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Selbstegedichtetes von Beamten

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Zollwolf1960
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Der Sinn des Lebens

Was ist der Sinn des Lebens?
Sofern es denn einen gibt.
Es fragten sich viele vergebens,
ist der etwa nur, dass man liebt?

So Vieles für uns unbegreiflich ist,
warum so Manches geschieht,
was so alles ihr Menschen wisst,
ist meist nur, was man so sieht.

Zu vieles ihr geht vom Verstand her an,
lasst das besser mal sein,
lasst viel öfter das Herz mal ran,
da sagt ihr viel zu oft: "Nein!"

Damit ihr nicht nach dem Sinn fragen müsst,
dröhnt ihr euch mit Lärm und Stress zu,
dass das niemals gesund für euch ist,
da stimmt ihr mir sicherlich zu.

Kann der Sinn des Lebens nur sein,
dass ihr seid an Dingen gar reich?
Dies kann doch nicht alles gewesen sein,
denk‘ ich, wenn ich mal vergleich‘.

Die Spanne zwischen Geburt und Tod,
die wird das Leben genannt,
der Eine leidet sein Lebtag Not,
der And’re, der hat viel Land.

Wohin wir auch schauen, Ungleichheit nur,
warum dies alles so ist?
Damit fließen soll, wie in der Natur,
das, was wirklich die Liebe ist.

Haben wir denn das Teilen verlernt?
Behält Jeder nur alles für sich?
Ich habe mal diese Worte entkernt
und frag‘ mich, betrifft das auch mich?

Ändern kann ich nur mich allein,
obwohl ich’s bei andern gern tät‘,
wär’n sie wie ich, das wäre fein,
die Welt, wie ich sie gern hätt‘.

Der Sinn des Lebens, der ist nicht schwer,
nimm alles in Liebe an,
wie hart das ist und oft gar sehr,
es jeder ermessen alleine nur kann.
Der öffentliche Dienst und der gesunde Menschenverstand schließen einander aus.

Man sollte sich die Gelassenheit eines Stuhles zulegen können, der muss auch mit jedem A.... klarkommen.
Zollwolf1960
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Die Würde des Tieres

Haben Tiere eine Lobby?
Müssen Tierversuche sein?
Ist Tiere quälen unser Hobby?
Das seh' ich einfach nicht mehr ein.

Oft werden grausam sie verstümmelt,
vergast, vergiftet, vollgepumpt
das tut, den sie mal angehimmelt.
sein Verstand ist wohl zerlumpt.

Es geht ums große Geld wie immer,
denkt nicht nach, verdrängt den Schmerz,
hat jemand einen blassen Schimmer,
warum man trägt 'nen Pelz aus Nerz?

Im engen Käfig warten sie,
noch nicht mal Platz für ihre Tränen,
denn jemals frei kommen sie nie,
musst' ich das auch noch erwähnen?

Wo ist denn das Gewissen hin?
Wie kann ein Mensch gar nur so sein?
Ich seh' da wirklich keinen Sinn,
den Tier'n bereiten solche Pein.

Ein jedes Tier fühlt doch die Schmerzen,
wenn Menschen fügen die ihm zu,
in Muttertier'n zerbrechen Herzen,
wie kann ich schlafen da in Ruh'?

Ich bin es satt und will was ändern,
schreibe Briefe, protestier'
wie in vielen and'ren Ländern,
den Menschen reicht es, nicht nur mir.
Der öffentliche Dienst und der gesunde Menschenverstand schließen einander aus.

Man sollte sich die Gelassenheit eines Stuhles zulegen können, der muss auch mit jedem A.... klarkommen.
Zollwolf1960
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Du tust mir so gut

Ein Tag wie jeder andere?
Nein, denn jeder Tag ist anders.
Was geschieht, ist wie es ist
und es ist geschehen.

Wir sind uns begegnet,
ohne was zu ahnen.
Wir haben uns angesehen,
ohne es zu wissen.

Es sind schöne Stunden gewesen,
wir haben uns intensiv unterhalten.
Die Zeit des Abschieds ist gekommen,
wir sind auseinander gegangen.

Erst nach Tagen ist es uns bewusst geworden,
es fehlt einfach etwas.
Du bist noch unerreichbar weit weg
und bis zum erneuten Treffen dauert es noch so lange.

Dich habe ich gefunden,
ohne zu suchen,
dich habe ich bekommen,
ohne zu verlangen.

Du bist zu mir gekommen,
ohne Wollen.
Dich liebe ich,
ohne Bedingung.
Der öffentliche Dienst und der gesunde Menschenverstand schließen einander aus.

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Zollwolf1960
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Wintermorgen am großen Fluss

Von weitem sehe ich die Silhouette der Brücke,
vor den Lichtern der Stadt,
wie filigran sie doch wirkt,
ist sie für die Ewigkeit gebaut?

Ich erreiche sie und sehe ihre Stabilität,
seit Jahren trägt sie den Verkehr über den Fluss,
dem Fluss ist es einerlei,
er fließt, wie schon immer.

Dampf steigt von der Fabrik auf,
er wird durch den Schornstein kanalisiert,
hell beleuchtete Szenerie der Arbeit,
die Nachtschicht wird von der Frühschicht erlöst.

Die Schiffe gleiten über das Wasser,
unsichtbare Frachten haben sie im Bauch,
die Dieselmotoren hämmern ihr Lied in den Morgen,
was sagen die Fische dazu?

Habe ich noch Zeit, die Lichter zu sehen?
Der Wind spielt mit dem Dampf der Arbeit.
Ist alles wie Dampf, entstehen und vergehen?
In jedem Moment ist der Fluss anders.
Der öffentliche Dienst und der gesunde Menschenverstand schließen einander aus.

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Zollwolf1960
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Montagmorgen

Der Wecker klingelt,
schlaftrunken öffne ich die Augen,
schon wieder aufstehen,
ich gähne und recke mich.

Warum tu ich mir das an?
Was ist es, das mich antreibt?
Es sind die alten Muster,
seit Jahrhunderten bewährt und verachtet.

Ist Arbeit nötig?
Sinnvolle Arbeit tut not.
Ich habe meinen Beruf,
meine Berufung ist etwas anderes.

Ich fahre mit dem Auto zur Arbeit,
volle Straßen und genervte Menschen,
morgens zum Job hetzen,
abends nach Hause hetzen.

Wozu tun wir uns das an?
Was sind wirklich wichtige Berufe?
Es sind die, die uns zum Überleben verhelfen.
Wozu ist eine Papierverwaltung erforderlich?

Die Fragen sind wohl zu hoch für mich,
ich bleibe in meinem Hamsterrad,
da komme ich wenigstens vorwärts.
Oder bilde ich mir das ein?
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Mikesch
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Beitrag von Mikesch »

Zollwolf1960 hat geschrieben:Damit ihr auch wisst, mit wem ihr es zu tun habt:
Gerade habe ich die Muße besessen und mir Deine Ergüsse verinnerlicht.
Klasse, könnte ich so schreiben und hätte diese Fantasie.
Ich habe mal gegoogelt :wink:
Ich sach ja, es ist immer wieder erstaunlich, welche Größen sich unter uns befinden!

Viele Grüssse,
Mikesch
Zollwolf1960
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Hallo,

danke Mikesch. Ich hab mal für Nachschub gesorgt:

Der unsterbliche Wassertropfen

Es war einmal ein Wassertropfen, den die große Langeweile plagte. Das war nicht immer so gewesen, denn er hatte die ganze Welt gesehen und konnte sehr viel erzählen. Er war einer der Tropfen, die kurz nach der Geburt der Erde entstanden waren. Fast die komplette Erdgeschichte hatte er erlebt, von der Entstehung der ersten Einzeller über die Dinosaurier bis zu den heutigen Menschen. Unzählige Male hatte er sich von der Sonne verdunsten lassen und war als Regentropfen wieder zur Erde zurück gekommen. Oft war er auch von Lebewesen getrunken worden und hatte zu deren Überleben beigetragen. Besonders gern erzählte er den jüngeren Tropfen von seinen Erlebnissen. Alle großen Flüsse hatte er mit vielen anderen Tropfen gebildet und war von den Quellen bis zur Mündung ins Meer geflossen.

