Dienst wären rein zufällig... :lol:
Gruß vom Ruheständler
meine Eltern sagten damals immer wieder:Junge mach aus Deinem Leben was anständiges, Ergebnis : Feinmechaniker, Soldat,Arbeiter,Angestellter,Beamter,Pensionär,was soll ich noch vollbringen ? für kreative Vorschläge bin ich offen ... :mrgreen:
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Hauseltr
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Hauseltr »

Bananen-Willi hat geschrieben:Man braucht keine 40 Dienstjahre, um volle Pension zu bekommen. Wenn du bist zum Regelpensionsalter dabeibleibst, hast du auch Anspruch auf volle Pension, du hast lediglich nicht die Möglichkeit, dich abschlagsfrei vorzeitig pensionieren zu lassen.
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Torquemada
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Torquemada »

Hauseltr hat geschrieben:
Bananen-Willi hat geschrieben:Man braucht keine 40 Dienstjahre, um volle Pension zu bekommen. Wenn du bist zum Regelpensionsalter dabeibleibst, hast du auch Anspruch auf volle Pension, du hast lediglich nicht die Möglichkeit, dich abschlagsfrei vorzeitig pensionieren zu lassen.
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Den Blödsinn von der Banane hatten wir doch oben schon geklärt.
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Bananen-Willi
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Re: Mit 32 noch Beamter werden?

Beitrag von Bananen-Willi »

Torquemada hat geschrieben: Den Blödsinn von der Banane hatten wir doch oben schon geklärt.
Richtig, worüber ich auch sehr froh war, denn ich hab das selbst zu dem Zeitpunkt geglaubt. Die Motivation von Leuten wie Hauseltr zu solchem "Nachtreten", insbesondere zu geklärten Dingen, wird sich mir nie erschließen.
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