Einige Fragen zum Zoll (2. Studium)

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LexSpecialis
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Einige Fragen zum Zoll (2. Studium)

Beitrag von LexSpecialis »

Guten Tag liebes Forum,
aktuell bin ich hin und her gerissen, ob ich mich beim Zoll für den gehobenen Dienst zum Einstellungsjahr 2020 bewerben soll oder nicht. Ich bin 23 Jahre jung und studiere aktuell Wirtschaftsrecht (L.L.B) im 5. Semester mit dem Schwerpunkt Steuern, Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung. Meinen Bachelor of Laws werde ich zum WiSe 2019/2020 mit der Abschlussnote „gut“ bestehen (zwischen 2,1 und 2,4). Ich habe bis vor kurzem mein Praxissemester bei einer der Big 4 absolviert (im Wirtschaftsprüfer/ Audit Bereich) und habe auch die Möglichkeit nach dem Abschluss dort direkt einzusteigen mit einem voraussichtlichen Einstiegsgehalt von 40-42 T€ Brutto/ Jahr (Wirtschaftsprüferassistent). Zwar hat mir die Arbeit teilweise Spaß gemacht, jedoch waren die Arbeitszeiten und die psychische Belastung extrem hoch. Auch hat mich sehr gestört, dass ich teilweise auswärts übernachten musste und das ganze hin und her reisen. Zudem habe ich keine Ambitionen für das Wirtschaftsprüferexamen, sondern könnte mir nur VORSTELLEN einen StB zu machen.

Was ich mir vom Zoll erhoffe:
- die bessere Work-Life-Balance (Geld ist nicht alles)
- Netto kommt man ja am Anfang fast auf das selbe raus und um die Pension zu erhalten muss man als AN um die 4.500€ Brutto 40J lang verdienen (bei weitaus weniger als 50-60 Std/ Woche)
- die attraktive Pension
- sicherer Beruf
- weniger Stress (bin absolut kein „lowperformer“ oder empfindlich, eher das Gegenteil)
- Mitglied einer richtigen Gemeinschaft zu werden und nicht eines „Ellbogen-Kollegiums“

Was gegen meine Entscheidung spricht:
- gehobener Dienst als „Sackgasse“
- erneutes Studium (auch wenn ich einen Großteil der Module bereits hatte und das in einer „vertieften“ Version)
- Anfang mit 25 Jahren, also 2020

Ich hoffe sehr, dass Ihr mir eine Empfehlung aussprechen könnt bzw. Eure Erfahrungen mit mir teilen könnt (würdet Ihr erneut diesen Schritt gehen?) und mir folgende Fragen beantwortet könnt:
1. Kann man sich irgendwelche Studienleistungen anrechnen bzw. das Studium verkürzen?
2. Würden diese 3 Jahre Dualstudium zur Dienstdauer dazuzählen (wegen dem vollen Pensionsanspruch)?
3. Hat man mit einem bereits abgeschlossenen Studium irgendwelche Vorteile wie z.B. ein höheres Einstiegsamt oder bessere Beförderungschancen?
4. Wie sind die realistischen Chancen um eine Beförderung bis in den höheren Dienst zu erhalten?
5. Wird man zu 100% verbeamtet, wenn man sich Nichts zuschulden kommen lässt und seine Prüfungen besteht?
6. Kann man seine „Vertiefung“ bzw. das Aufgabengebiet selber aussuchen oder wird es einem je nach Personalbedarf zugeteilt wie z.B. Schwarzarbeitbekämpfung.
7. Bei der Bewerbung ist man verpflichtet Verbindlichkeiten anzugeben. Gehört auch dazu das Bafög? Da ich ja mein Studium noch nicht beendet habe und noch nicht bekannt ist wie hoch meine „Schulden“ sein werden bzw ob nicht ein Teil erlassen wird (z.b. durch gute Leistungen oder die sofortige Rückzahlung).

Ich danke Euch vielmals im Voraus und hoffe, dass Ihr mir meine Fragen ehrlich und erfahrungsgemäß beantworten könnt. Ich habe bereits einige Fragen einem Zuständigen beim Zoll gestellt, jedoch habe ich nur „theoretische Ansätze“ als Antwort erhalten wie z.B. dass jeder in den höheren Dienst befördert werden kann, da es auf den Einzelfall und die Leistung ankommt (lese in 99% der Foren genau das Gegenteil).

PS: Ich wollte bereits meine Fragen bei „copzone“ stellen, jedoch ist mir aufgefallen, dass hier die Leute viel offener und ehrlicher sind und man nicht direkt „angeschnauzt“ oder diskreditiert wird, wie es bei dem anderen Board der Fall ist (sehr fraglich warum).