Wenn er verschmutzt war, brauchte er, um wieder sauber zu werden, nur zu verdunsten und sich wieder herab regnen zu lassen. Sein Leben war einfach. Bis zu dem Moment, als es ihm zu einfach erschien. Er hatte es langsam satt, immer nur zu fließen und von der Sonne verdunstet zu werden. Es musste doch noch etwas anderes geben. Nur was? Ein anderer Tropfen berichtete ihm von etwas Besonderem, was es bei den Menschen geben sollte. Sie nähmen aus einem Fluss sehr viele Tropfen und die hätten bei der Rückkehr kein Gedächtnis mehr. Das wollte er aber nicht und fragte sich weiterhin, was es noch gäbe. Noch einer erzählte ihm von einem riesengroßen Ding, das andere Welten besuchen würde und auch Wasser brauchte. Dann könnte er doch noch viel mehr sehen. Das wollte er auch nicht, bedankte sich und floss weg.

Jeden Tag wurde seine Langeweile größer, sie quälte ihn schon richtig. Da durchzuckte es ihn: „Warum willst du etwas anderes sein, als du bist? Wassertropfen sind und bleiben eben Wassertropfen. Was gefällt dir daran nicht?“ „Ich bin es Leid, immer und ewig nur zu verdunsten und wieder herab zu regnen. Das ist furchtbar langweilig. Es muss doch was anderes geben!“ „Wenn du ein Tropfen bleibst, gibt es nichts anderes für dich. Du musst dich von allem trennen, dich völlig aufgeben, erst dann kannst du etwas an dir ändern. In was sollte ich dich verwandeln, wenn du so weit wärst?“ „Alles aufgeben, alles zurück lassen? Ist das nicht sehr schwer?“ „Wenn du so denkst, dann lassen wir alles am besten fallen. Bleibe einfach ein Tropfen und langweile dich unendlich, denn sterben kannst du ja nicht.“ „Na gut. Kann ich in einen Menschen verwandelt werden?“ „Dann müsstest du aber sterben, nach dem du in Schmerz und Mühsal dein Leben verbracht hast.“ „Was? Sterben? Wie geht das? Das kenne ich doch nicht.“ „Weißt du, dass Menschen eine unsterbliche Seele haben?“ „Dann möchte ich eine Seele werden.“ „Als Seele ist alles noch viel schwieriger. Du musst mit ansehen, wie das Ego des Menschen, in dessen Körper du dich befindest, ihn dauernd quält und niemals mit ihm zufrieden ist. Selbst wenn du ihn mit deiner zarten Stimme zu erreichen versuchst, so wehrt dich sein Ego ab und verdrängt dich. Willst du das wirklich?“ „Wenn ich dafür nicht sterben muss, dann schon.“ „Bevor du Seele wirst, musst du aber Alles aufgeben, sonst kannst du nicht verwandelt werden.“ „Muss das denn sein?“ „Du wirst nicht darum herum kommen.“ „Bevor ich der unendlichen Langeweile ausgesetzt bin, mache ich es. Können wir jetzt sofort die Verwandlung durchführen?“ „Natürlich. Aber ich habe dich gewarnt. Beklage dich nicht und ertrage dein Los. Es wird sehr schwer werden.“ „Egal, ich will es!“

Die Seele geriet in den Körper eines gesunden männlichen, noch nicht geborenen Kindes. Sie erlebte die Qualen der Geburt und die völlige Unmöglichkeit, auf irgendeine Weise, außer durch Schreien, mit der Umwelt in Kontakt zu treten. Nach dem der Junge sprechen gelernt hatte, meinte sie, jetzt ginge es aufwärts und sie könnte sich endlich mit Allen verständigen. Leider nahm niemand einen Dreijährigen für voll. Er hatte so viel zu erzählen, aber alle Menschen in seiner Umgebung hielten seine Worte für kindlichen Unsinn und geboten ihm öfters zu schweigen. Als er Schreiben und Lesen gelernt hatte, brachte er seine Gedanken zu Papier, aber niemand wollte sie lesen. Die Erzieher unterdrückten frühzeitig seine Fantasie und lehrten ihn, nur mit einer Gehirnhälfte zu denken und zwar der linken. Darin war nur die kalte Logik und das Einteilen in Gut und Schlecht enthalten, mit anderen Worten, er be- und verurteilte seine Welt. Außerdem lernte er nebenbei, berechnend zu sein und nur dann ein guter Mensch zu sein, wenn es ihm nützte. Sozusagen beschnitten sie ihn geistig, wie es mit fast allen Menschen auf der Welt geschah. Als er verheiratet und Vater geworden war, machte er mit seinen Kindern das Gleiche, was ihm widerfahren war. Er unterdrückte ihre Kreativität und ließ sie zu gut funktionierenden Mitgliedern der Gesellschaft ausbilden.

Die Seele hatte so oft versucht, ihn von Dummheiten abzuhalten, aber wie ihr prophezeit worden war, gelang ihr das fast nie. Nur mit einer zarten Stimme allein kann keiner viel ausrichten aber mehr stand ihr nicht zur Verfügung. Ihr Mensch hörte immer auf sein Ego, das sich schlimmer als jeder Sklaventreiber aufführte und ihn oft in die fürchterlichsten Situationen geraten ließ. Es war grausam, nichts dagegen unternehmen zu können und hilflos alles mit ansehen zu müssen.

Kurz bevor der Mensch starb, stellte sie fest, dass sie nicht ein Beobachter gewesen war, sondern ein Teil von ihm. Alle von ihm gemachten Erfahrungen waren ihre eigenen geworden, ohne das sie es bemerkt hatte. Nach seinem Tod gelangte sie in einen unendlich großen Raum, in dem sich viele andere Seelen befanden. Jede hatte andere Erfahrungen gemacht, die sie jetzt untereinander austauschten. Sie kam sich vor wie in einem großen Ozean. Eine Unterhaltung versetzte ihr fast einen Schock: „Man kommt sich vor wie ein Wassertropfen. Das Leben ist ein ewiger Kreislauf. Wie eine Quelle wird der Mensch geboren, fließt dem Meer entgegen und der Tod ist die Mündung.“ „Und dann landest du wieder hier bis zur nächsten Geburt. Wenn doch die Menschen wüssten wie sie das ändern könnten. Sie brauchen nur Alles zu lieben oder in Liebe anzunehmen und schon wären sie vom Kreislauf erlöst.“ „Frage doch mal die Egos, was die davon halten.“ Verstört begab sie sich woanders hin und hatte eingesehen, dass es sehr schwer war, vom Werden und Vergehen erlöst zu werden.
Der öffentliche Dienst und der gesunde Menschenverstand schließen einander aus.

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Zollwolf1960
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Das Vermächtnis des Königs

Es war einmal ein sehr weiser König, der sein Volk ausgezeichnet regierte. Er war bei allen Untertanen sehr beliebt, denn er hatte immer für alle ihre Sorgen ein offenes Ohr, half jedem in unverschuldeten Notlagen und förderte den Zusammenhalt unter ihnen. Vor allem sorgte er sehr für die Bildung in seinem Staat, denn er wollte, dass seine Bürger die Berufe ausübten, die ihnen lagen. Dadurch erreichte er, dass die Zufriedenheit im Land hoch blieb und sich sozusagen kaum einer bei seiner Arbeit überflüssig vorkam. Außerdem bestand der König darauf, dass die Menschen in seinem Reich höflich und freundlich miteinander umgingen. Als erster Mann im Staat ging er wirklich mit gutem Beispiel voran. Jeden Morgen begrüßte er seine Diener per Handschlag und erkundigte sich ernsthaft nach ihrem Befinden. Nachdem er die Morgentoilette erledigt und gefrühstückt hatte, ging er immer in die Küche und bedankte sich beim Personal für das Essen, selbst wenn es nicht so gewesen war, wie er es sich vorgestellt hatte, was aber kaum vorkam. Schließlich konnte sein Koch ja nicht Gedanken lesen und er hätte es eben anders bestellen müssen.

Das Land dieses weisen Königs war weit und breit das schönste. Es hatte einen Zugang zum Meer, besaß hohe Berge, viele kristallklare Bäche und Seen, fruchtbares Ackerland und ausgedehnte Wälder mit vielen Wildtieren darin. Viele Menschen wurden durch diese Schönheit angezogen und baten um Aufnahme. Die bekamen sie unter zwei Bedingungen: Sie mussten sich verpflichten, ihre Bildung ihrem Können gemäß zu erweitern und in Notfällen immer ihren Mitmenschen zu Seite zu stehen. Damit dieses schöne Land auch so blieb, ließ der König Naturschutzgebiete einrichten, in denen nichts gebaut und keine Landwirtschaft oder sonstiges Gewerbe betrieben werden durfte.

Trotzdem kam es manchmal zum Streit unter den Bürgern. So schnell wie nur möglich ließ der König die Streitenden zu sich rufen und versuchte zu schlichten. Fast immer fand er eine für beide Seiten annehmbare Lösung. Falls jemand aber absolut nicht aufhören wollte zu streiten, wurde er gefangen genommen und für eine Nacht ins Gefängnis gesperrt. Dort konnte er nachdenken und die Sache überschlafen. Bisher war es nur wenige Male nicht gelungen, einen Bürger freiwillig zum Einlenken zu bewegen. In dem Fall konnte er sich aussuchen entweder das Land zu verlassen oder in einen einsamen Winkel umzuziehen.

Es gab auch eine Königin, die liebevoll die Landesmutter genannt wurde. Sie war eine treue Ehefrau und liebte den König sehr. Drei Kinder hatte sie ihm geboren, die alle wohlerzogen waren, eine gute Bildung besaßen und wie ihr Vater ihr Heimatland liebten. Die Älteste wollte einen Prinzen aus dem Nachbarland heiraten und verzichtete auf den Thron des Vaters. Somit wäre jetzt der Mittlere der Thronfolger, aber ein heimtückischer Reitunfall lähmte seine Beine. Leider war er so nicht in der Lage, das schwere und anstrengende Amt des Königs auszuüben. Sein jüngerer Bruder sollte nach dem Tod oder der Abdankung der Eltern die Amtsgeschäfte übernehmen.

Lange Jahre regierte der König sein Land und ermöglichte seinen Untertanen großen Wohlstand und Zufriedenheit. Er pflegte auch sehr die guten Beziehungen zu seinen Nachbarländern und war überall hoch geachtet. Außerdem hatte er sein Heer, das er von seinem Vater übernommen hatte, so stark verkleinert, dass es kaum noch diese Bezeichnung verdiente. Einige wenige Soldaten bewachten den Hafen und die Landesgrenzen. Viele seiner Nachbarn behandelten, angetan durch sein gutes Beispiel, ähnlich vernünftig ihre Bürger. Die gegenseitigen Handelsbeziehungen brachten allen Ländern schöne Gewinne ein und kein Herrscher wäre auf die Idee gekommen, auf seinen Nachbarn neidisch zu sein.

Als den König wegen seines Alters die Kräfte langsam verließen, machte er Platz für seinen Nachfolger auf dem Thron. Sein jüngster Sohn war jetzt der neue König geworden und wollte das Volk auch so gut regieren wie sein Vater. Der konnte ihn noch einige Zeit beraten und so manch guten Ratschlag oder Kniff mit auf den Weg geben. Danach zog er sich endgültig zurück und genoss den wohlverdienten Ruhestand. Sein Sohn machte die Sache ausgezeichnet und bald liebte auch ihn das Volk. Einige Zeit darauf heiratete er eine Königstochter aus einem weit entfernten Land und hatte nach einigen Jahren vier Söhne. Die letzten waren Zwillinge und sahen sich unglaublich ähnlich. Diese Ähnlichkeit nutzten sie weidlich aus und neckten oft ihre Mitmenschen.

Der alte König hatte von allen in seinem Land geltenden Gesetze und Verordnungen Abschriften machen lassen und sie sicher in einem abgelegenen Teil seines Palastes aufbewahrt. Zusätzlich hatte er im Laufe der Jahre immer etwas von den Steuergeldern abgezweigt und heimlich in allen möglichen Nachbarländern Gold und Edelsteine gekauft. Das hatte er nicht für sich oder seine Familie getan, sondern nur für das Volk. Wenn das Land einmal in Not geriet, konnte ihm damit geholfen werden. Er musste nur noch dafür sorgen, dass diese eiserne Reserve, die er aufgeteilt und an verschiedenen Orten im In- und Ausland versteckt hatte, weder zu früh noch zu spät gefunden wurde. Da schoss ihm eine gute Idee durch den Kopf. Er ließ ein Bauwerk auf einem Gelände mitten in einem Naturschutzgebiet errichten. Der Grundriss sah aus wie die damals bekannte Welt und an genau den Stellen, die den Verstecken des Goldes entsprachen, ließ er jeweils einen Schlüssel in den Boden versenken. Das Dach wurde von Säulen getragen, die nicht immer genau in Reih‘ und Glied standen. Architektonisch war dieses Bauwerk sehr interessant, denn es war schwierig gewesen, das Dach so auszurichten, dass es ohne zusammenzubrechen auf den Säulen ruhen konnte. Offiziell wurde das Gebäude als Halle des Weltfriedens eingeweiht und einmal im Jahr dort ein Fest für das ganze Volk ausgerichtet. Natürlich wurden dazu auch ausländische Regierungsvertreter eingeladen. Der Bauplan wurde im Schloss aufbewahrt. Davon ließ der König eine Kopie erstellen und darin die Position der Schlüssel von einem alten, schwer kranken Zeichner vermerken, der auch bald darauf starb. Die Kopie versteckte der König eigenhändig im Keller des Palastes. Dazu brach er einen Stein aus einer Wand, steckte den Plan in dieses Loch und sorgte dafür, dass alles wieder so aussah, als wäre nie etwas geschehen. Danach hinterlegte er einen Hinweis auf diese Stelle bei den Abschriften der Gesetze. Er steckte ihn in das Gesetz über den rechten Umgang mit Menschen und zwar in den Abschnitt Verhalten in schweren Notzeiten.

Viele Jahre später, es gab mittlerweile keine Könige mehr, ging es mit der Welt langsam aber sicher bergab. Macht- und geldgierige Politiker hatten ihren Völkern das Paradies versprochen und es nur für sich selbst geschaffen. Einige Politiker jedoch ließen sich nicht kaufen und versuchten zumindest, das Volk vernünftig zu regieren. Auch im ehemaligen Königreich waren die Menschen bei weitem nicht so unzufrieden wie fast überall sonst. Vielleicht wirkte ja noch der gute Geist des alten Königs nach oder die alten Zeiten. Jedenfalls musste der Regierungssitz, der frühere Königspalast eines Tages renoviert werden, denn er war fast schon baufällig geworden. Während der Renovierungs- und Umbauarbeiten stieß ein Bauarbeiter auf die uralten Schriften aus der Zeit der Monarchie. Ein sofort herbei gerufener Archäologe besah sich die Werke und ließ sie gleich in das nächste Museum bringen. Dort wurden sie gründlichst gesichtet und begutachtet. Einige Monate später wurden sie anlässlich eines Feiertages im Museum ausgestellt. Es konnte sich aber niemand einen Reim auf die im Gesetz über den rechten Umgang mit Menschen zugefügte Seite machen. Ein Sprachwissenschaftler kam auf die richtige Idee und wies den Archäologen den Weg zum Plan in der Kellermauer. Sie wurde mit Ultraschall auf Hohlräume untersucht und danach der Stein, hinter dem sich die Kopie des Plans befand, entfernt. Die Kopie war erstaunlich gut erhalten und alle Angaben waren mühelos lesbar. Anschließend wurden die Schlüssel geborgen und erst einmal im Inland die Schätze gehoben. Natürlich verursachten diese Aktionen einen unwahrscheinlichen Presserummel. Die Zeitungen überschlugen sich förmlich in ihren Schlagzeilen.