Liebe Grüße,
LexSpecialis
LexSpecialis
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Re: Einige Fragen zum Zoll (2. Studium)

Beitrag von LexSpecialis »

Slupy hat geschrieben: 24. Jan 2019, 15:58 Hey LexSpecialis,

ich versuche es kurz und knapp:
In Bezug zu deinen Fragen:

1) Nein - diese Zeit wird dir vermutlich nicht angerechnet (soweit ich informiert bin, gilt das lediglich für Bereich z.B. Bundeswehr, Bundesfreiwilligendienst, Finanzamt etc.) also verbundene Vertrautheit mit den Aufgaben/bzw. Dienst.
-> Was ich dir allerdings empfehlen kann, dich ausgiebig darüber zu informieren, ob dein Studium nicht für den Höheren Dienst geeignet ist (da kenne ich mich nicht genau aus - würde sich aber lohnen das in Erfahrung zu bringen).

2) Pensionsansprüche errechnen sich anhand deines letzten Gehaltes.... falls, dann zählen nur die Jahre in Erfahrungsstufen (musst du wie bei Punkt 1 genannt abklären, ob dein Duales Studium als Dienstzeit anerkannt wird - ich vermute allerdings nicht).

3) Nein, dein Einstiegsamt wird im gehobenen Dienst bei A9 sein und wird nicht hochgestuft - Bessere Beförderungsstufen hast du ebenfalls nicht (rein nach dem Prinzip: Wer gute Arbeit tätigt -> Wird gut bewertet -> Wird befördert) <- So sollte es zumindest sein (oft wird aber die Dienstdauer als Kriterium für Beförderungen genutzt).

5) Wenn du den Weg gehst ein neues Studium beim Zoll für den gD zu beginnen, dann spielt deine Arbeitsleitung sowie ein bisschen Glück eine große Rolle.

6) Bei einem neuen Studium beim Zoll wirst du eine Probezeit absolvieren müssen (3 Jahre) in dieser Zeit musst du flexibel sein bzgl. Standort sowie Tätigkeit. (Es sind Wünsche möglich am Ende des Studiums möglich, können allerdings oftmals nicht erfüllt werden -> Dies wird anhand von Sozialpunkten fest gemacht -> z.B. Bist du verheiratet und hast ein Kind , sind die Chancen hoch, dass du auf deine Wunschstelle kommst)

7) Das wird dir wahrscheinlich keiner so genau hier beantworten können. Aber ich gehe davon aus, dass diese Verbindlichkeiten den Zoll nicht zwingend interessieren. Ich glaube eher, dass die Frage nach den Verbindlichkeiten dazu dienst - Probleme aufzudecken (z.B. Schulden aufgrund Spielsucht, etc... -> aber nur eine Vermutung von mir)


Ich weiß, dass manche Antworten bzgl Beförderung nicht dem entsprechen, was du gerne hören möchtest, aber das ist beim Zoll leider wirklich alles Einzelfall und Leistungsbedingt abhängig.

Ich hätte abschließend noch einen Tipp sowie eine Anmerkung die für dich vielleicht von Bedeutung sind:

Tipp:
-> Der Zoll stellt derzeit Quereinsteiger ein. D.h. du kannst aus anderen Berufen als Quereinstieg beim Zoll beginnen und wirst über einen Zeitraum sozusagen (Probezeit) verbeamtet. -> Da musst dich bei deinem zuständigen Hauptzollamt informieren über Stellen und Möglichkeiten die für dich in Betracht kommen.

Anmerkung:
-> Bedenke, dass du beim Zoll eine 50% Beihilfe hast (Falls ledig ohne Kind). D.h. du wirst die bei einer Verbeamtung beim Zoll privat versichern.
Du wirst Krankenversicherungsbeiträge entrichten die du für deine Berechnung vielleicht mit kalkulieren solltest.
Bei mir belaufen die Beiträge mittlerweile auf ca. 230€ pro Monat (ich bin Männlich 23 Jahre seit ca. 4 Jahren privat versichert) - die man von dem Nettogehalt abziehen muss.
(Die Beträge schwanken von Krankenkasse und deren Leistungen)


Ans Herz legen kann ich dir auf jeden Fall:
- Abzuklären ob ein Quereinstieg möglich ist (dann sparst dir ein erneutes Studium und verdienst ähnlich A9)
- Abzuklären ob dein Studium den Anforderungen entspricht evtl. in den Höheren Dienst zu gehen (vermute aber nicht - dies gilt meist nur für ähnlich Jura).
- Beim Zoll ist nicht alles Gold was glänzt (es gibt genauso dieses „Ellbogen-Kollegiums“ - aber wo nicht?! :lol: )


So... ich hoffe ich konnte dir mit meinen Antworten etwas helfen.

Viele Grüße,

Slupy
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Hast mir echt weitergeholfen!!! Werde deinem Ratschlag folgen und mich über einen Direkteinstieg informieren! Auch wenn es „nur“ der gD dienst sein sollte, dann mache ich eben meinen Master in Wirtschaftswissenschaften oder L.L.M nebenbei.
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