Was sollte aber mit den Schätzen im Ausland geschehen? Nach langen Gesprächen mit allen Politikern entschied sich die Mehrheit, dass die sich im Ausland befindlichen Werte dem jeweiligen Volk zuständen. Nur eine Bedingung war daran geknüpft: Einzig und allein das Volk ist der Eigentümer. Der Schatz darf nur zum Wohle des Volkes verwendet werden. Jede ausländische Regierung stimmte zu und seltsamer Weise war nur in Ländern fast ohne käufliche Politiker ein Schatz aufzufinden. Somit hatte der König noch lange nach seinem Tod für alle Menschen gesorgt und dazu beigetragen, die Welt lebenswert sein zu lassen.
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Zollwolf1960
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Die Geschichte der Elisabeth Müller

Vor kurzem hatten Heinz und Erika Müller geheiratet. Sie wohnten in einem Haus in der Nähe von Kassel zur Miete. Erika war Verkäuferin in einem aufstrebenden Kaufhaus und Heinz hatte vor einigen Monaten die Meisterprüfung im Elektrohandwerk bestanden. Er arbeitete in einem großen Automobilwerk als stellvertretender Elektromeister, denn er war schon in jungen Jahren durch seine guten Leistungen aufgefallen und entsprechend gefördert worden. Die Müllers sparten jeden Pfennig, denn sie wollten eines Tages ein eigenes Haus haben.

Nach einiger Zeit bemerkte Erika, dass sie schwanger war. Zuerst dachte sie daran, ob sie sich ein Kind überhaupt leisten konnten, denn sie meinte, durch ein Kind wäre der Traum vom Eigenheim ausgeträumt. Sie traute sich kaum, es Heinz zu berichten. Einige Tage danach fasste sie sich ein Herz und teilte ihm die Neuigkeit mit. Er musste sich erst setzen, um die Nachricht zu verarbeiten. Mit einem Satz sprang er auf, hüpfte von einem Bein auf das andere und freute sich wie ein kleines Kind, dem man einen Luftballon schenkt. Verwundert sagte sie: „Ich dachte nicht, dass du dich so freuen würdest. Denkst du nicht mehr daran, dass wir unser eigenes Haus haben wollten? Wie sollen wir es denn bezahlen können, wenn ich nicht mehr arbeiten kann?“ Doch Heinz entgegnete ihr unbekümmert: „Was ist schon ein eigenes Haus gegenüber einem Kind? Ich werde einfach Überstunden machen und dann reicht unser Geld aus. Wer sagt denn, dass du nie wieder arbeiten kannst? Nach einiger Zeit besteht bestimmt die Möglichkeit, eine Halbtagsstelle anzutreten und bis dahin habe ich genug verdient.“ „Du hast eigentlich Recht. Wie konnte ich nur so schwarz sehen? Es liegt vielleicht an der Schwangerschaft.“ „Ich bin dir deshalb kein bisschen böse, denn du regst zum Nachdenken an und das mag ich so an dir.“

Heinz begann sofort damit, Überstunden zu machen und brachte noch mehr Geld heim. Kurz darauf erhielten sie von einem Makler ein schönes Haus angeboten. Sie hatten sich beim ersten Blick in das Haus verliebt und alle Mühe, es dem Makler nicht zu zeigen. So gut es irgendwie ging, handelten sie den Kaufpreis herunter und kauften das Haus. Einiges Geld behielten sie sogar noch übrig und wollten es bei ihrer Bank zu guten Zinsen anlegen. Ein Bankangestellter überredete sie hinter vorgehaltener Hand zu einem Warentermingeschäft, denn er selbst würde sein ganzes Geld darin investieren. Zuerst waren sie sehr skeptisch aber wenn selbst dieser Bankangestellte sein ganzes Geld riskierte, konnte eigentlich nichts schief gehen. Gesagt, getan! Nach drei Wochen war aus ihren Ersparnissen fast das Doppelte geworden. Sofort legten sie dieses Geld bei der Bank an und hielten sich von solchen, ihrer Meinung nach riskanten, Geschäften fern. Wie Recht sie damit hatten zeigte sich bald, denn das nächste Warentermingeschäft platzte und der Bankangestellte verlor fast sein ganzes Geld.

Mit Riesenschritten rückte der Geburtstermin immer näher und die Vorfreude wurde immer größer. Wenige Tage vor dem berechneten Termin passierte ein Unglück. Erika wollte die Post aus dem Briefkasten holen und stürzte die letzten drei Treppenstufen hinunter. Eine Nachbarin hatte den Aufprall gehört und lief schnell zu Erika, die laut stöhnte. Sofort rief die Nachbarin den Notarzt an, der schon nach wenigen Minuten eintraf. Schnellstens lieferte man Erika in die Geburtsabteilung ein. Der dortige Doktor rief sofort seine Mitarbeiter zusammen und sie bereiteten Erika im Operationssaal auf einen Kaiserschnitt vor. Das war auch dringend geboten, denn sonst wäre das Kind im Mutterleib gestorben. Nach erfolgreicher Operation, die Mutter und Kind gut überstanden, stellte der Gynäkologe eine Schädeldeformation beim Kind fest, die wohl durch den Sturz verursacht worden war. Er wollte Erika einen Schock ersparen und ließ das Kind, ein Mädchen, in die Säuglingsstation bringen.

Als Heinz im Krankenhaus eintraf, befand sich seine Frau gerade im Operationssaal. Er wollte zu ihr, aber der Portier hielt ihn zurück und beruhigte ihn. Danach rief er für Heinz in der gynäkologischen Abteilung an und erkundigte sich nach Erikas Zustand. Die Stationsschwester wusste nur, dass die Operation ohne Probleme verlief und bat Heinz zu warten. Der bedankte sich und lief vor Nervosität wie ein im Käfig gefangener Tiger hin und her. Nach fast zwei Stunden kam der Portier zu ihm und schickte ihn hinauf in die Geburtsabteilung. Schnell lief Heinz die Treppe hinauf und meldete sich bei der Stationsschwester, die ihm mitteilte, dass Mutter und Kind, ein Mädchen, wohlauf wären. Seine Frau befände sich noch im Aufwachzimmer und das Kind auf der Säuglingsstation. Währenddessen kam eine andere Schwester auf Heinz zu und fragte ihn, ob er Herr Müller wäre. Er bejahte und die Schwester sagte ihm, seine Frau wäre jetzt erwacht und er könnte zu ihr. Dankesworte murmelnd ging er zu Erikas Zimmer, öffnete vorsichtig die Tür und sah Erika. Sie hatte ein großes Pflaster an der linken Stirnseite. Leise trat er auf ihr Bett zu und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Er nahm ihre rechte Hand und fragte sie, wie sie sich fühle. Mit schwacher Stimme schilderte sie ihm den Sturz und beruhigte ihn, denn bis auf die Platzwunde an der Stirn und einen leichten Brummschädel hätte sie nichts abbekommen. Ihr Kind wäre zur Beobachtung auf der Säuglingsstation. Einigermaßen zufrieden mit diesen Auskünften, fragte sich Heinz, ob dem Kind bei dem Sturz nichts passiert wäre. Da klopfte es an der Tür und der behandelnde Arzt trat ins Krankenzimmer. Mit bedenklicher Miene eröffnete er den Müllers: „Ich habe mich mit dem Kinderarzt unterhalten, denn ich stellte nach der Geburt bei ihrem Kind eine Schädeldeformation fest. Es kann sein, dass ihr Kind eine Behinderung hat. Genaueres können wir ihnen jetzt noch nicht mitteilen. Warten sie bitte die nächsten Monate ab, dann ist eine ganz genaue Diagnose möglich. Ansonsten haben sie eine kerngesunde Tochter.“ Danach verließ der Doktor das Zimmer. Vollkommen außer Fassung sahen sich Erika und Heinz an. Das konnte doch nicht wahr sein. Ihr ganzes Leben schien zerstört. Wie würde ihre Zukunft aussehen? Würden sie vierundzwanzig Stunden am Tag auf das Kind aufpassen müssen? Wäre es ein Pflegefall? Erika machte sich die schlimmsten Vorwürfe. Hätte sie doch nur die Post Post sein lassen. Wäre sie doch nur vorsichtiger gewesen. Hätte sie sich doch nur besser fest gehalten. Doch diese Vorwürfe führten zu nichts und Heinz versuchte, Erika zu trösten. Er wollte ihr Kraft geben und seine Gefühle nicht zeigen, doch als er Erika in den Arm nahm, begann er, hemmungslos zu weinen. Wozu hatten sie sich so abgemüht und so viel gespart? Wofür das alles? Ihre Kinder sollten es eines Tages besser haben und dann so etwas. Andere Ehepaare kümmerten sich einen Dreck um ihren Nachwuchs und trotzdem wuchsen diese Kinder fröhlich und zufrieden auf. Es war alles so ungerecht. Warum hatte Gott ihnen so etwas angetan? Warum nur, warum? Sie hatten doch niemandem etwas angetan. Es war zum Verzweifeln. Erika sagte mit tränenerstickter Stimme: „Wir müssen noch einen Namen für unser Kind finden. Spontan fällt mir da Elisabeth ein.“ Heinz entgegnete: „Ein Name ist so gut wie der andere. Mir ist es egal.“ Er verabschiedete sich mit gebrochener Stimme von Erika und begab sich zum Standesamt. Dort meldete er seine Tochter an und ging anschließend heim. Als er daheim war, nahm er sich eine Flasche Whisky und leerte sie fast. Zwischendurch meinte er, dass das Trinken die einzige Möglichkeit wäre, mit diesem sinnlosen Leben fertig zu werden. Warum sollte er überhaupt noch arbeiten gehen? Völlig betrunken blieb er auf dem Sofa liegen.

Am nächsten Morgen hatte er einen fürchterlichen Kater und meldete sich krank. Er musste erst wieder zu sich selbst finden und alle Ereignisse in der richtigen Reihenfolge zusammenbringen. Der Umzugstermin stand auch kurz bevor und er musste jetzt alles alleine zusammenpacken. Warum hatten sie sich nur auf diesen Hauskauf eingelassen? Da klingelte es an der Wohnungstür. Heinz schleppte sich zur Tür und öffnete sie. Draußen stand sein bester Freund, Theo Meier, der im Nebenhaus wohnte und schon Frührentner war. Als Theo Heinz sah, erschrak er zuerst, ließ es sich aber nicht anmerken und begrüßte ihn: „ Guten Morgen Heinz. Ich wollte nur fragen, wie es Mutter und Kind geht. Wie heißt euer Kind überhaupt?“ Heinz bat ihn in die Wohnung, schloss die Tür und antwortete traurig: „Erika geht es den Umständen entsprechend gut und unser Kind heißt Elisabeth.“ „Heinz, du verschweigst mir doch etwas.“ „Was sollte ich dir denn verschweigen?“ „Rück‘ schon raus mit der Sprache. Da ist doch was im Busch. Ich kenn‘ dich doch.“ Sie setzten sich ins Wohnzimmer und schweren Herzens erzählte Heinz dem Theo alles, was ihm der Arzt gesagt hatte. Ungläubig sah ihn Theo an: „Was ist mit eurer Tochter? Sie soll behindert sein? Das tut mir sehr leid für euch. Das habt ihr ganz bestimmt nicht verdient.“ Heinz dankte ihm mit müder Stimme für sein Mitgefühl und bot ihm einen Cognac an. Sie stießen auf Elisabeth an und Theo gratulierte ihm trotzdem herzlich zum Nachwuchs. Fast böse sagte Heinz: „Was gibt es da schon zu gratulieren? Demnächst haben wir einen Krüppel Zuhause und dann müssen wir uns schämen, dass wir so ein Kind haben. Was sollen nur die Nachbarn denken? Hätten wir uns doch nur weit entfernt ein Haus gekauft, da, wo uns keiner kennt.“ Theo war erschüttert über diese Worte: „Wir sind doch Freunde und darum sage ich dir jetzt die Wahrheit. Wenn du mir deshalb böse bist, verstehe ich das sehr gut. Hör‘ mir bitte genau zu. Du bist von Selbstmitleid zerfressen, willst den Kopf in den Sand stecken, dich vor der Welt verstecken und keinen Menschen mehr sehen. Falscher könntest du dich nicht verhalten. Hat denn ein Behinderter kein Recht auf Leben? Meinst du vielleicht, mir macht es Spaß, Frührentner zu sein und als Simulant bezeichnet zu werden, nur weil ich kaum Luft bekomme? Stelle dich dem Leben. Sag‘ ja zu allem, was auf dich zukommt. Du warst doch früher nie ein Pessimist. Denk‘ doch mal nach!“ „Ich glaube, es ist besser, du gehst jetzt! Ich brauche keinen klugen Ratschläge von dir! Danke für deinen Besuch.“, hielt sich Heinz mühsam zurück. Theo verabschiedete sich: „Ich bin weiterhin dein Freund und halte zu dir, egal was dir zustößt. Bis dann.“

Einige Tage darauf kam Erika heim. Sie litt sehr darunter, dass sie ein behindertes Kind zur Welt gebracht hatte. Was würde nur die Zukunft bringen? Wie würde sich ihr aller Leben verändern? Sie wollte sich ablenken und stürzte sich in ihre Hausarbeit. Am nächsten Morgen kam schon um sieben der Lkw und schnell waren die ersten Sachen verladen. Der Fahrer meinte, dass er kaum jemals so zügig einen Umzug hatte vonstatten gehen sehen.

Kurz darauf wurden Heinz und Erika zum Krankenhaus bestellt. Der Kinderarzt bat sie in seinen Behandlungsraum und eröffnete ihnen: „Nach eingehenden Untersuchungen wurden folgende Behinderungen bei Elisabeth festgestellt: Sie wird kaum sprechen und nur sehr wenige Bewegungen ohne Hilfe vollbringen können. Beim Sturz der Mutter war die Schädeldecke eingedrückt und dadurch das Sprachzentrum sowie die Bewegungskoordination geschädigt worden. Regelmäßige Krankengymnastik und der Besuch einer Sprachschule könnte die Behinderungen etwas mildern. Es tut mir leid, dass ich ihnen keine positivere Nachricht geben kann.“ Obwohl der Doktor so schonend wie möglich gesprochen hatte, trafen seine Worte die Müllers wie Hammerschläge. Völlig verzweifelt verließen sie das Krankenhaus. Ihre Tochter Elisabeth musste dort noch etwa einen Monat zur Beobachtung verbleiben.

Nach diesem Monat, der Erika endlos lang vorkam, ging sie mit Heinz zum Krankenhaus, um die Elisabeth abzuholen. In der Kinderstation übergab ihnen die Stationsschwester ihre Tochter und richtete ihnen aus, dass ihnen der Stationsarzt noch einige Ratschläge und Anregungen für die ersten Monate geben wollte. Sie bedankten sich herzlich und begaben sich ins Arztzimmer. Der Arzt begrüßte sie: „Guten Tag liebe Familie Müller. Ich habe mir etwas Zeit für sie genommen, um ihnen meiner Meinung nach einige wertvolle Tipps bezüglich der Pflege ihrer Elisabeth zu geben. Zuerst einmal sage ich ihnen, dass die Elisabeth ein besonderes Kind ist. Nicht weil sie behindert ist, sondern dass sie solche Eltern hat wie sie. Sie werden sich ganz sicher sehr gut um sie kümmern und, davon bin ich felsenfest überzeugt, ehrlich lieb haben. Herr Müller, schauen sie doch nicht so zweifelnd. Sie sind nicht der erste Vater, der hier sitzt und ein behindertes Kind hat. Ihre Verzweiflung ist zwar verständlich und ich kann mir denken, dass sie sich gesagt haben, warum ausgerechnet wir. Diese Einstellung wird ihnen wenig hilfreich sein. Sehen sie sich doch das Leben der Amerikanerin Helen Keller an. Hat diese Frau keine Chancen gehabt? Bevor ich ihre Zeit noch länger in Anspruch nehme, verabschiede ich mich jetzt besser von ihnen und wünsche ihnen alles nur erdenklich Gute für sie und ihr Kind.“ Heinz erhob sich mit den Worten: „Sie haben Recht. Auf Wiedersehen Herr Doktor.“

Mit ihrer Tochter auf dem Arm kamen sie heim. Die Nachbarn hatten sie schon von weitem kommen sehen und wollten sich nach dem Befinden des Kindes erkundigen, denn sie wussten ja, dass Elisabeth lange im Krankenhaus gewesen war. Heinz öffnete die Fahrertür, stieg aus, ging ums Auto zur rechten Seite und war Erika beim Aussteigen behilflich. Währenddessen kam der rechte Hausnachbar zu ihnen und fragte nach Elisabeth. Etwas barsch antwortete Heinz: „Es geht ihr einigermaßen, aber das gibt sich wieder!“ Erika schaute Heinz an, schüttelte den Kopf und sagte: „Vielen Dank für ihre Nachfrage. Wir werden unserem Kind viel Liebe geben. Das ist für sie die beste Medizin.“ „Ich wünsche ihnen für Elisabeth alles Gute und ihnen Beiden, dass sie immer die Kraft haben werden, ihr die nötige Liebe und Anerkennung zu geben.“ Heinz gab dem Nachbarn die Hand: „Entschuldigen sie bitte meinen Ton aber Alles kam für uns sehr überraschend. Dafür können sie ja nichts. Auch von mir vielen Dank für ihre Anteilnahme.“

Die ersten Wochen waren sehr schwer für Erika und Heinz, denn Elisabeth schrie nicht, bewegte sich kaum und sie mussten ihre Bedürfnisse fast erraten. Für Erika war es leichter als für Heinz, denn sie hatte allein schon durch das Stillen viel engeren Kontakt. Besonders Heinz litt sehr darunter, dass er ein behindertes Kind hatte. Im Betrieb ließ er sich nichts anmerken aber nach einiger Zeit wurde auch dort bekannt, dass Elisabeth behindert war. Einige furchtbar neidische Kollegen tuschelten hinter seinem Rücken: „Das hat er verdient. Hier den großen Macker spielen und noch nicht mal ein gesundes Kind zu Stande bringen. Ja, ja, Hochmut kommt vor dem Fall. Es gibt also doch noch Gerechtigkeit.“ Ein anderer Kollege, eine Seele von Mensch, sprach mit Heinz: „Egal, wie es dir oder deinem Kind geht, auf mich kannst du dich immer verlassen. Ich werde dir helfen, wo immer ich kann. Scheu‘ dich nicht, mich um Hilfe zu fragen.“ „Von dir hätte ich auch nicht anders gedacht als dass du helfen willst, Hugo. Vielen Dank. Ich werde auf dein Angebot im Bedarfsfalle zurückgreifen. Gäbe es doch nur mehr von diesen prachtvollen Menschen wie dich.“

Im Laufe der Jahre lernte Elisabeth mit großer Mühe sprechen und ihre Hände zu gebrauchen. Als sie in der Schule mit dem Schreiben und Lesen begonnen hatte, fing sie an, ihren ersten kurzen Gedichte zu verfassen. Ihre Eltern hielten anfänglich diese Schreiberei für dummes Zeug, doch die Lehrer waren alle begeistert von den einfachen aber wirkungsvollen Worten und dem Tiefgang in Elisabeths Werken.

Im Alter von zwölf Jahren schickte sie ihre Kurzgeschichten nacheinander an verschiedene Verlage und einige dieser Geschichten wurden zuerst in kleinen Auflagen herausgegeben. Diese Auflagen waren außerordentlich schnell vergriffen und die Verlage konnten kaum nachkommen, Neuauflagen heraus zu bringen.

Nach einiger Zeit wurde Elisabeth gebeten, an einer Dichterlesung teilzunehmen und aus einem ihrer Werke vorzulesen. Dieser Bitte kam sie gerne nach und ließ sich von ihrem Vater zu dieser Veranstaltung bringen. Dort stand sie nun im Rampenlicht. Etliche Menschen im Publikum waren darüber erschüttert, dass Elisabeth so schwer behindert war und sich mehr schlecht als recht im Rollstuhl hielt. Doch kaum hatte sie ihren ersten Worte vorgetragen, lauschten alle Anwesenden gebannt dem Klang ihrer Stimme. Keiner sah mehr ihre Behinderung. Als sie geendet hatte, war das ganze Publikum völlig sprachlos. Erst nach einer längeren Pause brandete tosender Applaus auf. Die anderen geladenen Dichter wurden versehentlich zu Statisten degradiert und als der Applaus abgeebbt war, stand ein Schriftsteller auf und gratulierte Elisabeth: „Ich danke dir für deine unnachahmlich schönen und bewegenden Worte. Wie sagte doch so treffend ein asiatischer Weiser: Die Lotosblüte wächst aus dem übel riechenden Schlamm zu unglaublicher Schönheit. Diesen Worten kann ich mich vorbehaltlos anschließen.“

Die damaligen zerstörerischen Fragen der Müllers zur Behinderung Elisabeths tauchten nicht mehr auf. Kein Mensch wird sich jemals damit abfinden, wenn er eine Behinderung hat. Er wird in den meisten Fällen versuchen, das Beste daraus zu machen. Für Elisabeth war es eben die Gabe der Schriftstellerei, die sie als Mensch so einzigartig machte. Ist nicht jeder Mensch einzigartig? Jedes Wesen auf der Erde bekommt genau das zum Leben, was es braucht. Nur wir Menschen lehnen unsere Geschenke oft ab.
Der öffentliche Dienst und der gesunde Menschenverstand schließen einander aus.

Man sollte sich die Gelassenheit eines Stuhles zulegen können, der muss auch mit jedem A.... klarkommen.
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Lehrer Wolf

Am kleinen Bach, der in Windungen durch den Wald fließt, ist es so friedlich. Die Sonne schimmert durch die Blätter und wirft helle Flecken auf den Waldboden. Sie glitzert im Wasser. Doch wo sind die Tiere geblieben? Die Vögel schweigen und die Fische haben sich versteckt. Da plötzlich ist ein Platschen zu hören. Es ist Mick, der junge Fischotter und die Neugier in Person. Er untersucht alles und jedes und ist äußerst vorwitzig. Etwas hat ihn erschreckt, denn er schwimmt rasend schnell durch den Bach zum Bau. Aus sicherem Versteck beobachtet er, was vorgeht. Etwas Graues auf vier Beinen geht langsam durch den Wald. Was ist denn das für ein Tier? Jetzt kommt es zum Trinken an den Bach, fast direkt gegenüber von Micks Versteck. In sicherer Entfernung geht er an Land und möchte verschwinden, doch seine Neugier ist stärker als seine Angst. Durch den Bach schwimmt er auf das Wesen zu und fragt es, wer und was es wäre. Mit freundlicher Stimme antwortete es: „Hab keine Angst, ich bin Klaus, der Wolf, ich esse nur Beeren und Kräuter. Ich liebe meine Mitgeschöpfe. Einen langen Weg habe ich hinter mir und viele Erfahrungen gesammelt sowie große Herausforderungen bewältigt. Ich fühle mich wohl hier und überall habe ich Freunde gewonnen. Du bist also der Mick.“ „Woher kennst du meinen Namen?“ „Ich kann Gedanken lesen und du fürchtest dich vor mir, aber deine Neugier hat dich zu mir getrieben.“ Verblüfft schaut Mick ihn an. Ein Wolf, der Beeren aß? War das normal? Klaus lächelte ihn an: „Ich bin normal, aber anders, als du ‚normal’ verstehst. Du meinst, dass das Normale das ist, was die Masse der Wesen macht. Daher bin ich ver-rückt, anders gesagt, ich habe die Wahrheit entdeckt und nur die ist für mich gültig. Das erschreckt viele Wesen und sie sagen, dass ich nicht richtig sein kann, wenn ich mich verhalte, wie ich glaube, dass es recht ist.“ Mick staunt nur noch, seine Angst ist völlig verflogen und er verlässt das Wasser. Ein Wolf, der das Normale als verrückt bezeichnet, ist harmlos. Klaus schaut ihn an: „Stimmt, ich bin harmlos. Aber das Normale ist verrückt und meine Ver-rücktheit ist normal. Ich bin der sogenannten Normalität abgerückt und habe erkannt, das ich so am besten leben kann.“

Ein Knacken, Brechen und Johlen ertönt. Mick rast zurück in den Bach und taucht ganz schnell unter. Kinder laufen lautstark durch den Wald und sehen Klaus am Bach trinken. Sie rufen: „Seht mal diesen schönen Hund. Den streicheln wir mal.“ Wie scheinbar zutraulich kommt Klaus an und ließ sich streicheln. Er liebt diese Momente, wenn er mit einem Hund verwechselt wird und genießt die Streicheleinheiten. Bald darauf lassen die Kinder von ihm ab und er geht seines Weges.

Tage später kommen wieder Menschen in den Wald und sehen Klaus. Sofort wollen die beiden Kinder auf ihn zu und ihn streicheln: „Mama, Papa, da ist ein lieber Hund, den sehen wir uns an.“ Blitzartig rennen sie los und sind im Nu bei Klaus, der sich streicheln lässt. Vor Schreck ganz starr sehen die Eltern, dass Klaus ein Wolf ist. Sie machen langsame Bewegungen auf einen großen Stock zu. Gleichzeitig nehmen sie im Kopf eine Stimme wahr: „Wovor habt ihr Angst? Ein Stock ist unnötig, ich liebe alle Wesen. Kommt auch her zu mir.“ Sie schütteln den Kopf. Woher kommt diese Stimme? Haben sie einen Sonnenstich? „Ja, ich bin es. Dieser ach so gefährliche Wolf kann Gedanken lesen und auch mit anderen Wesen über Gedanken Kontakt aufnehmen. Glaubt es ruhig, so unwahrscheinlich es auch ist.“ Entschlossen laufen sie auf den Wolf zu. Da nimmt er die Kinder bei den Jacken und zerrt sie weg. Sofort sind die Eltern hinter ihm her. Da kracht es und ein Baum fällt auf die Stelle, wo sie gerade noch gestanden haben. Klaus hat die Kinder sofort losgelassen, als er die Eltern in Sicherheit weiß. Dieser Schock ist zuviel für sie und sie setzen sich erst einmal. Zu den Kindern sagt Klaus in Gedanken: „Geht zu euren Eltern, sie brauchen euch dringend.“ Schnell kommen sie seiner Aufforderung nach und umarmen ihre Eltern. Die Mutter sagt: „Das glaubt uns kein Mensch. Zuerst ein Wolf, der Gedanken liest, danach unsere Rettung und er schickt uns unsere Kinder, die uns umarmen. Das ist doch verrückt.“ „Stimmt und ich weiß, dass ihr genau das gebraucht habt. Soll ich euch mal einige Reime vortragen?“ Fassungslos schauen alle auf Klaus. Noch mehr Wahnsinn? Aber was soll es? Soll er vortragen, was er will. „Ich danke euch, dass ihr mir zuhört besser gesagt, meinen Gedanken folgt. Also:

Menschen bekommen Kinder, wie sie sagen: aus Liebe.
sie versorgen die Kinder und versetzen damit deren Seele schwere Hiebe.
Füttern, wickeln, baden, erziehen und kleiden, welch ein Leiden für die Kleinen.
Stehen sie eines Tags auf , wie Mensch sagt, eigenen Beinen,
so fühlt die einst reine kindliche Seele Freiheit aus dem Inneren heraneilen.
doch meist lässt er sie kaum in sich verweilen.
Schade um das reine Wesen,
das er einst gewesen.
Eindrücke von außen verwirren
und lassen die Wesen irren.
Hauptsache von außen stimmt das Bild,
auch wenn von innen 'Warnung' steht auf einem mahnenden Schild.
So scheint die Menschheit von heute halt zu sein,
jeder wahrt den äußeren Schein,
leben in einer 3D-Utopie
scheinbar endet sie wohl nie!

Was meint ihr dazu?“

Die Eltern scheuen sich, was zu sagen. Das war doch unmöglich. Die Kinder rufen: „Wie schön. Bitte mehr davon.“ Schon trägt Klaus noch Weiteres vor:

„Meine Seele rein wie der Strahl der Sonne,
welch eine Wonne.
Meine Worte rein und klar wie das Himmelszelt,
wäre es doch wunderschön, wäre es so auf der ganzen Welt.
Krankheit und Kriege gehören zu Gestern und nicht zu Heute.
Das wäre schön, ruft die ganze Meute.
Menschen wünschen sich das Leben wäre zeitlebens schön und angenehm.
Doch sie spüren kaum, dass sie es sich selber unangenehm dreh'n.
Im Ursprung haben Menschen das Paradies auf Erden,
doch der Mensch baute es sich um und ließ es zu seiner eigenen Hölle werden.
Der Mensch ist dabei, dies zurück zu dreh’n, wie schön!
Doch kaum einer möchte es wirklich seh’n,
aus Angst in eine ungewohnt schöne Zukunft zu sehen.
Für Menschen ist anders als gewohnt meist schlecht,
doch dies zu beurteilen: Wer gibt ihnen dazu das RECHT???

Den Eltern rollen die Tränen über die Wangen. Warum berühren diese Worte sie nur so tief? Die Kinder geben unbewusst die Antwort: „Mama und Papa, das Paradies möchten wir auch haben. Wann bekommen wir es?“

Klaus gibt noch mehr Weisheiten von sich:
„Menschen haben Gefühle, die Unwohlsein verursachen. Gefühle sind innerlich, wieso sucht Mensch äußerlich nach Wohlsein???
Wohlsein wie auch das Gegenteil sind in uns SELBST. Unser Selbst ist wie eine Waage. Körper auf der einen Seite, Seele/Wesen auf der anderen. Dies gehört in Einklang und ergibt unser Selbst = Wohlsein.

Wie gebannt lauschen sie dem letzten Gedicht von Klaus:
„Als kleine Menschen lieben wir alles und jeden,
wer spricht uns das ab und auch dagegen?
Nichts und niemand würden die meisten sagen
in diesen Tagen.
Und doch ist es so mit uns geschehen,
wie das anfing, lasst es uns näher ansehen.
Erfahrungen nennen Menschen das, was sie erleben
und bei denen sie danach streben,
dass bloß alles geht normgerecht und nie daneben.
doch niemals eine Norm ist für alle Menschen gemacht,
deswegen werden unwohle Erfahrungen von viel zu vielen Menschen gemacht.
Verständnis fehlt wofür sie leben,
existieren rein für normgerechtes Streben,
doch dies geht daneben.
Nach Wurzeln des Unwohls wird geforscht,
dauert zu lang, der Mensch wird dadurch morsch.
Doch möchte jeder seines Kindes Bestes
also schützen wir sie vor schmerzen.
Gute Erfahrungen braucht es, keine schlechten
also halten wir schützend die Hand
bevor sie in Berührung kommen mit dunklen Mächten.“

Die Eltern sind vollkommen sprachlos. Wie kann ein Wolf so etwas wissen? Ihr Weltbild ist total erschüttert. Nur die Kinder umarmen Klaus und sind traurig, als er sie verlassen möchte. „Tragt diese Weisheit in die Welt und sie wird sich ändern. Sie wird zum Paradies für alle Wesen auf ihr. Wenn ihr mich braucht, ich bin in eurer Nähe. Ein Gedanke an mich und ich bin bei euch.“

Mit diesen im Kopf sich formenden Worten läuft Klaus fort und verschwindet lautlos im tiefen Wald. Nur die Sonne hat gesehen, wohin er gegangen ist.
Der öffentliche Dienst und der gesunde Menschenverstand schließen einander aus.

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Beitrag von Zollwolf1960 »

Meine Einsamkeit

Ich wurde geboren
und war allein.
Alle waren um mich herum,
auch sie waren allein.

Ich wurde genährt und gekleidet
und war immer noch allein.
Ich bekam Geschwister,
auch sie waren allein.

Ich besuchte die Schule
und war auch dort allein.
Ich hatte viele Klassenkameraden,
auch sie waren allein.

Ich machte eine Lehre
und ich war allein.
Ich kannte viele Kollegen,
auch sie waren allein.

Ich hatte eine Partnerschaft
und war allein.
Ich gründete eine Familie
und auch die war allein.

Ich besaß viele Freunde
und war allein.
Ich lernte viele Leute kennen,
auch die waren allein.

Ich wurde alt und starb
und war allein.
An meinem Grab standen viele Menschen,
sie weinten über ihre Einsamkeit.
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Außenseiter

Was ist ein Außenseiter?
Jemand außerhalb der Norm.
Was ist die Norm?
Die Norm legt fest, wie jemand zu sein hat.
Wer legt die Norm fest?
Die Menschen, die wie Roboter funktionieren.
Die alles, was anders ist, stört,
die mit dem Strom schwimmen, wie es gehört.

Ist ein kranker Mensch normgerecht?
Ja sicher, solange er sich an die gesellschaftlichen Regeln hält.
Arztbesuch, Tabletteneinnahme und gesund werden oder sterben.
Sogenannte geistig Kranke werden mit bunten Pillen ruhig gestellt.
Wer bestimmt das?
Die Menschen, die wie Roboter funktionieren.
Die alles, was anders ist, stört,
die mit dem Strom schwimmen, wie es gehört.

Ist denn ein Künstler normgerecht?
Ja, wenn seine Kunst dem gesellschaftlichen Geschmack entspricht.
Was geschieht, wenn einer die gesellschaftlichen Regeln verletzt?
Dann wird bestimmt, dass er entweder eingesperrt oder mit bunten Pillen behandelt wird.
Wer macht so etwas?
Die Menschen, die wie Roboter funktionieren.
Die alles, was anders ist, stört,
die mit dem Strom schwimmen, wie es gehört.

Bin ich ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft?
Ja, oberflächlich betrachtet schon.
Ich zahle meine Steuern und mach meinen Job.
Ich fahre rechts und kaum zu schnell.
Was ist unter der Oberfläche?
Ein unangepasster Querdenker und Störenfried,
ein Fragensteller und Aufwiegler,
ein Mensch, der hinter die Fassade schaut,
ein Schreiberling, der auf Normen pfeift.
Den Menschen fürchten, die wie Roboter funktionieren.
Den alles Normale stört,
der gegen den Strom schwimmt, wie es gehört.
Der öffentliche Dienst und der gesunde Menschenverstand schließen einander aus.

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Beitrag von Zollwolf1960 »

Grauer Regenmorgen

Der Regen fällt,
es sieht trostlos aus,
die Scheibenwischer schaffen ihn weg,
es ist wie eine Sisiphusarbeit.

Gischt wirbelt das Auto vor mir auf,
die roten Lichter verschwimmen.
Ob alle vor mir zur Arbeit müssen?
Treibt uns nur unser Job durch dieses Wetter?

In der Gischt bricht sich das Licht,
der nasse Asphalt spiegelt es wider,
schimmernd gleiten die Lichtfinger über das Brückengeländer,
selbst die Ampelfarben leuchten heller.

Leuchtreklamen verheißen Glanz,
beleuchten die nassen Straßen,
schaffen künstliche Atmosphäre
und wirken sehr vertraut.

Ist der Morgen grau?
Ist Regen nur lästig?
Regen bringt Wachstum.
Bringt er auch Wissen?

Das liegt alles im Auge des Betrachters.
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Lichtspiele

Matt glänzt der feuchte Boden,
der Regen ist vorbei,
in den Pfützen spiegelt sich die Sonne,
die durch die Wolken bricht.

Dunkle Wolken bilden den Hintergrund,
eine beeindruckende Kulisse,
die Sonne strahlt durch den Regen,
ein Regenbogen spannt sich über die Bäume.

Helle Flecken springen hin und her,
der leichte Wind bewegt das Laub,
der Waldboden ist lebendig,
verwirrende Vielfalt.

Wolkenberge in vielen Grautönen,
sie wirken kompakt und undurchdringlich,
plötzlich reißen sie auf,
die Sonnenstrahlen gleiten zu Boden.
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Beitrag von Zollwolf1960 »

Dorfgeschichten

In einem fernen Land, nahe den Bergen in einem Dorf, hat eine Familie ihr Heim. Dort ist es sehr gemütlich. Draußen in der Wiese laufen Hühner, Schafe, eine Gans und ein Pferd herum. Rechts vom Haus liegt ein großer Berg Holz. Der Familienvater, liebevoll Pappa genannt, hat dieses Holz eigenhändig klein gehackt und sorgfältig aufgestapelt. Die Mutter, von allen Mamma genannt, versorgt die Kinder und kümmert sich um den Haushalt.

Leute von nah und fern besuchen gern diese Familie. Die drei Kinder sind jedem Besucher sofort ans Herz gewachsen. Das jüngste Kind, Eva, sieht aus wie ein Engel mit ihren langen blonden Haaren und den blauen Augen. Der Sohn, Georg, macht gern liebevolle Streiche und hat auch strahlend blaue Augen. Die Älteste, Daniela, achtet auf ihre Geschwister. Sie ist in der Schule sehr beliebt und kann sehr gut mit Kindern umgehen.

Manchmal kommt ein Mann zu Besuch. Er wohnt weit entfernt und nimmt die Mühsal der Reise zu ihnen gerne auf sich. Obwohl er sich kaum bewegen kann, strahlt er seine Lebensfreude in die ganze Welt hinaus. Die ganze Familie mag ihn sehr, denn er kann schöne Geschichten erzählen und ist sehr fröhlich. Die Eva sitzt gern bei ihm auf dem Schoß und dann spielen sie gemeinsam. Die Mamma spielt auch manchmal mit und bei jedem Spiel gewinnen alle.

Fast das ganze Leben spielt sich in der Küche ab. Die Mamma hat für Jeden ein liebes Wort und hört zu, wenn jemand mit Problemen zu ihr kommt. Ihr ist jeder Mensch wichtig. Auch Menschen vom Rande der Gesellschaft. Sie sagt: „Wer am Rande lebt, macht andere Erfahrungen als jemand aus der Mitte.“

Manchmal ist der Pappa sehr müde, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt. Die Kinder begrüßen ihn dann ganz lieb und spüren, wie alle Kinder es können, dass er seine Ruhe braucht und sie lassen sie ihm.

Viele Menschen wundern sich, weshalb diese Familie so stark ist. Das ist schnell erklärt. Die Menschen, die sich wundern, haben Angst vor ihrer eigenen Stärke. Sie sind wie eine Schafherde. Sie glauben, dass ihnen die Herde Sicherheit gibt und passen sich den Gewohnheiten der Herde an. Sie bleiben unauffällig, denn wer auffällt, muss die Herde verlassen. Das ist schlimmer als diese Fragen in ihnen, warum sie sich so wie alle anderen verhalten. Diese Fragen in ihnen betäuben sie mit allerlei Ablenkung wie Sport, Alkohol, vielen Stunden Arbeit und auch dem Sein in einem Verein.

Eines Tages geschieht etwas Außergewöhnliches. Der Mann, der sich kaum bewegen kann, erlangt seine Beweglichkeit zurück. Die Mamma und der Pappa freuen sich mit ihm und er weint vor Glück. Die Eva rennt durchs Dorf und erzählt allen vom Wunder. Staunend kommen die Dörfler angelaufen. Tatsächlich, der Mann steht auf eigenen Beinen und bewegt sich wie sie es auch von sich gewohnt sind. Mit bebender Stimme und Tränen in den Augen sagt er nur diesen Satz: „So, wie ich mich von meiner körperlichen Bewegungsunfähigkeit befreit habe, so könnt ihr euch von eurer Herdenmentalität befreien. Glaubt rein an euch selbst.“

Einige Menschen wollen ihn als Retter verehren, doch das lehnt er völlig ab. Immer wieder weist er die Menschen auf ihre eigene Stärke hin und das diese Stärke in Jedem steckt. Noch viele Jahre macht er Reisen und berichtet den Menschen von diesem Tag seines persönlichen Wunders.

Heute weiß jeder Mensch, wie stark er ist und was er alles bewegen kann. Der Glaube allein versetzt Berge.
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